Die Entdeckung der Erde
Südsee auslief, wurde es von einem heftigen Sturme überfallen und in alle Winde verstreut. Der allein gebliebene »Hugh-Gallant« war an allen Seiten leck und konnte nur mit größter Mühe flott erhalten werden. Nachdem Cavendish die Begleitschiffe wieder aufgefunden, machte er einen vergeblichen Versuch, bei der Insel Mocha zu landen, wo Drake von den Araucaniern eine so üble Behandlung erfahren hatte.
Gefecht von Manilla. (Facsimile. Alter Kupferstich.) (S. 486.)
Noch wollte es den Spaniern nicht gelingen, dieses an Gold und Silber reiche Land zu unterwerfen, dessen Einwohner Alles daran setzten, ihre Freiheit zu bewahren und jeden Landungsversuch mit bewaffneter Hand abwehrten. Die Schiffe mußten also nach der Insel Santa-Maria segeln, wo die Einwohner, weil sie die Engländer für Spanier hielten, ihnen Mais, Geflügel, Pataten, Schweine und andere Provisionen in Ueberfluß lieferten.
Am 30. desselben Monats warf Cavendish unter 32°50’ in der Bai von Quintero Anker. Etwa dreißig Musketiere sahen bei einem kleinen Streifzuge durch das Land Ochsen, Kühe, wilde Pferde, Hafen und Rebhühner in großer Menge. Von den Spaniern angegriffen, mußte sich Cavendish mit einem Verluste von zwölf Mann nach dem Schiffe zurückziehen. Er rächte sich aber schnell, plünderte und verbrannte die Städte Paraca, Conicha, Posca, Païta und verwüstete die Insel Puna, wo ihm eine Beute von 645.000 Pfund gemünzten Goldes in die Hände fiel. Nachdem er den »Hugh-Gallant« wegen der Unmöglichkeit, ihn wieder seetüchtig herzustellen, versenkt, setzte Cavendish seinen erfolgreichen Kreuzzug weiter fort, verbrannte, etwa auf der Höhe von Neu-Spanien, ein Schiff von 120 Tonnen, plünderte Aguatulio, äscherte es ein und eroberte nach sechsstündigem Gefechte ein mit kostbaren Stoffen und 122.000 Gold-Pesos beladenes Schiff von 708 Tonnen. Nun gedachte der »siegreiche und befriedigte« Cavendish die unermeßlichen Schätze, welche er aufgesammelt hatte, auch gegen einen unerwarteten Unfall zu sichern. Er segelte also über die Ladronen und Philippinnen und an Groß-Java vorüber, umschiffte das Cap der Guten Hoffnung, ruhte in St Helena, wo man Erfrischungen einnahm, und ankerte am 9. September 1588 nach zweijähriger kampf-und beutereicher Reise wieder im Hafen von Plymouth Ein Sprichwort sagt, daß Güter leichter zu erwerben als zu erhalten seien; an Cavendish sollte sich die Wahrheit dieser Worte bestätigen. Zwei Jahre nach seiner Rückkehr besaß er von den einstigen ungeheuren Reichthümern kaum noch so viel, um eine dritte Expedition auszurüsten. Es sollte das seine letzte werden.
Mit fünf Fahrzeugen am 6. August 1591 ausgelaufen, sah Cavendish seine Flottille an der Küste Patagoniens durch einen Orkan zerstreut, und vermochte diese erst im Hafen Desiré wieder zu sammeln. In der Magellanstraße überfielen ihn wiederum sehr heftige Stürme, so daß er, da ihn drei seiner Schiffe verlassen hatten, eiligst umkehren mußte. Der Mangel an frischen Nahrungsmitteln, die Kälte und Entbehrungen aller Art, welche er zu erdulden hatte und die seine Mannschaft decimirten, zwangen ihn, längs der Küste Brasiliens hinauszusegeln, wo sich die Portugiesen freilich überall jedem Landungsversuche widersetzten. So starb Cavendish, vielleicht ebenso in Folge von Kummer wie von Entbehrung, bevor es ihm gelang, die Gestade Englands wieder zu erreichen.
Ein Jahr nach der Rückkehr der Gefährten Barentz’, am 2. Juli 1598, liefen zwei Schiffe, die »Mauritius« und »Hendrick Fredrick«, nebst den beiden Jachten »Eendracht« und »Espérance« mit zweihundertachtundachtzig Mann von Amsterdam aus. Als Commandant dieses Geschwaders fungirte Olivier de Noort, der erst gegen dreißig Jahre zählte, sich durch mehrere weite Reisen aber schon einen Namen erworben hatte. Als Zweiten, sozusagen als Vice-Admiral, hatte er Jakob Claaz d’Ulpenda, und als Lootsen einen gewissen Melis, einen gewandten Seemann von englischer Abkunft. Diese mit Hilfe der Regierung Hollands von mehreren Kaufleuten in Amsterdam ausgerüstete Expedition verfolgte einen doppelten Zweck, sie sollte den Handel des Landes befördern helfen und dazu auch militärische Maßregeln vorbereiten. Früher begnügten sich die Holländer, von den Portugiesen diejenigen Waaren zu beziehen, welche sie mittelst ihrer Küstenschiffe in ganz Europa weiter vertrieben; jetzt trat an sie die Nothwendigkeit heran, den Bedarf an solchen in den Ursprungsländern selbst
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