Die Entdeckerin: Erotischer Roman (German Edition)
hinter ihnen zu. Er schloss die Morgensonne aus und das Heulen der südlichen Winde. Keine untote Mumien sprangen ihnen aus der Dunkelheit entgegen, keine riesigen Felsbrocken versperrten ihnen den Weg, und keine verborgenen Schätze glitzerten vor ihnen. In der schwarzen Stille verebbte Adies Aufgeregtheit. Sie hatte solche Dinge auch nicht wirklich erwartet, aber trotzdem empfand sie eine leichte Enttäuschung im leeren steinernen Vorraum. Sie schüttelte sich. Der scharfe Geruch tierischer Exkremente stieg ihr in die Nase und ließ sie würgen.
Killians Taschenlampe warf Schatten auf die Wände, die sie als Störenfriede zu beschreiben schienen – und das, begriff sie, waren sie auch. Die verschüttete Grabkammer war der letzte Ruheplatz eines alten Pharaos, und welches Motiv sie auch hatten – sie waren nicht willkommen.
»Passen Sie auf, wohin Sie treten«, mahnte Killian sie. Seine Stimme klang dumpf. »Wir hatten schon einen Unfall, der hat mir gereicht.«
Adie nickte und ließ sich von Killian weiter hineinführen.
Die nächste Treppe führte an weißen Kalksteinmauern vorbei und zu einer steinernen Türöffnung, auf deren Sturz Hieroglyphen eingeritzt waren. Killian schob sie in einen quadratischen Raum. Eine Ecke war eingefallen, aber die linke Mauer schien noch intakt zu sein. Auf deren Oberfläche befand sich ein breites, buntes Relief. Wesen mit Tierköpfen betrieben irgendein Ritual. Ein Teil des Fries schien herausgestochen worden zu sein, es war genau die Genitalgegend einer der Figuren.
»Puh!« Sie strich mit einer Hand über die farbenfrohen Oberflächen, aber Killian zog sie zurück.
»Schön, nicht wahr?«, flüsterte er in ihr Ohr, und sie spürte seinen Atem auf ihrer Wange. Für den Moment war sie sprachlos, sie konnte nur nicken. Wieso hatte man das so lange übersehen können?
»Der Eingang war unter einem Steinschlag verschüttet«, erklärte Killian und beantwortete damit ihre stumme Frage. »Wir haben ihn entdeckt, als wir eine Kartographie der Gegend anlegen wollten. Touristen waren hineingeklettert und hatten einige Steine weggeschlagen, um eine Lücke reißen zu können, aber dann ist es uns gelungen, den Eingang freizulegen.«
»Was für ein Fund«, sagte sie ergriffen, immer noch fasziniert von den Wandzeichnungen.
»Eher eine Wiederentdeckung. Wir waren nicht die Ersten, die hier unten waren, was man an den Graffitis sieht«, sagte er und zeigte auf die nördlichen und westlichen Wände. »Andere Archäologen hatten schon von einem Nachweis einer Grabkammer in dieser Gegend geschrieben.«
»Ja, aber …« Adie trat einen zögernden Schritt vor. Sie würde gern mit den Fingerspitzen über das antike Bild streichen, aber sie traute sich nicht. »Was stellt es dar?«
Killian trat ebenfalls einen Schritt vor. »Wegen des fehlenden Stücks ist das schwer zu sagen, aber die Gestalt rechts scheint der Pharao als Erscheinung des Horus zu sein. Die kniende Sklavin ist Teil eines Rituals. Die priesterliche Figur im Hintergrund stellt Osiris dar, der möglicherweise seine weltliche Macht an seinen Sohn weitergibt.«
Adie nickte. Sie erkannte die deutlichen Wesenszüge der Gestalten. Horus, der Himmelsgott mit dem Falkenkopf, und Osiris, vermummt wie eine Mumie, trugen die Symbole der Königsmacht – Krummstab und Dreschflegel.
»Manche glauben, dass es sich um die Präsentation einer Fellatio handelt«, fuhr Killian fort, und ein kurzes Lächeln weichte seine harten Gesichtszüge auf. »Andere glauben, dass die Szene eine Waschung oder ein Einsalbungsritual darstellt, wofür die Gefäße sprechen könnten. Unser Team ist gespalten. Sie sind herzlich eingeladen, sich Ihre eigene Meinung zu bilden, aber bitte nicht nach außen tragen.«
Adie schluckte. Sie stellte sich Killian als Pharao vor und sich selbst als Sklavin, die Lippen geöffnet, um seine Erektion aufzunehmen. Er stand sehr nahe bei ihr, und sie konnte seinen Duft riechen, eine exotische, leicht würzige Mischung, dazu noch der Geruch seines Körpers.
»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?« Killian legte eine Hand fest auf ihre Schulter. Bei der Berührung leckte ein Schauer der Erregung in ihrem Inneren. Sie widerstand dem Drang, sich an ihn zu lehnen oder aus seiner besorgten Geste eine Umarmung zu erzwingen.
»Adie?«
»Mir geht es gut. Nur ein wenig Schlafmangel, das ist alles«, sagte sie atemlos. »Welche Meinung haben Sie, was das Wandgemälde angeht?«
»Ich habe keine Meinung. Es gibt andere Themen, die viel
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