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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bewilligte ihnen denselben ohne Schwierigkeiten, denn er sagte sich, daß die Nachricht von ihrem so schnell erworbenen Vermögen, ihm bald neue Recruten zuführen werde. Mit seinem Bruder Fernand, der nach Spanien ging, um dem Kaiser von diesem Triumphzug Bericht zu erstatten und ihm prächtige Geschenke zu überbringen, reisten sechzig Spanier zwar schwer an Silber, aber leicht an Gewissensbissen ab.
    Nach Erlegung des Lösegeldes verlangte Atahualpa seine Freilassung. Pizarro, der ihm das Leben nur geschenkt hatte, um sich selbst mit der Autorität und dem Einflusse zu decken, den der Kaiser noch bei seinen Unterthanen genoß, um auf diese Weise alle Reichthümer Perus an sich zu reißen, ward von dem Gefangenen bald mit Reclamationen bestürmt. Er hegte seit letzter Zeit gegen ihn auch den Verdacht, daß jener in den entlegenen Provinzen des Reiches heimlich Truppen ausheben lasse. Da Atahualpa bemerkte, daß Pizarro über die thatsächlichen Verhältnisse nicht im Geringsten besser unterrichtet war als der niedrigste seiner Söldner, erwuchs in ihm allmälich eine gewisse Verachtung gegen den Gouverneur, die er zu seinem Unglück nicht einmal zu verheimlichen wußte. Solcher Art waren die sehr nichtigen Gründe – um keinen schlimmeren Ausdruck zu gebrauchen – welche Pizarro bestimmten, dem Inka den Proceß machen zu lassen.
    Es giebt kaum etwas Widerlicheres als dieser Proceß, in dem Pizarro und Almagro gleichzeitig Richter und Partei waren. Von den erhobenen Anschuldigungen sind die einen so lächerlich, die anderen so unsinnig, daß man wahrlich nicht weiß, ob man mehr über die Frechheit oder über die schreiende Ungerechtigkeit Pizarro’s erstaunen soll, der auf solche Grundlagen hin den Herrscher eines mächtigen Reiches verurtheilte, über das ihm nicht die geringste Jurisdiction zustand. Indeß, Atahualpa wurde für schuldig befunden und verurtheilt, lebendig verbrannt zu werden. Da er sich aber zuletzt, nur um seinen Peiniger Valverda loszuwerden, noch hatte taufen lassen, begnügte man sich damit, ihn zu erdrosseln. Ein würdiges Seitenstück zu Guatimozins Hinrichtung! Wahrlich, eine der abscheulichsten und entsetzlichen Gräuelthaten der Spanier in Amerika, wo diese sich übrigens durch mehrere ähnliche Verbrechen besudelt haben!
    Immerhin befanden sich unter dieser Rotte von Abenteurern doch noch einige Männer, welche das Gefühl für Ehre und ihre eigene Würde nicht ganz verloren hatten. Sie protestirten lebhaft im Namen der unwürdig entstellten Gerechtigkeit; ihre edelmüthige Stimme wurde jedoch durch die eigennützigen Redereien Pizarro’s und seiner gottlosen Helfershelfer erstickt.
    Der Gouverneur übertrug nun einem Sohne Atahualpa’s unter dem Namen Paul Inka die königliche Würde. Der Krieg zwischen den beiden Brüdern aber und die seit Ankunft der Spanier vorgekommenen Ereignisse hatten die Bande, welche die Peruaner sonst mit ihrem Könige verknüpften, merklich gelockert, und der junge Mann, der ebenfalls bald einen schmählichen Tod finden sollte, genoß kaum mehr Ansehen als Manco-Capac, der Sohn Huascar’s, der von den Bewohnern Cuscos auf den Thron erhoben wurde. Bald versuchten nun auch mehrere Große des Landes, sich aus dem Peruanischen Reiche eigene unabhängige Herrschaften auszuscheiden, so z.B. Ruminagui, der Commandant von Quito, der den Bruder und die Kinder Atahualpa’s umbringen ließ und sich für unabhängig erklärte.
    Ueberall herrschte Uneinigkeit im peruanischen Lager. Die Spanier beschlossen, sich dieselbe zunutze zu machen. Pizarro marschirte jetzt eiligst nach Cusco;
     

    Erdrosselung Atahualpa’s. (S. 351.)
     
    daß er es nicht schon früher gethan, lag nur in dem Mangel hinreichender Streitkräfte. Jetzt, da eine Menge von den nach Panama gebrachten Schätzen verlockte Abenteurer um die Wette nach Peru strömte, wo er fünfhundert Mann unter seiner Fahne sammeln konnte, und noch unter dem Befehle Benalcazar’s eine starke Garnison in San-Miguel zurückließ, fiel für Pizarro jeder Grund für weiteres Zaudern hinweg.
     

    Pizarro und Almagro schwuren auf die geweihte Hostie. (S. 355.)
     
    Unterwegs wurden mehreren größeren Heerhaufen einige Gefechte geliefert; diese endeten jedoch wie gewöhnlich mit einem sehr großen Verluste der Eingebornen und einem ganz geringfügigen der Spanier. Als diese in Cusco einzogen und von der Stadt Besitz nahmen, erstaunten sie sehr über die geringe Menge von Gold und Edelsteinen, die sie hier fanden,

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