Die Entdeckerin: Erotischer Roman (German Edition)
du nichts?«
»Was soll ich denn sagen? Killian sagt, wo es langgeht, und er hält nichts von Risiken. Wir müssen den Journalisten etwas Interessantes über eine leere Grabkammer erzählen, sonst kauft Sadler uns den Schneid ab.«
Adie spannte ihr Kinn. Sie war noch nicht zur Kapitulation bereit. Wenn Sadler das Fragment zuerst fand, würde die Niederlage eventuell bedeuten, dass sie keinen Job mehr hatte.
»Wo gibt es den nächsten Bahnhof?«, fragte sie.
»Sei nicht verrückt, Adie.«
Adie holte eine Landkarte unter ihrem Sitz hervor. »Al-Badrashein.« Sie zeigte mit einem Finger auf ein Dorf, das ein wenig nördlich vom Hausboot lag. »Bitte, Sian, wir dürfen nicht die einzige Chance vertun, die wir haben. Bring mich zum Bahnhof, dann kannst du zum Boot fahren.«
Der Zug bewegte sich unglaublich langsam Richtung Kairo. Die zweistündige Reise und die anschließende schlaflose Nacht im leeren Apartment in Gezira – Jason und Samih waren zum Hausboot bestellt worden – war die einsamste Zeit, die sie je verbracht hatte. Zum Glück gab es kein Telefon an Bord des Bootes. Sie konnte nur hoffen, dass Killian seine Wut nicht an Sian auslassen würde.
Spät am nächsten Morgen fuhr Adie Richtung Süden, vorbei an den schwarz-weiß gestreiften Gebäudekomplexen von Al-Ghoriyya im Herzen der Stadt. Sie folgte Antons Anweisungen. Das ferne Brummen des starken Mittagsverkehrs pochte in der trockenen Luft der City.
Die Caféteria, in der sie sich mit Ihsan Fuad treffen sollte, lag wie angeschmiegt zwischen dem letzten Kairoer Tarbuschhersteller und einem bizarren Kuriositätengeschäft, in dessen Schaufenster getrocknete Igel hingen. Adie schüttelte sich und ging auf die Türen im Saloon-Stil zu, durch die Tabakqualm und Schweißgeruch auf die Straße drangen.
Sian hatte sie mehrfach gewarnt, die baladi Bars zu meiden, weil die einzigen Frauen, die sich dort blicken ließen, Prostituierte waren. Aber ihr blieb keine Wahl. Wenn sie sich jetzt abwandte, würde die Welle der Publicity, die Sadler mit seinem neuen Buch auslöste, auch das Projekt und Killians Karriere unter sich begraben. Und jedem anderen Mitglied des Teams würde es nicht anders ergehen. Bei ihrer geringen Vor-Ort-Erfahrung würde sie kaum einen anderen Job finden können.
Sei tapfer, spornte sie sich an. Deine Zukunft hängt davon ab, Adie.
Ihre Augen gewöhnten sich nur langsam an die trübe Beleuchtung im Inneren. Sechs Steinstufen führten in einen kleinen quadratischen Raum, vollgestopft mit Tischen, und der aufsteigende Tabakqualm hing wie eine Wolke in Schulterhöhe, deshalb konnte man weder die Theke noch die Gesichter der Gäste sehen. Nicht viele Gäste waren da; eine Gruppe von drei älteren Männern hatte sich um ein Backgammonbrett geschart, und zwei Einzelgänger, der eine saß an der Theke, und der andere saugte intensiv an einer nach Äpfeln riechenden sheesha.
Das Klacken der Spielsteine und das leise Blubbern der Wasserpfeife verstummten, als Adie über den nackten Boden schritt. Sie konnte die Blicke der Gäste auf ihrem Körper fühlen; bewundernde Blicke, die sie auszogen. Sie hielt den Kopf nach vorn gerichtet, den Blick gesenkt. Was sie unbedingt vermeiden musste, war der Augenkontakt mit einem der Gäste, denn das wäre Anlass genug gewesen, sie anzusprechen.
Adie presste die Hände zusammen und versuchte, Trost durch ihren falschen Ehering zu finden. Anton hatte ihr gesagt, sie sollte an der Bar nachfragen. Er hatte ihr einen Zettel in arabischer Sprache mitgegeben, von dem er glaubte, dass er ihre Sicherheit garantierte. Aber allzu großes Vertrauen konnte sie nicht aufbringen.
»Ich soll mich hier mit Ihsan Fuad treffen. Ist er anwesend?«, fragte sie den bunt gekleideten Wirt hinter der Theke. Seine verwaschene galabeyya schien mit irgendeiner Batiktechnik gefärbt zu sein. Er nickte, und zu ihrem Entsetzen wies er mit dem Kopf auf einen Perlenvorhang hinter der Theke. Von dort ging es in einen dunklen Raum, weg von der zweifelhaften Sicherheit eines öffentlichen Lokals.
Adie strich an den Tischen vorbei, aber vor dem schmutzigen Vorhang hielt sie kurz an. Was sie unternahm, war verrückt. Sie blickte zurück zu den männlichen Gästen, dann teilte sie den Vorhang mit einer unsicheren Hand, bevor sie die Nerven verlor, und rannte in den dunklen Raum hinein.
In der Mitte des kleinen Hinterzimmers standen ein Tisch und eine Reihe von Holzstühlen. Dicke Wandteppiche bedeckten die Steinwände, und über dem Tisch
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