Die Entdeckung der Erde
einzelne Geräth, ebenso wie alle Instrumente haben denselben Platz erhalten wie in dem Hause auf Nowaja-Semlja. Die kostbaren Zeugnisse eines wichtigen Ereignisses, der ersten Ueberwinterung in den arktischen Meeren, die rührenden Erinnerungen an Barentz, Heemskerke und deren treue Gefährten, bilden eines der interessantesten Monumente des ganzen Museums und werden stets mit Pietät und Liebe betrachtet werden. An der Seite der Uhr hängt ein Quadrant aus Kupfer, durch dessen Mitte ein Meridian gezogen ist; dieser merkwürdige Quadrant, den Plancius wahrscheinlich zur Bestimmung der Abweichung der Magnetnadel erfand, hat eine weitere Verbreitung nicht gefunden. Hier bildet er ein ebenso werthvolles Stück, wie auf der anderen Seite die Flöte, welche Barentz geblasen hat, und die Schuhe des armen Matrosen, der das Winterlager nicht überlebte. Niemand vermag diese merkwürdige Sammlung ohne die tiefste Bewegung zu betrachten.
Viertes Capitel.
Abenteurer-Reisen und Kaperkriege.
Drake. – Cavendish. – De Noort. – Walter Raleigh.
Eine elende Hütte von Tavitstock in Devonshire wurde im Jahre 1540 die Geburtsstätte Franz Drake’s, der durch seine nie ermüdende Thatkraft Millionen gewinnen sollte, die er übrigens mit derselben Leichtigkeit wieder verlor, wie er sie erworben hatte. Edmund Drake, sein Vater, gehörte zu den Weltpriestern, die sich der Erziehung des Volkes widmeten. Seine Armuth überragte nichts als die Achtung, die man seinem Charakter allgemein zollte. Mit Familie reich gesegnet, sah sich Franz Drake’s Vater gezwungen, den Sohn sich der Seemanns-Carrière widmen zu lassen, für welche dieser auch eine lebhafte Neigung zeigte, und so diente Letzterer als Schiffsjunge bei einem Küstenfahrer, der die Frachtbeförderung nach Holland betrieb. Arbeitsam, thätig, ausdauernd und haushälterisch, wie der junge Franz Drake war, hatte er sich sehr bald die zur Führung eines Schiffes nöthigen theoretischen Kenntnisse angeeignet. Als er seine Vermögensverhältnisse etwas aufgebessert hatte, die durch den glücklichen Verkauf eines ihm von seinem ersten Patron überlassenen Schiffes merklichen Zuwuchs erfuhren, wagte er einige weitere Reisen, besuchte die Bai von Biscaya, den Golf von Guinea und verwandte alle seine Mittel zur Beschaffung einer Ladung, welche er in Westindien zu verkaufen gedachte. Kaum beim Rio de la Hacha angelangt, wurden ihm, man weiß nicht unter welchem haltlosen Vorwande, Schiff und Ladung confiscirt. Alle Reclamationen Drake’s, der sich zu Grunde gerichte sah, blieben ohne Erfolg. Er schwur, sich für eine solche Ungerechtigkeit zu rächen, und hielt auch Wort.
Im Jahre 1567, d. h. zwei Jahre nach diesem Mißerfolge, verließ eine kleine Flotte von sechs Schiffen, deren größtes siebzig Tonnen maß, Plymouth, um mit der Genehmigung der Königin eine Expedition längs der Küsten Mexicos auszuführen. Drake selbst befehligte ein Fahrzeug von fünfzig Tonnen. Ganz im Anfange wurden am Grünen Vorgebirge einige Neger eingefangen, eine Probe für das Verfahren, welches in Mexico eingeschlagen werden sollte. Dann belagerte man Mina, wo wiederum Neger gefangen genommen wurden, die auf den Antillen verkauft werden sollten. Havkins bemächtigte sich, jedenfalls auf Drake’s Anrathen, der Stadt Rio de la Hacha; dann gelangte er nach einem schrecklichen Sturm nach San Jean d’Ulloa. Dieser Hafen enthielt aber eine zahlreiche, mit mächtiger Artillerie ausgerüstete Flotte. Das englische Geschwader wurde geschlagen und Drake vermochte nur mit größter Mühe im Jahre 1568 nach dem Gestade Englands zurückzukehren.
In der Folge führte Drake zwei Expeditionen nach Westindien, um das Land näher kennen zu lernen. Als er sich im Besitz der nöthigen Vorkenntnisse glaubte, rüstete er auf eigene Kosten zwei Schiffe aus: den »Swan« von fünfundzwanzig Tonnen, unter dem Befehle seines Bruders John, und den »Pascha von Plymouth«, von siebzig Tonnen. Als Besatzung hatten die beiden Fahrzeuge dreiundsiebzig echte Wasserratten, auf welche man sich verlassen konnte. Vom Juli 1572 bis August 1573 kreuzte Drake bald allein, bald in Verbindung mit einem gewissen Kapitän Rawse, erfolgreich längs der Küsten von Darien, griff die Städte Vera-Cruz und Nombre de Diaz an und machte beträchtliche Beute. Leider verliefen diese Züge nicht ohne manche Grausamkeiten und Gewaltthätigkeiten, deren man sich heute schämen würde. Wir wollen indeß bei diesen, im 16. Jahrhundert nur zu
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