Die Entdeckung der Erde
ich nicht ohne eine gewisse schmerzliche Empfindung an jene Minuten denken. Doch Wogen und Strömung gingen glücklich vorüber, stürmten auf die Mündung des Canals zu und kämpften dort lange Zeit, bis sie sich allmählich verliefen.«
Trotz der Schwierigkeiten, welche die Schifffahrt bot, segelte der Admiral doch in diesem Meere, dessen Wasser süßer und süßer wurde, je mehr er nach nördlicheren Gegenden kam, weiter, entdeckte verschiedene Caps, das eine im Osten der Insel Trinidad, das Cap Pena-Blanca, das andere im Westen des Vorgebirges von Paria, das Cap von Lapa; er verzeichnete mehrere Häfen, unter anderen den sogenannten Hafen der Affen an der Mündung des Orinoco.
Einschiffung des Christoph Columbus. (S. 196.)
Columbus ging im Westen der Spitze von Cumana an’s Land und erfreute sich seitens der in großer Anzahl herbeigeströmten Eingebornen eines freundlichen Empfanges. Nach Westen zu, jenseit der Spitze von Alcatraz, bot die Landschaft einen wahrhaft herrlichen Anblick, und die Eingebornen behaupteten, daß dort viel Perlen und Gold gefunden würden.
Columbus wäre an diesem Theile der Küste gern längere Zeit liegen geblieben, doch sah er nirgends einen Schutz für seine Schiffe. Außerdem verlangten auch seine Gesundheit, welche tief erschüttert war, und vorzüglich sein merkbar geschwächtes Sehvermögen eine längere Ruhe, ohne davon zu sprechen, daß seine ermüdeten Mannschaften sich nicht minder, wie er selbst, darnach sehnten, endlich nach Isabella zu kommen. Er fuhr also am Ufer von Venezuela weiter und unterhielt, so viel dies möglich war, immer einige Verbindungen mit den Eingebornen. Diese Indianer zeichneten sich durch schönen Körperbau und angenehme Physiognomie aus; ihre häuslichen Einrichtungen verriethen einen gewissen Geschmack; sie besaßen Wohnungen mit geschmückten Façaden, in denen sich ziemlich geschickt hergestellte Möbel befanden. Am Halse trugen sie kleine Goldplatten. Das Land selbst war prächtig; seine Flüsse, Berge und Wälder hielten den Vergleich mit allen anderen aus. Der Admiral benannte diese herrliche Gegend deshalb auch Gracia und hat durch eine lange Abhandlung den Beweis zu führen gesucht, daß hier die Wiege des Menschengeschlechtes gestanden habe, in diesem indischen Paradiese, das Adam und Eva so lange bewohnten. Um diese Anschauung des großen Seefahrers wenigstens theilweise zu erklären, darf man nicht vergessen, daß er stets an den Küsten von Asien zu sein wähnte. Dem bezaubernden Orte selbst, an dem er sich befand, gab er den Namen »die Gärten«.
Am 23. August verließ Columbus, nachdem er nicht ohne Gefahr und Mühe die Strömung dieser Meerenge glücklich überwunden, den Golf von Paria durch die schmale Straße, die er den Drachenmund nannte, welche Bezeichnung sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat. In’s offene Meer gelangt, entdeckten die Spanier die Insel Tabago im Nordosten von Trinidad, ferner weiter im Norden La Conception, das heutige Grenada. Von hier aus änderte der Admiral seinen Kurs nach Südwesten, wodurch er nach der amerikanischen Küste zurückkam; dieser folgte er auf einer Strecke von vierzig Meilen und bekam am 25. August die stark bevölkerte Insel Margarita und endlich die nahe dem Festland gelegene Insel Cubaga zu Gesicht. Am Strande der letzteren hatten die Eingebornen eine Perlenfischerei errichtet und waren eben beschäftigt, das kostbare Naturproduct einzusammeln. Columbus sendete deshalb ein Boot an’s Land und machte ein sehr vortheilhaftes Geschäft, denn er erhielt für Fayence-Bruchstücke und klingende Schellen mehrere Pfund Perlen, unter denen einige sehr groß und vom reinsten Wasser waren.
An diesem Punkte seiner Entdeckungen machte der Admiral Halt. Die Versuchung, das Land, bei dem sie sich befanden, näher zu untersuchen, war zwar groß genug, doch fühlten sich die Mannschaften und ihr Führer jetzt wirklich erschöpft. Man schlug nun den unmittelbaren Weg nach San Domingo ein, wohin die wichtigsten Interessen Christoph Columbus zurückriefen.
Vor der Abreise hatte der Admiral seinem Bruder Vollmacht gegeben, den Grund zu einer neuen Stadt zu legen. Don Barthelemy durchreiste zu diesem Zwecke die verschiedensten Theile der Insel. Nachdem er etwa fünfzig Meilen von Isabella einen sehr schönen Hafen an der Mündung eines breiten Stromes ausfindig gemacht hatte, steckte er daselbst die ersten Straßen einer Ansiedlung ab, aus der die spätere Stadt San Domingo entstand.
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