Die Entdeckung der Erde
Don Franz’ zwischen Beiden getheilt werden. Diesen Vertrag schloß man unter gebührenden Feierlichkeiten, und Beide schwuren auf die geweihte Hostie, in Zukunft niemals etwas gegeneinander zu unternehmen. Manche berichten sogar, daß Almagro einen Eid geleistet habe, niemals etwas gegen Cusco und das umgebende Land bis auf hundertdreißig Meilen Entfernung zu unternehmen, auch wenn Se. Majestät selbst ihm das Gouvernement darüber ertheilte. Er selbst soll dabei unter Anrufung des Heiligen Sacramentes die Worte gesprochen haben: »Herr, wenn ich je den eben jetzt geleisteten Eid verletze, so mögest Du mich verderben und an Leib und Seele bestrafen«.
Nach Abschluß dieses feierlichen Vertrages, der mit ebensowenig Treue wie der frühere gehalten werden sollte, bereitete Almagro alles Nothwendige zu seiner Abreise. Dank seiner bekannten Freigebigkeit und seinem oft bewährten Muthe, brachte er bald fünfhundertsiebzig Mann, Reiter und Infanteristen zu gleichen Theilen, zusammen, mit denen er nach Chili zu abmarschirte. Der Zug stieß auf viele Schwierigkeiten und die Abenteurer hatten bei ihrer Ueberschreitung der Anden von der Kälte ganz außerordentlich zu leiden; überdies bekamen sie es hier mit sehr kriegerischen Volksstämmen zu thun, deren Sitten noch keine Civilisation gemildert hatte und die sie mit einer »
furia
« angriffen, für die sie in Peru sonst noch kein Beispiel fanden. Almagro vermochte nirgends eine Niederlassung zu gründen, und kaum befand er sich zwei Monate im Lande, als er erfuhr, daß die Indianer Perus sich erhoben und den größten Theil der Spanier ermordet hätten.
Nach Unterzeichnung des neuen Vertrages zwischen den Eroberern nämlich (1534), zog Pizarro wieder nach den näher dem Meere gelegenen Landestheilen, in welchen er, da jetzt hier nichts mehr zu fürchten war, eine regelrechte Regierung einrichten konnte. Für einen Mann, der sich früher niemals mit Gesetzgebung beschäftigt, erließ er in der That sehr weise Verordnungen, betreffend die Justizverwaltung, die Erhebung der Steuern, die Landvertheilung an die Indianer und die Arbeit in den Bergwerken. Bot der Charakter des »Conquistador« auch manche Handhaben für eine minder wohlwollende Kritik, so verlangt es doch die Gerechtigkeit, anzuerkennen, daß ihm eine gewisse Erhabenheit der Gedanken nicht abging und er sich der Rolle des Begründers eines großen Reiches wohl bewußt war. Hierin liegt auch der Grund seines Zögerns bezüglich der Wahl des Ortes für die zukünftige Hauptstadt der spanischen Besitzungen. Cusco hatte zwar den Vorzug für sich, früher die Residenz der Inkas gewesen zu sein; diese vom Meere über vierhundert Meilen entfernte Stadt aber trennte ein gar zu großer Zwischenraum von Quito, dem Pizarro einmal eine hervorragende Bedeutung zuschrieb. Da reizte ihn plötzlich die Schönheit und Fruchtbarkeit eines großen Thales, durch welches sich ein Wasserlauf, der Rinac, dahinschlängelte. Hierher verlegte er dann im Jahre 1536 den Sitz seiner Regierung. Bald nahm Lima, »die Stadt der Könige«, wie man sie durch Verstümmelung des Namens jenes zu ihren Füßen verlaufenden Flusses nannte, durch das prächtige Palais, das er sich erbauen ließ, und die schönen und geräumigen Wohnungen seiner ersten Beamten das Aussehen einer großen Stadt an. Während Pizarro die Einrichtung der Regierung hier fern von seiner bisherigen Hauptstadt hielt, durchschwärmten einzelne kleinere Truppenabtheilungen die entlegensten Gegenden des Reiches, um auch die letzten Herde des Widerstandes zu zerstören, so daß in Cusco nur eine sehr geringe Truppenzahl zurückblieb. Der in den Händen der Spanier befindliche Inka glaubte jetzt den geeigneten Zeitpunkt gekommen, um eine allgemeine Erhebung anzuschüren, durch welche er der fremden Herrschaft ein Ende zu bereiten hoffte. Trotz seiner scharfen Ueberwachung wußte er alle nothwendigen Maßregeln mit solchem Geschick zu treffen, daß er bei seinen Unterdrückern auch nicht den leisesten Verdacht erregte. Er erhielt sogar die Erlaubniß, einem großen Feste beizuwohnen, das einige Meilen von Cusco gefeiert werden sollte und bei dem die ersten Personen des ganzen Reiches erschienen. Sobald der Inka sich sehen ließ, wurde die Fahne der Empörung entfaltet. Von den Grenzen der Provinz Quito bis nach Chili stand das ganze Land plötzlich unter Waffen und sehr viele kleine spanische Detachements wurden überfallen und vernichtet. Cusco selbst, das die drei Brüder
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