Die Entdeckerin: Erotischer Roman (German Edition)
dringender auf eine Antwort warten.«
»Gut.« Adie trat einen unsicheren Schritt zurück, überrascht vom kalten Realismus seiner letzten Bemerkung. »Was ist eigentlich mit dem fehlen Stück passiert?«
»Ein Forscher namens William Jacobs hat Mitte des neunzehnten Jahrhunderts das Stück herausgehackt. Man erzählt sich, dass er nach einer erfolgreichen Ausgrabung in Gizeh Ende Dezember 1881 nach Saqqara gekommen ist, begleitet von seiner neunzehnjährigen Tochter und ihrem gemeinsamen einheimischen Begleiter. Er betrat die Grabkammer vor seiner Tochter und dem jungen Mann und hat die Genitalien entfernt, um ihre Unschuld zu schützen.«
Killian schüttelte traurig den Kopf. »Die Menschen im viktorianischen Zeitalter hatten einige seltsame Wertevorstellungen. Sie haben unglaubliche Forschungsergebnisse erzielt, aber sie haben auch schlimmen Schaden angerichtet. Sie werden ja auch von anderen Beispielen verstümmelter Statuen und abgehackten Genitalien gehört haben.«
Adie nickte.
»Josef hat eins als Briefbeschwerer benutzt, bis es gestohlen wurde.«
»Dann ist es also eine Fellatio-Szene«, schloss Adie.
»An der Stelle fehlt der Penis, das steht so in Jacobs Tagebuch. Was sich übrigens in der Bibliothek des Kairoer Museums befindet, wenn Sie mal nachschauen wollen.«
»Was hat er mit dem Gemäldeausschnitt angestellt?«
»Wer weiß. Vielleicht taucht es hier noch auf, aber ich bezweifle das. Möglich, dass es einem privaten Sammler verkauft wurde. Wir können nur glücklich sein, dass er nicht die ganze Szene abgemeißelt und nach England geschifft hat. Solche Dinge sind damals oft geschehen.«
Killian drehte sich um und ließ die Stablampe über die Wände gleiten. Nach dem brillanten Wandgemälde schien der Rest der Kammer nichts mehr zu bieten. »Dieser Weg führt in einen weiteren Korridor, aber schon kurz dahinter ist alles verschüttet, vielleicht von einem Erdeinsturz. Davor zweigen weitere Korridore zu einem Netzwerk von Abstell- und Vorratskammern ab. Sie werden sie sich später anschauen können. Bis dahin werden Sie hier arbeiten, damit Sie mir zeigen können, wie Sie drauf sind. Sehen Sie all die Fragmente, die hier überall herumliegen? Ich möchte, dass Sie sie sammeln und sie zusammenstellen. Hoffentlich haben Sie ein Talent für Puzzles.«
Adie unterdrückte einen Seufzer. Noch mehr zerbrochene Krüge. Aber trotzdem, hier hatte sie die Chance, etwas zu finden – vielleicht sogar das fehlende Stück.
»Frühstücken Sie, bevor Sie anfangen. Es wird ein langer Tag für Sie.«
Er hatte nicht übertrieben, dachte Adie an diesem Abend. Die anderen waren kurz nach sechs Uhr eingetroffen und hatten den ganzen Tag gebraucht, um die Beleuchtungsanlage aufzubauen. Es war eine harte, heiße und trockene Arbeit gewesen, und auch die Grabkammer hatte sich langsam aufgewärmt. Matthew und Sian hatten sie immer wieder angetrieben. Killian rackerte unermüdlich; er schien immun gegen die Hitze zu sein.
Die dahabiyya erwies sich als umgebautes Fährschiff. Es war in den zwanziger Jahren gebaut worden, um betuchte Touristen auf dem Nil zwischen Kairo und Luxor hin und her zu fahren. Jetzt war es neu eingerichtet worden und enthielt sogar einen gut ausgestatteten Arbeitsraum. Adie hatte versucht, sich Hercule Poirot vorzustellen, Agatha Christies Detektiv, wie er ruhelos auf dem Deck hin und her ging, aber er wäre mit Sicherheit über die vielen Kästen mit Werkzeugen gestolpert.
Es gab ein gemeinsames Abendessen. Lucas hatte ein fiteer zubereitet, eine Art gefüllte Pizza mit einem Mürbeteig. Alle hatten geduscht. Killians weiße Haare trockneten allmählich in der Abendsonne. Er schien in dieser Umgebung entspannter zu sein als im Herzen der Totenstadt. In seinen grauen Augen lag ein ferner Blick, als träumten seine Gedanken, während sein Körper Nahrung aufnahm. Adie versuchte, seinen Blick aufzufangen, aber das gelang ihr nicht. Plötzlich fühlte sie sich verlegen und neu.
»Gut gemacht«, sagte Lucas neben ihr. »Du hast den ersten Tag überstanden, ohne etwas zu zerbrechen.« Er gab ihr einen leichten Klaps auf den Rücken. Nach dem Lob ging es Adie ein bisschen besser.
Sian beugte sich vor und schenkte Kaffee ein. »Mein erster Tag war eine einzige Katastrophe. Ich war so aufgeregt, dass ich es sogar geschafft habe, mir eine Axt in den Fuß zu schlagen.«
»Du machst Witze!«, rief Adie entsetzt.
»Ich wünschte, das wäre so. Ich brauchte drei Monate, bis ich wieder laufen konnte
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