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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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er neun wohlbewaffnete Leute aus, sich dieses gefürchteten Caziken, Namens Carnabo, zu bemächtigen. Der Anführer derselben, Hojeda, der auch später wiederholte Proben seiner Unerschrockenheit ablegen sollte, raubte den Caziken aus der Mitte der Seinigen und führte ihn als Gefangenen nach Isabella. Columbus seinerseits ließ den Eingebornen nach Europa schaffen; das Fahrzeug, welches ihn trug, muß aber Schiffbruch erlitten haben, denn man hörte nicht das Mindeste von ihm wieder.
    Inzwischen langte Antonio de Torres, gesendet von dem König und der Königin, um Columbus deren Wohlgeneigtheit auszudrücken, in San Domingo mit vier Schiffen an. Ferdinand erklärte sich überaus zufrieden mit den Erfolgen des Admirals und versprach eine monatliche Verbindung zwischen Spanien und der Insel Espagnola herzustellen.
    Inzwischen hatte eine neue Revolte des Stammes Carnabo’s auch eine wiederholte allgemeine Empörung der Eingebornen hervorgerufen. Diese wollten ihren beleidigten und unrechtmäßiger Weise fortgeschleppten Häuptling rächen Nur der Cazike Guacanagari blieb, trotz seiner Betheiligung an dem Morde der ersten Ansiedler, den Spaniern treu. Von Don Barthelemy und dem Caziken begleitet, zog Columbus gegen die Rebellen zu Felde.
    Er begegnete bald einem Heere der Ureinwohner, dessen Stärke – jedenfalls weit übertrieben – von ihm zu 100.000 Mann angegeben wird. Doch wie dem auch sei, diese Armee wurde durch ein einfaches Detachement von 200 Infanteristen, 25 Reitern und 25 Hunden völlig in die Flucht geschlagen. Dieser Sieg stellte allem Anscheine nach die Autorität des Admirals wieder her. Den Besiegten wurde die Zahlung eines Tributs auferlegt. Die Indianer aus der Nachbarschaft der Minen mußten von drei zu drei Monaten eine gewisse Menge Gold liefern, die anderen, entfernter wohnenden aber je 25 Pfund Baumwolle. Die Empörung war jedoch nur unterdrückt, keineswegs erloschen. Auf den Ruf einer Frau, Anacaona, der Witwe Carnabo’s, erhoben sich die Eingebornen noch ein zweites Mal, wobei es ihnen sogar gelang, den bis dahin an Columbus’ Seite kämpfenden Guacanagari zu sich herüber zu ziehen; nach Zerstörung der Maisfelder und aller Anpflanzungen zogen sie sich in die Gebirge zurück. Die Spanier sahen sich hiermit allen Schrecken einer Hungersnoth preisgegeben und übten in ihrer Wuth furchtbare Repressalien gegen die Eingebornen. Man berichtet, daß ein Viertel der Ureinwohner durch Hunger, Krankheiten und die Waffen der Leute Columbus’ umgekommen sei. Die unglücklichen Indianer bezahlten ihre mit den siegreichen Europäern angeknüpften Verbindungen wirklich theuer.
    Christoph Columbus’ Stern war von jetzt ab im Erbleichen. Während seine Autorität auf Espagnola mehr und mehr untergraben wurde, erlitten sein Charakter und sein Ruf auch so manche Anfechtung von Europa aus. Er selbst konnte ja nicht zur Hand sein, sich zu vertheidigen, und die Officiere, die er nach dem Mutterlande zurückgesendet hatte, klagten ihn laut der Ungerechtigkeit und Grausamkeit an; sie sprengten sogar das Gerücht aus, der Admiral beabsichtige, sich gänzlich unabhängig von dem Könige zu machen. Ferdinand sandte unter dem Eindrucke dieser verleumderischen Nachrichten einen Commissär ab, der sich über die Verläßlichkeit solcher Anschuldigungen unterrichten sollte. Dieser Edelmann hieß Jean d’Aguado. Die Wahl gerade des Genannten zu einem derartigen vertraulichen Auftrage war keine besonders glückliche zu nennen. Jean d’Aguado galt als ein einseitiger, etwas vorurtheilsvoller Mann. Er langte Mitte October in Isabella an, als der mit weiteren Untersuchungen beschäftigte Admiral eben nicht anwesend war, und begegnete Christoph Columbus’ Bruder mit verletzendem Hochmuth. Don Diego aber berief sich auf seinen Titel als General-Gouverneur und lehnte es ab, sich den Anforderungen des königlichen Commissärs zu fügen.
    Jean d’Aguado rüstete sich schon, nach Spanien zurückzukehren, wohin er doch nur sehr mangelhafte Nachrichten hätte mitbringen können, als ein entsetzlicher Orkan im Hafen die Schiffe zerstörte, auf denen er hierhergekommen war.
    Auf der Insel Espagnola waren jetzt nur noch zwei Caravellen übrig. Christoph Columbus stellte, sobald er nach der Kolonie zurückkam, mit einer Großherzigkeit, die alle Bewunderung verdient, dem Commissär des Königs eines seiner Schiffe zur Verfügung unter der Bedingung, daß er sich auf dem anderen einschiffen wolle, um sich vor dem Könige zu

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