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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Nach derselben Stelle verlegte Don Barthelemy dann auch seine Residenz, während Don Diego Gouverneur von Isabella blieb. So vereinigten die beiden Brüder durch die Lage ihrer Aufenthaltsorte die ganze Verwaltung der Kolonie in ihren Händen. Schon rührten sich aber viele Unzufriedene und standen bereit, sich gegen ihre Autorität aufzulehnen. Unter diesen Verhältnissen kam der Admiral in San Domingo an. Er billigte das Verfahren seiner Brüder, welche die Verwaltung übrigens mit großer Klugheit geführt hatten, und erließ eine Proclamation, um die empörten Spanier an ihren Gehorsam zu erinnern. Am 18. October ließ er darauf fünf Schiffe nach Spanien abgehen in Begleitung eines Officiers, der dem Könige die neuen Entdeckungen mittheilen und über den Zustand der Kolonie, welche durch den Ungehorsam Einzelner gefährdet worden sei, Bericht zu erstatten.
    Zu dieser Zeit nahmen indeß die Angelegenheiten Columbus’ in Europa eine üble Wendung. Seit seiner Abfahrt häuften sich die Verleumdungen gegen ihn und seine Brüder unablässig mehr und mehr an. Einige aus der Kolonie weggejagte Rebellen denuncirten die hochmüthige »Dynastie« Columbus’ und erregten die Eifersucht eines eitlen und undankbaren Monarchen. Selbst die Königin, bisher die treueste Gönnerin des genuesischen Seemannes, fing an, ihm zu zürnen, als sie auf den Schiffen einen Transport von dreihundert ihrer Heimat entführten Indianern sah, welche als Sklaven verkauft werden sollten. Isabella wußte freilich nicht, daß man die Gewalt auf diese Weise ohne Vorwissen Columbus’ und in seiner Abwesenheit gemißbraucht hatte. Der Admiral erschien nichtsdestoweniger verantwortlich und um sein Auftreten kennen zu lernen, sandte der Hof nach der Insel Espagnola einen Officier von Calatrara, Namens Franz von Bovadilla, dem die Titel eines Intendanten der Justiz und eines General-Gouverneurs beigelegt wurden. Genau genommen war hiermit die Absetzung Columbus’ ausgesprochen. Bovadilla reiste, mit jener discretionären Gewalt bekleidet, gegen Ende Juni 1500 mit zwei Caravellen ab. Am 23. August bemerkten die Kolonisten zwei Fahrzeuge, welche in den Hafen von San Domingo einzulaufen suchten.
    Christoph Columbus und sein Bruder Barthelemy waren eben abwesend. Sie ließen im Canton von Naragua ein Fort errichten. Don Diego führte an ihrer Stelle den Oberbefehl. Bovadilla kam an’s Land und ließ eine feierliche Messe lesen, während welcher Ceremonie er mit sehr bezeichnender Ostentation auftrat; dann berief er Don Diego zu sich und befahl ihm, die Macht in seine Hände niederzulegen. Christoph Columbus kam, von einem Boten unterrichtet, eiligst herbei. Er nahm die Patente Bovadilla’s in Augenschein und war wohl bereit, ihn als Intendanten der Justiz, nicht aber als General-Gouverneur der Kolonie anzuerkennen.
    Darauf übergab ihm Bovadilla einen Brief des Königs und der Königin mit folgendem Wortlaute:
    »Don Christoph Columbus, unserem Admiral im Ocean.
    Wir haben den Commandeur Franz Bovadilla entsendet, Euch unsere Absichten zu erklären. Wir befehlen Euch, daran nicht zu zweifeln und zu thun, was er in unserem Namen anordnen wird.

    Ich, der König. Ich, die Königin.«
     
    Der in Folge feierlicher Bestallung Columbus zukommende Titel eines Vicekönigs war in diesem Schreiben Ferdinands und Isabellas gar nicht gebraucht. Columbus unterdrückte seinen berechtigten Zorn und unterwarf sich. Gegen den in Ungnade gefallenen Admiral erhob sich nun aber ein großes Lager falscher Freunde. Alle, welche ihr Glück nur Columbus verdankten, wendeten sich jetzt gegen ihn; sie griffen seine Ehre an und beschuldigten ihn, er habe sich völlig unabhängig machen wollen. – Welch’ ungereimte Anklagen! Wie hätte dieser Gedanke ihm als Fremden, als Genuesen, kommen können, der sich allein inmitten einer spanischen Kolonie befand?
    Bovadilla hielt doch die Gelegenheit für passend, mit möglichster Strenge vorzugehen. Don Diego saß schon gefangen; bald ließ der Gouverneur auch Don Barthelemy und Christoph Columbus selbst in Eisen legen. Des Hochverrathes beschuldigt, wurde der Admiral mit seinen beiden Brüdern auf ein Schiff geschleppt und unter dem Befehle Alphons de Villeja nach Spanien gebracht. Der genannte Officier, ein Mann von Gefühl, wollte, empört über die Behandlung, welche man Columbus angedeihen ließ, diesem die beengenden Fesseln abnehmen. Columbus lehnte das ab. Er, der Erwerber einer neuen Welt, wollte nun auch in dem durch ihn

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