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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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an Worten fehlte, solche ihrem Geiste fremde Begriffe auszudrücken, so wird man sich nicht darüber wundern, daß Atahualpa von der langen Rede des spanischen Mönches so gut wie nichts verstand; nur einzelne Phrasen, die seine Machtvollkommenheit betrafen, schienen ihn zu verwundern und zu erregen. Trotzdem antwortete er in sehr gemäßigtem Tone. Er sagte ungefähr, daß er es als erbangesessener Herrscher seines Reiches nicht begreife, wie man über dasselbe ohne seine Zustimmung verfügen könne; bemerkte auch, daß er keineswegs gewillt sei, die Religion seiner Väter abzuschwören, um dafür eine andere anzunehmen, von der er heute zum ersten Male reden höre; von den anderen erwähnten Punkten verstehe er nichts, das wären für ihn ganz neue Sachen, und er sei begierig zu erfahren, woher Valverda solch’ wunderbare Dinge wisse. – »Aus diesem Buche!« antwortete Valverde unter Vorzeigung des Breviers. Atahualpa ergriff dasselbe hastig, blätterte neugierig darin herum und hielt es zuletzt an das Ohr. »Was Ihr mir da zeigt, sagte er, spricht nicht zu mir und sagt mir nichts!« Darauf warf er das Buch zur Erde.
    Das war das Signal zum Angriffe oder vielmehr zum Blutbad. Die Kanonen und Musketen eröffneten das Feuer, die Reiter stürmten vor und die Fußsoldaten warfen sich mit den Säbeln in der Faust auf die erschrockenen Peruaner In wenig Minuten schon herrschte eine namenlose Verwirrung. Die Indianer flohen nach allen Seiten, ohne an eine Vertheidigung zu denken.
    Auf Atahualpa, den seine ersten Anführer mit sich wegzuziehen suchten, indem sie sich bemühten, ihn mit eigenem Leibe zu decken, stürzte sich Pizarro selbst, zerstreute oder durchbohrte seine Beschützer, erfaßte ihn an dem langen Haupthaare und riß ihn von der Tragbahre herab. Erst die Nacht machte dem Morden ein Ende. Viertausend Indianer waren getödtet, eine noch größere Anzahl verwundet und dreitausend gefangen worden. Daß es sich hierbei nicht um ein eigentliches Gefecht handelte, wird dadurch bis zur Evidenz bewiesen, daß von allen Spaniern nur Pizarro allein eine kleine Wunde davontrug, die ihm noch dazu von einem seiner eigenen Soldaten aus Unvorsichtigkeit beigebracht wurde, als dieser sich gar zu hastig auf den Inka stürzte.
    Die von den Gefallenen und dem indianischen Lager zusammengestohlene Beute übertraf Alles, was die Spanier jemals erwartet hatten. Ihr Enthusiasmus entsprach auch der Menge dieser lockenden Schätze.
    Zuerst ertrug Atahualpa seine Gefangenschaft mit Ergebung, da ihn Pizarro, wenigstens mit Worten, immer zu besänftigen suchte. Da er sich aber sehr bald darüber klar wurde, wie groß die Habgier seiner Kerkermeister sei, schlug er Pizarro vor, ihm ein Lösegeld zu zahlen und ein Zimmer von zweiundzwanzig Fuß Länge und sechzehn Fuß Breite bis zu der Höhe, die er mit der Hand erreichen könne, mit goldenen Gefäßen, Geräthen und Geschmeiden anzufüllen. Pizarro gab eiligst seine Zustimmung und der gefangene Inka erließ sofort nach allen Provinzen seine Befehle, welche schnell und ohne Murren ausgeführt wurden. Noch mehr; die indianischen Truppen wurden verabschiedet und Pizarro konnte Soto nebst fünf Spaniern nach Cusco, einer über zweihundert Meilen von Caxamalca gelegenen Stadt entsenden, während er selbst das Land im Umkreise von hundert Meilen unterjochte.
    Inzwischen landete Almagro mit zweihundert Soldaten. Man legte für ihn und seine Leute – mit welchem Bedauern ist wohl leicht zu begreifen – 100.000 Pesos zurück; der für den König bestimmte fünfte Theil ward ebenfalls abgezogen und nun verblieben noch 1,258.500 Pesos zur Vertheilung an Pizarro und seine Leute. Dieses Ergebniß der Plünderung und des Blutbades ward am Tage des heiligen Jakob, des Schutzpatrons von Spanien, nach frommer, inbrünstiger Anrufung des Himmels, feierlich unter die Berechtigten vertheilt. Welch’ beklagenswerthe Mischung von gläubiger Frömmigkeit und Entweihung, und wie häufig begegnet man ihr in jener Zeit des Aberglaubens und der brennenden Habgier!
    Jeder Reiter erhielt für seinen Theil 8000 Pesos, jeder Fußsoldat 4000, d. h. eine Summe von etwa 32.000, resp. 16.000 Mark. Das war doch dazu angethan, nach einem weder lange dauernden, noch besonders anstrengenden Feldzuge auch die Anspruchsvollsten zu befriedigen. Jetzt beeilten sich aber auch viele dieser Abenteurer, in dem Wunsche, das unverhoffte Glück in Frieden und im Vaterlande zu genießen, um ihren Abschied einzukommen. Pizarro

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