Die Entdeckung der Erde
zu decken. Deshalb beauftragte man de Noort, seinen Landsleuten den von Magellan eröffneten Weg zu zeigen und dabei den Spaniern und Portugiesen möglichst viel Schaden zuzufügen. Zu jener Zeit nämlich erließ Philipp II., dessen Joch die Holländer sich eben entzogen, und der auch Portugal seiner Herrschaft unterworfen hatte, ein Verbot an seine Unterthanen, mit den niederländischen Rebellen irgendwelche Handelsbeziehungen zu unterhalten. Eben hierdurch sah sich Holland, wenn es nicht seinem Ruin entgegengehen und dadurch allein schon der spanischen Gewalt wieder verfallen wollte, gezwungen, nun selbst den Weg nach den Inseln der Gewürze aufzusuchen. Am seltensten segelten feindliche Schiffe durch die Magellan-Straße, diese Route sollte de Noort also einschlagen.
Nach flüchtigem Besuche Coreas ankerten die Holländer im Golf von Guinea, an der Insel do Principo. Die Portugiesen heuchelten eine freundschaftliche Gesinnung gegen die Leute, welche an’s Land gekommen waren, benutzten dann aber die günstige Gelegenheit, sich auf sie zu werfen und sie erbarmungslos niederzumachen. Zu den Umgekommenen gehörten Cornille de Noort, der Bruder des Admirals, Melis, Daniel Görrits und Johann von Bremen; nur dem Kapitän Peter Esias gelang es, zu entkommen. Das war freilich ein trauriger Anfang dieses Zuges, eine böse Vorbedeutung, welche leider nicht trügen sollte. Empört über diesen hinterlistigen Schurkenstreich, landete de Noort nun hundertzwanzig Bewaffnete; er fand die Portugiesen aber in so stark befestigter Stellung, daß er nach einem hitzigen Scharmützel, das ihm wiederum siebzehn Tode und Verwundete kostete, die Anker lichten mußte, ohne den feigen, gemeinen Verrath haben rächen zu können, dem sein Bruder und zwölf seiner Leute zum Opfer gefallen waren. Am 25. December wurde ein Steuermann, Namens Johann Volkers, an der Küste Afrikas ausgesetzt wegen seines disciplinwidrigen Benehmens, wegen offenbarer Auflehnung, und weil er versucht hatte, unter der Besatzung Mißmuth zu erregen. Am 5. Januar kam man in Sicht der Insel Annobon, im Meerbusen von Guinea, etwas unterhalb des Aequators gelegen, und wechselte nun den Kurs, um den Atlantischen Ocean zu überschreiten. Kaum ankerte de Noort in der Bai von Rio de Janeiro, als er einige Matrosen an’s Land schickte, um Wasser einzunehmen und von den Eingebornen Proviant einzukaufen. Die Portugiesen widersetzten sich aber der Landung und tödteten dabei elf Mann. Von dem Gestade Brasiliens durch Portugiesen und Eingeborne vertrieben, von Gegenwinden nach rückwärts verschlagen, mußten die ihres Piloten beraubten Holländer, nach einem vergeblichen Versuche, die Insel St. Helena aufzufinden, wo sie neue, höchst nothwendig erforderliche Provisionen erhalten zu können hofften, ziellos auf dem Ocean umherirren. Dabei landeten sie an den verlassenen Inseln von Martin-Vaz, kamen wieder am Rio-Doce nach der Küste Brasiliens, das sie für die Insel Ascension hielten, und waren endlich gezwungen, auf der öden Insel Santa-Clara zu überwintern. Der Aufenthalt hier verlief nicht ohne mehrere verderbliche Zwischenfälle. Das Admiralschiff lief z.B. so heftig gegen eine Klippe an, daß es bei schwererem Seegange rettungslos verloren gewesen wäre. Ferner kam es zu mehreren blutigen und barbarischen Bestrafungen meuterischer Matrosen, unter Anderem eines armen Teufels, dessen Hand, wegen Verletzung eines Steuermannes durch einen Messerstich, an den Mast genagelt wurde. Die zahlreichen Kranken, welche man hier an’s Ufer brachte, genasen alle binnen vierzehn Tagen. De Noort blieb vom 2. bis zum 21. Juni an dieser Insel, welche nur eine Meile vom Festlande entfernt liegt. Bevor er wieder in See ging, mußte er auch noch die »Eendracht« verbrennen, weil es ihm an Matrosen zu deren Führung gebrach. Erst am 20. October und nachdem ihn vielfache Stürme hier-und dorthin verschlagen, konnte er im Hafen Desiré vor Anker gehen, wo die Mannschaft in wenig Tagen eine Anzahl Seehunde und Seelöwen und mehr als 5000 Pinguine erlegte. »Der Admiral, sagt die von de Bry veröffentlichte Uebersetzung von de Noort’s Reiseberichten, war mit einer Abtheilung Bewaffneter an’s Land gegangen, doch trafen sie keine Eingebornen, nur verschiedene, auf hohen Felsen gelegene Grabstätten, in welchen jene ihre Todten beisetzten, wobei sie viele rothgefärbte Steine über das Grab häufen, das sie außerdem noch mit Wurfspießen, Federbüschen und anderen sonderbaren
Weitere Kostenlose Bücher