Die Entdeckung der Erde
ihm erzählten, und über die schreckliche Reise von fast vierhundert Meilen, welche nicht weniger als hundertvier Tage, vom 13. Juni bis 25. September, gedauert hatte. Wenige Tage der Ruhe und gesunde, hinreichende Nahrung genügten, um die letzten Spuren des Scorbuts zu verscheuchen und die Seeleute völlig wieder herzustellen. Am 17. October verließ Rijp die Kola und am 1. November schon langte die Gesellschaft in Amsterdam an. »Wir trugen dieselbe Kleidung, sagt Gerrit de Beer, wie in Nowaja-Semlja, und Mützen von weißem Fuchs auf dem Kopfe; so gingen wir nach der Wohnung Peter Hasselaer’s, eines der Curatoren von Amsterdam, der die Ausrüstung der beiden Schiffe Johann Rijp’s und unseres Kapitäns überwacht hatte. Daselbst zum allgemeinsten Erstaunen angekommen – denn wir galten schon lange als todt – verbreitete sich diese Mär wie ein Lauffeuer weiter und drang auch nach dem Palaste des Prinzen, wo der Kanzler des Reiches und der Gesandte des berühmten Königs von Dänemark, Norwegen und der Gothen und Vandalen zur Tafel geladen waren. Von Herrn L’Ecoutet’s und mehreren hervorragenden Männern der Stadt wurden nun auch wir dahin geführt und erstatteten dem Herrn Gesandten und den Herren Bürgermeistern einen Bericht von unserer Fahrt. Dann erst begaben wir uns nach Haus. Diejenigen, die nicht aus der Stadt stammten, wurden auf einige Tage in einem Gasthause einquartiert bis wir unser Geld empfingen und Jeder seines Weges zog. Von der Reise kehrten noch folgende Theilnehmer zurück: Jakob Heemskerke, Bevollmächtigter und Kapitän, Peter Peterson Vos, Gerard de Beer, Schiffsmeister Johann Vos, Arzt, Jakob Jansen Sterrenburg, Leonhard Henri, Lorenz Wilhelm, Johann Hillebrants, Jakob Jansen Hoochwont, Peter Corneille, Jakob van Buisen und Jakob Everts.«
Von den wackeren Seeleuten allen haben wir nicht viel mehr zu sagen, außer daß de Beer im folgenden Jahre seinen Reisebericht veröffentlichte, und Heemskerke, nachdem er mehrere Reisen nach Indien gemacht, im Jahre 1607 den Oberbefehl über eine Flotte von sechsundzwanzig Schiffen erhielt, mit denen er am 25. April den Spaniern unter den Kanonen von Gibraltar eine hitzige Schlacht lieferte, in welcher die Holländer zwar Sieger blieben, er selbst aber seinen Tod fand.
Erst 1871, also fast dreihundert Jahre später, wurde die Stelle, an der Barentz mit seinen Leuten überwintert hatte, wiedergesehen. Er umschiffte als erster und bis auf unsere Zeit als einziger Seemann die Nordspitze von Nowaja-Semlja. Am 7. September 1871 nämlich entdeckte der norwegische Kapitän Elling Carlsen, der sich durch wiederholte glückliche Reisen im Eismeere ausgezeichnet hatte, Barentz’ Hafen und fand am 9. das Hans wieder, das die. Holländer einst geschützt hatte. Es sah aus, als wäre es am Tage vorher gebaut, so überraschend gut hatte es sich erhalten. Alles fand sich darin in dem Zustand, wie es die Schiffbrüchigen einst verlassen. Nur die Bären, Füchse und andere Bewohner dieser ungastlichen Gegend hatten diesen Ort besucht. Rings nm das Haus lagen da und dort große Tonnen und Haufen von Walroß-und Bärenknochen. Im Innern stand Alles an seinem Platz und bot ein getreues Abbild von de Veer’s merkwürdiger Zeichnung. Hier standen die Betten längs der Wände, wie sie jener wiedergab, ebenso wie die Uhr, einige Flinten und eine Hellebarde. Unter den von Kapitän Carlsen mit heimgebrachten Geräthen, Waffen und Gegenständen verschiedener Art erwähnen wir zwei kupferne Schiffs-Kochtöpfe, einige Decken, Gewehrläufe, Hausgeräthe, Meißel und Feilen, ein paar Stiefel, neunzehn Patronen, deren einige noch das Pulver enthielten, die Wanduhr, eine Flöte, Schlösser und Riegel, sechsundzwanzig zinnerne Leuchter, Reste von Zeichnungen und drei holländische Bücher, darunter eine Geschichte von China, die letzte Ausgabe Mendoza’s, welche auf das Ziel hindeutet, das Barentz bei seiner Fahrt im Auge hatte, und ein Navigations-Manual, das den Beweis für die Sorgfalt liefert, mit welcher der Pilot sich über alles in seinem Fache Vorkommende auf dem Laufenden zu erhalten suchte.
Bei seiner Rückfahrt aus dem Hafen von Hammerfest begegnete Kapitän Carlsen einem Holländer, Lister Kay, der die Reliquien von Barentz erwarb und sie der niederländischen Regierung überließ Diese Gegenstände selbst fanden einen Platz im Marine-Museum im Haag, wo auch ein vorn offenes Haus construirt wurde, welches genau de Veer’s Zeichnung entspricht. Jedes
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