Die Entdeckung der Erde
Rechte der Rivalen vertheidigen und die Entscheidung des Kaisers selbst anrufen sollten.
Kaum hatte der letzte seiner Brüder die Freiheit wieder erlangt, als Pizarro, jeden Gedanken an Frieden und freundschaftliches Uebereinkommen verwerfend, erklärte, daß es der Gewalt der Waffen überlassen bleiben solle, zwischen ihm und Almagro zu entscheiden, wer in Peru Herr sei. In kurzer Zeit vereinigte er siebenhundert Mann, deren Führung er seinen beiden Brüdern anvertraute. Bei der Unmöglichkeit, die Berge zu überschreiten, um auf directem Wege nach Cusco zu gelangen, folgten diese Truppen dem Ufer des Meeres bis nach Nasca, von wo aus sie in ein Seitenthal der Anden eindrangen, das sie bald nach der Hauptstadt führen mußte.
Vielleicht hätte Almagro richtiger gehandelt, schon die Abhänge des Gebirges zu vertheidigen, doch er besaß nur fünfhundert Mann und rechnete stark auf seine Reiterei, die in beschränktem Terrain nicht wohl in Verwendung kommen konnte. Er erwartete den Feind also in der Nähe von Cusco. Beide Theile griffen sich am 26. April 1538 mit gleicher Wuth an, der Sieg wurde jedoch durch zwei Compagnien Musketiere entschieden, welche der Kaiser, auf die Nachricht von der Empörung der Indianer hin, Pizarro zu Hilfe geschickt hatte. Hundertvierzig Soldaten fanden in dem Gefechte, das den Namen der Schlacht von Bas Selimas erhielt, den Tod. Orgoños und mehrere hervorragende Führer wurden nach dem Kampfe kaltblütig niedergemetzelt. Auch der alte und kränkliche Almagro vermochte Pizarro nicht zu entkommen.
Die auf den benachbarten Bergen in Waffen stehenden Indianer hatten sich zwar verabredet, Denjenigen, der Sieger bleiben würde, zu überfallen, jetzt aber stoben sie nach allen Richtungen auseinander. »Nichts, sagt Robertson, beweist deutlicher das Uebergewicht, das die Spanier über die Amerikaner besaßen, als die Thatsache, daß Letztere, die Zeugen der Niederlage und Zersprengung der einen feindlichen Partei, nicht den Muth hatten, die andere, welche jetzt durch den Kampf geschwächt und ermattet war, anzugreifen und ihre Unterdrücker zu überfallen, als ihnen die Umstände eine Gelegenheit an die Hand gaben, die kaum je so günstig wiederkehren konnte, um einen Befreiungskampf zu beginnen.«
Zu jener Zeit galt ein Sieg, wenn ihn keine Plünderung begleitete, nur für einen halben. Auch die Stadt Cusco verfiel diesem Schicksale, doch vermochten alle Schätze, welche die Leute Pizarro’s auffanden, diese nicht zu befriedigen. Sie hatten Alle eine so große Meinung von ihren Verdiensten und von dem, was sie jetzt geleistet, daß für Jeden ein Gouvernements-Posten hätte frei sein müssen. Fernand Pizarro zerstreute sie also und sandte sie mit einigen Parteigängern Almagro’s, die sich ihm jetzt angeschlossen hatten und deren Entfernung ihm am Herzen lag, bald weg, um noch weitere Länder zu erwerben.
Was den Letzterwähnten selbst betrifft, so beschloß Pizarro, überzeugt, daß sich unter dessen Namen stets ein verdächtiger Herd der Aufregung erhalten könne, sich seiner zu entledigen. Er ließ ihm also den Proceß machen, der selbstverständlich mit einem Todesurtheil endigte. Bei dieser Nachricht behielt er nach einigen Augenblicken natürlicher Erregung, in denen er sein Alter und die sehr abweichende Art und Weise, in der er mit Fernand und Gonzalo Pizarro verfahren sei, als sie seine Gefangenen waren, doch sein kaltes Blut und sah dem Tode mit dem Muthe eines tapferen Soldaten entgegen. Er wurde im Gefängniß erdrosselt und dann öffentlich hingerichtet (1538).
Nach einigen weiteren glücklichen Zügen reiste Fernand Pizarro nach Spanien ab, um den Kaiser von allen Vorkommnissen zu unterrichten. Jetzt fand er aber die öffentliche Meinung gegen sich und seine Brüder heftig eingenommen. Ihre Grausamkeiten und Gewaltacte, ihre Mißachtung der heiligsten Verträge waren nämlich durch einige Anhänger Almagro’s in ihrer ganzen Nacktheit und ohne jede Schonung aufgedeckt worden. Fernand Pizarro bedurfte seiner ganzen Gewandtheit, um sich beim Kaiser Gehör zu verschaffen.
Die Ufer des Rio Napo. (S. 363.)
Außer Stande, zu entscheiden, auf welcher Seite das Recht sei, da er nur durch die beiden Parteien von deren Händeln wußte, erkannte Karl V., daß seinem überseeischen Reiche die größten Gefahren und der verderblichste Bürgerkrieg drohten. Er entschied also dahin, einen Commissär an Ort und Stelle zu senden, den er mit ausgedehntester Machtvollkommenheit
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