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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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etwas Wein, der ja gewöhnlich von zwei zu zwei Tagen ausgetheilt wurde. Da wir zwei Pfund Mehl zusammengespart hatten, buken wir mit Oel ein paar kleine Kuchen. Jeder erhielt dann noch eine Scheibe Zwieback, den wir im Wein erweichten und verzehrten. Da kam es uns vor, als wären wir in der Heimat und mitten unter Angehörigen und Freunden; auch haben wir uns dabei so erquickt und gestärkt, daß Keiner hätte besseren Muthes sein können, wenn er auch von dem glänzendsten Bankett gekommen wäre.
     

    Aeußere Ansicht des Hauses. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 462.)
     
    Durch Lose bestimmten wir ferner einen König und unser Oberkanonier wurde König von Nowaja-Semlja, einem Lande zwischen zwei Meeren und von etwa zweihundert Meilen Länge.«
     

    Das Schiff des Barentz. (S. 466.)
     
    Vom 21. Januar ab zeigten sich die Füchse wieder weniger, während die Bären öfter erschienen, und der Tag nahm nun auch so viel zu, daß die Holländer doch dann und wann an die freie Luft gehen konnten. Am 24. starb ein schon lange Zeit kranker Matrose und wurde nahe dem Hause im Schnee begraben. Am 28. war sehr schönes Wetter, so daß Alle das Haus verließen, umherspazierten und einander Schneeballen zuwarfen, um die Glieder etwas zu üben, denn Alle waren ungemein entkräftet und die meisten vom Scorbut ergriffen. Sie waren so geschwächt, daß sie beim Herbeitragen des nöthigen Holzes mehrmals ausruhen mußten. In den ersten Tagen des März endlich, welche noch einige tolle Schneestürme brachten, sahen sie, daß das Meer eisfrei geworden war. Nichtsdestoweniger währte die rauhe Witterung und eine eisige Kälte noch immer fort. Noch durfte man gar nicht daran denken, wieder in See zu gehen, denn das Schiff lag in seinem Eiskerker noch gleichmäßig fest. Am 15. April besuchten sie dasselbe und fanden es in ziemlich leidlichem Zustande.
    Anfangs Mai wurden die Matrosen allgemach ungeduldig und fragten Barentz, ob er nicht Anstalt treffen wollte, abzureisen. Dieser antwortete ihnen aber, daß sie noch bis zum Ende des Monats warten müßten, und daß dann, wenn es die Umstände gestatteten, das Schiff abzutakeln, die Schaluppe und das große Boot in Stand gesetzt werden sollten, um auf dem Meere segeln zu können. Vom 20. dieses Monats begannen nun wirklich die Vorbereitungen zum Aufbruch; mit welcher Freude und mit welchem Eifer kann man sich wohl leicht vorstellen. Die Schaluppe ward ausgebessert, Segelwerk für dieselbe angefertigt, Schaluppe und Boot in’s Wasser geschafft und mit den nöthigen Provisionen beladen. Endlich, da nun überall offenes Wasser war und ein günstiger Wind blies, suchte Heemskerke den schon seit einiger Zeit erkrankten Barentz auf und erklärte, »daß es ihm jetzt gerathen scheine, von hier abzufahren und in Gottes Namen die Reise anzutreten, um Nowaja-Semlja zu verlassen«. »Wilhelm Barentz hatte schon früher ein kurzes Schriftstück aufgesetzt, worin er erzählte, wie wir von Holland abgefahren seien, um nach China zu gehen,. und Alles mittheilte, was sich sonst zugetragen hatte, so daß, wenn Jemand nach uns durch Zufall hierherkam, er erfuhr, was uns begegnet war. Das Papier steckte er in ein Flintenfutteral und hing es am Kamine auf.«
    Am 13. Juni 1597 verließen die Holländer das noch immer vom Eise umschlossene Schiff, und die beiden Schaluppen, deren Insassen sich der Barmherzigkeit Gottes empfehlend, stachen in See. Sie erreichten die Orange-Inseln und folgten unter unaufhörlichen Gefahren der Ostküste Nowaja-Semljas.
    Am 20. Juni ward Nikolaus Andrieu sehr schwach und wir sahen wohl, daß es mit ihm bald zu Ende gehen werde. Der Lieutenant des Gouverneurs kam in unsere Schaluppe und meldete, daß sich Nikolaus Andrieu sehr übel befände und daß man seinen demnächst zu erwartenden Tod vor Augen sehe. Darauf erwiderte Wilhelm Barentz: »Mir scheint, daß auch mein Leben nicht mehr lange dauern wird«. Wir glaubten gar nicht, daß Barentz wirklich so krank sei, denn wir plauderten eben mit ihm und er betrachtete die kleine Karte, welche ich von unserer Reise entworfen hatte; endlich legte er die Karte weg und sagte zu mir: »Gerard, gieb mir zu trinken!« Nachdem er ein wenig getrunken, überfiel ihn eine solche Schwäche, daß er die Augen im Kopfe verdrehte und plötzlich verschied, ohne daß wir Zeit gewannen, den Kapitän herbeizurufen, der sich auf dem anderen Fahrzeuge befand. Wilhelm Barentz’ Ableben betrübte uns im höchsten Grade, da er ja unser

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