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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gegenständen, die ihnen wohl als Waffen dienen, auszuschmücken pflegen.«
    Die Holländer sahen auch, freilich in zu großer Entfernung, um darauf schießen zu können, Büffel, Hirsche und Strauße und sammelten in einem einzigen Neste zwölf Eier dieser Vögel. Während des Aufenthaltes hierselbst starb der Kapitän Jakob Janß Huy de Cooper und ward am Hafen Desiré begraben. Am 23. November lief die Flotte in die Magellan-Straße ein. Bei einer Landung fielen drei Holländer unter den Streichen der Patagonier, deren Tod durch die Niedermetzelung eines ganzen Ennos-Stammes geahndet wurde. Während der langen Fahrt durch die Sunde und Seebecken der Magellan-Straße begegnete man zwei anderen holländischen Schiffen unter Führung Sebald de Weerdt’s, der unsern der Mauritius-Bai überwintert hatte, auch wurde der Vice-Admiral Claaz ausgesetzt, angeblich wegen wiederholter Insubordination. Bildet diese bei den portugiesischen, englischen und holländischen Seefahrern jenes Jahrhunderts so häufig in Ausführung gebrachte Maßregel nicht ein bedeutsames Zeichen der Zeit? Was wir heute als nichtswürdigste Grausamkeit verurtheilen würden, erschien jenen Leuten, die um ein Menschenleben nicht viel Aufhebens machten, noch eine verhältnißmäßig milde Strafe. Und doch giebt es wohl nichts Grausameres, als einen Menschen ohne Waffen und Nahrungsmittel auf verlassener Küste auszusetzen. Und bedeutet denn die Landung eines solchen in einem von Cannibalen bewohnten Lande, die sich an leckerem Menschenfleisch ergötzen, etwas Anderes als die Verurtheilung zu einem entsetzlichen Tode?
    Am 29. Februar 1600 fuhr de Noort in den Pacifischen Ocean ein, nachdem er neunundneunzig Tage zur Reise durch die Magellan-Straße gebraucht hatte. Vierzehn Tage später trennte ihn ein Sturm von der »Hendrick Fredrick«, welche von da ab verschollen blieb. In Begleitung einer einzigen Jacht ging er bei der Insel Mocha vor Anker, wo er, abweichend von seinen Vorgängern, seitens der Eingebornen einen freundlichen Empfang fand. Dann folgte er der Küste Chilis, deren Bewohner ihm, im Austausch gegen Nürnberger Messer, Beile, Hemden, Hüte und andere geringwerthige Gegenstände Nahrungsmittel in Menge lieferten. Nachdem er längst dieser Küste und der Perus eine Menge Städte verwüstet, geplündert und eingeäschert, auch alle ihm begegnenden Schiffe versenkt und eine beträchtliche Beute zusammengerafft hatte, wich de Noort, auf die Nachricht hin, daß ein Geschwader unter dem Befehle des Bruders des Vicekönigs, Don Louis de Velasco, zu seiner Verfolgung ausgelaufen sei, mit vollen Segeln nach den Ladronen-Inseln aus, wo er am 16. September eintraf. »In mehr als zweihundert, mit je drei bis fünf Mann besetzten Canots drängten sich hier die Eingebornen um unser Schiff unter dem lauten Rufe:
Hierro, hierro!
(Eisen, Eisen!), das bei ihnen in hohem Werthe steht. Sie leben ebensogut im Wasser wie auf dem Lande und verstehen außerordentlich geschickt zu tauchen, was wir daran sahen, daß ein einziger Mann fünf von uns in’s Meer geworfene Eisenstücke herausholte.« De Noort erfuhr auch zu seinem Nachtheile, daß die Inseln (Ladronen = Diebesinseln) ihren Namen mit vollem Rechte führen. Die Bewohner bemühten sich sogar, die Nägel aus dem Schiffe zu reißen und eigneten sich Alles an, was nur in ihre Hände fiel. Einer derselben, der an einem Taue auf das Schiff geklettert war, hatte sogar die Frechheit, in eine Kabine einzudringen und einen Degen zu stehlen, mit dem er sich in’s Meer stürzte.
    Vom 14. October ab durchsegelte de Noort den Archipel der Philippinen, ging dabei häufiger an’s Land und verbrannte, beraubte oder versenkte eine Menge spanischer und portugiesischer Schiffe und chinesischer Tjonken. Eben kreuzte er in der Meerenge von Manilla, als ihn zwei große spanische Schiffe angriffen. In dem dadurch entstandenen Gefechte hatten die Holländer nur fünf Todte und fünfundzwanzig Verwundete, büßten aber ihre Brigantine ein, welche mit einer Besatzung von fünfundzwanzig Mann gefangen wurde. Die Spanier verloren mehr als zweihundert Mann, denn ihr Admiralschiff ging in Flammen auf und versank. Statt die verwundeten oder auch die noch gesunden Menschen, welche sich schwimmend zu retten suchten, aufzunehmen, fuhren die Holländer im Gegentheile dazwischen und gaben nicht Wenigen noch mit ihren Lanzen den Todesstoß. »Nach diesem blutigen und doch nutzlosen Siege rastete de Noort kurze Zeit bei Borneo, nahm in

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