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Die Enklave

Die Enklave

Titel: Die Enklave Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ann; Pfingstl Aguirre
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herum; die Form ihrer Kanten gab mir Sicherheit. Sie war jetzt mein Glücksbringer. »Zwei.«
    »Ich lass euch beide mal ein bisschen plaudern«, sagte Zwirn. »Ich habe noch andere Dinge zu erledigen.«
    Natürlich hatte er das. Weil er klein und schwach war, konnte er nicht jagen. Er war Dreifuß’ Gehilfe, machte Botengänge für ihn und kümmerte sich um Verwaltungsaufgaben. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn jemals einfach nur still dasitzen gesehen zu haben, nicht einmal nachts. Er ging um den löchrigen Metallzaun herum zu einem anderen Teil der Siedlung, und ich hob die Hand.
    »Ich bin Bleich.«
    »Ich weiß. Jeder kennt dich.«
    »Weil ich keiner von euch bin.«
    »Das hast du gesagt, nicht ich.«
    Sein hastiges Nicken sagte mir, dass er keine weiteren Diskussionen wollte. Und da ich anders als alle anderen sein wollte, schluckte ich meine Neugierde hinunter. Wenn er nicht reden wollte, kümmerte mich das nicht. Jeder wollte seine Geschichte hören, aber nur Dreifuß war sie jemals zu Ohren gekommen, und wahrscheinlich wusste nicht einmal er, ob sie stimmte. Aber ich war lediglich daran interessiert, dass Bleich mir den Rücken freihielt, also spielte es keine Rolle.
    Er wechselte das Thema. »Seide stellt die Jagdteams für
jeden Tag zusammen. Morgen sind wir dran, und ich hoffe, dass du so gut bist, wie sie behauptet.«
    »Was ist mit deinem letzten Partner passiert?«
    Bleich lächelte. »Er war nicht so gut, wie Seide behauptet hat.«
    »Willst du es selbst herausfinden?« Ich hob herausfordernd die Augenbrauen.
    Es waren keine Bälger mehr anwesend, also zuckte Bleich nur die Achseln und ging in der Mitte des Platzes in Position. »Zeig mir, was du draufhast.«
    Das war eine schlaue Taktik, aber so unerfahren, wie er anscheinend dachte, war ich nicht. Wer angreift, nimmt sich selbst die Chance, den Stil seines Gegners zu studieren. Also schüttelte ich den Kopf und bedeutete ihm mit gekrümmtem Zeigefinger, selbst anzugreifen. Beinahe hätte er gelächelt, ich sah es in seinen Augen, aber stattdessen konzentrierte er sich schnell auf den bevorstehenden Kampf.
    Wir umkreisten einander ein paarmal. Ich blieb lieber auf der Hut, denn ich hatte ihn noch nie bei einem Sparringskampf beobachtet. Ich sah den Jägern zwar bei jeder Gelegenheit zu, die sich mir bot, aber Bleich verbrachte nicht viel Zeit mit ihnen, nur auf Patrouille.
    Er feuerte eine schnelle Linke ab, gefolgt von einem rechten Haken: Die eine konnte ich abblocken, den anderen nicht. Es war nett von ihm, nicht seine ganze Kraft in die Schläge zu legen, dennoch brachte der Treffer mich ins Wanken. Aber ich nutzte den veränderten Winkel aus, um ihm einen Haken in die Rippen zu verpassen und mich dann seitlich wegzudrehen. Er hat nicht damit gerechnet, dass ich den Schlag so gut wegstecke, dachte ich.

    Unser Sparring zog die ersten Zuschauer an. Ich versuchte sie zu ignorieren, weil ich in dem Kampf möglichst gut abschneiden wollte. Ich stürzte mich auf sein Bein, aber Bleich sprang einfach hoch, und ich geriet ins Stolpern, während er zum Gegenangriff überging. Als sein Beinfeger kam, konnte ich nicht rechtzeitig ausweichen, und er holte mich mühelos von den Beinen. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber er hatte mich. Wütend schaute ich zu ihm empor, doch er hielt mich fest, bis ich mit der Hand auf den Boden klopfte.
    Bleich streckte mir eine Hand hin, um mir aufzuhelfen. »Nicht schlecht. Du hast ein paar Minuten durchgehalten.«
    Grinsend nahm ich seine Hand. Ich weigerte mich, es auf meine frisch vernarbten Arme zu schieben. Er konnte sie schließlich selbst sehen. »Heute hast du noch mal Glück gehabt. Ich will Revanche.«
    Er ging, ohne zu antworten. Ich nahm das als ein Vielleicht.
    In dieser Nacht schliff ich meine neuen Klingen. Ich überprüfte meine Ausrüstung zweimal, dreimal. Trotz meiner Ausbildung und aller Vorbereitungen konnte ich kaum schlafen. Ich lag da und lauschte den vertrauten Geräuschen um mich herum. Ein Balg weinte. Ich hörte Zeuger bei der Arbeit, klagende Laute vermischt mit leisen Seufzern.
    Ich musste eingenickt sein, denn Zwirn weckte mich mit einem Fuß zwischen meinen Rippen. »Steh auf und iss. Du bist gleich mit deiner Patrouille dran. Und glaub bloß nicht, dass ich mir auch in Zukunft die Mühe machen werde, dich persönlich zu wecken.«
    »Keine Sorge«, erwiderte ich.
    Es war ein Wunder, dass ich überhaupt geschlafen hatte.
Meine erste Patrouille . Aufregung und Nervosität

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