Die Entdeckerin: Erotischer Roman (German Edition)
Horus. Adie sah, wie das Mondlicht seinen Glanz auf Killians silberweiße Haare warf. Er schob den Koffer in einen großen Wagen mit Vierradantrieb. Sie probierte noch mal einen Schluck Kaffee, und diesmal sträubte sich ihr Magen nicht.
»Kann ich helfen?«, fragte sie, als er einen weiteren Koffer durch den Flur zog. Sie sah auf den offenen Kragen seines Hemds. Wo sich der Stoff teilte, konnte sie die dunkle Linie seines Schlüsselbeins erkennen. Seine Haut war einige Nuancen dunkler als das Hemdleinen. Sie nahm an, dass er manchmal mit nacktem Oberkörper arbeitete. Auf diesen Anblick freute sie sich jetzt schon.
Killian musterte sie auf seine leidenschaftslose Art. Daran würde sie sich gewöhnen müssen. »Wenn Sie wollen.«
Adie bückte sich und nahm einen der Ledergriffe in die Hand. Sie half ihm, den Koffer anzuheben. Er war schwerer, als sie vermutet hatte, aber sie biss sich auf die Zähne, entschlossen, nicht zu schwach und hilflos zu sein. Als sie die Last gemeinsam in den Kofferraum gehievt hatten, war sie verschwitzt und heiß, und ihr Atem ging schwer.
»Noch einen?«, fragte sie und hoffte, dass sie sich zäh und stark gezeigt hatte.
Killian schüttelte den Kopf. »Ich schaffe das schon. Warum suchen Sie nicht schon mal Ihre Sachen zusammen?«
»Ja, gut.« Man konnte ihm nichts vormachen, und außerdem war sie nicht scharf darauf, sich noch einmal derart anstrengen zu müssen. »Was brauche ich?«
Killian schaute auf die Stellen, wo sich ihr feuchtes Top an die Brüste schmiegte. »Bei Ihrer Haut und diesem Aufzug? Sonnenschutzfaktor fünfzig.« Adie errötete und wandte sich ab. Sie kam sich wie eine blutige Anfängerin vor. »Nehmen Sie Kleider für eine Woche mit, Ihre Zahnbürste und einen Sonnenhut«, fügte er hinzu.
Um Viertel vor sechs erreichten sie Saqqara. Die frühe Morgensonne beschien die Wüstenlandschaft, die wie ein Meer aus Gold aussah. Adie sah verzaubert auf die Totenstadt; sie sah so ganz anders aus als auf dem Fernsehschirm. Nichts hatte sie auf diese gleißende Helligkeit vorbereitet. Rechts sah sie Djosers Pyramide, die in sechs vergoldeten Stufen hinauf zum Himmel führte, umgeben von mehreren Hügeln anderer Pyramiden und Mastabas, die zusammengebrochen waren, und über allem der khamseen , der heiße Wind, der Staubwolken wie Mückenschwärme vor sich her trieb.
Killian stand schweigend neben ihr. Auf den ersten Blick schien er vom Eindruck der Geschichte um sie herum nicht beeindruckt zu sein, aber als sie sich der Grabungsstätte näherten, glaubte sie, einen sanften Glanz in den kühlen grauen Augen bemerkt zu haben.
Sie ließen die Koffer im Auto und gingen an der zusammengefallenen Pyramide des Unas vorbei – er war der letzte König der fünften Dynastie – und ließen den grubenähnlichen Einstieg zu Sekhemkhets noch nicht fertig freigelegter Grabkammer links liegen, während sie auf einen uninteressant aussehenden Hügel von Schutt zugingen.
»Eindrucksvoll, nicht wahr?«, kommentierte Killian, als sie vor dem Hügel aus Sand und Steinen standen. »Man sieht, warum es in den letzten hundert Jahren schlicht ignoriert worden ist.« Er kratzte mit den Händen ein wenig okerfarbene Erde weg und rollte einige kleine Steinbrocken zur Seite, und darunter lag eine solide Eisentür mit einem dicken Vorhängeschloss. »Wir haben die Tür angebracht, als wir begriffen, dass darunter interessante Funde liegen. Sie sorgt dafür, dass Tiere nicht angelockt und Touristen abgeschreckt werden.«
»Und wahrscheinlich auch die Grabräuber«, fügte Adie hinzu, bevor sie von einem Hustenanfall geschüttelt wurde, denn plötzlich hatte sie die trockenen Sandkörner im Mund.
Killian stieß ein trockenes Lachen aus und nahm einen Schlüssel aus seiner Gesäßtasche. Adie starrte auf seine gespannten Backen, als er das Vorhängeschloss öffnete. Sie hätte ihm am liebsten in die harten Muskeln gegriffen, aber neben dem Risiko einer scharfen Abfuhr bestand auch die Gefahr, dass er durch die Türöffnung flog, und sie hätte Mühe gehabt, den Vorgang dem Team zu erklären.
Die Tür öffnete sich, und vor ihnen lag ein kleiner Vorraum, der zu einer breiten Treppe führte, und aufgeregt folgte sie ihm durch die Tür. Was ihr hier begegnete, war der Grund, warum sie unbedingt bei der Grabung dabei sein wollte. Jahre voller Arbeit, Wochen des Bettelns, erpresserische Drohungen – und nun das. Schließlich stand sie in einem ägyptischen Haus der Toten.
Killian zog die Tür
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