Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
mit dem klugen Gedanken, die neuen Kolonien durch Verbrecher zu bevölkern, welche die harte Arbeit wieder sittlich zu erheben versprach.
    Obwohl Christoph Columbus eben an der Gicht litt und erschöpft war durch den Aerger und die bitteren Erfahrungen seit seiner Rückkehr, ging er doch schon am 30. Mai 1498 wieder unter Segel. Vor der Abfahrt hörte er noch, daß ihn bei Cap Vincent auf hohem Meere eine französische Flotte erwarte, um seine Expedition unmöglich zu machen. Er steuerte auf diese Nachricht hin einen anderen Kurs und kam nach Madeira, wo er vor Anker ging. Von hier aus sandte er alle Schiffe bis auf drei unter dem Commando Pedro’s de Arana, Alonzo Sanchez’ de Carabojal und Joan Antonio Columbus, eines seiner Verwandten, nach der Insel Espagnola. Er selbst steuerte mit einem Schiffe und zwei Caravellen nach Süden, mit der Absicht, den Aequator zu überschreiten und tiefer südlich liegende Länder aufzusuchen, welche der allgemeinen Annahme nach an Erzeugnissen jeder Art noch reicher sein sollten.
    Am 27. Juni berührte die Flottille Santiago und einige andere Inseln von dem Archipel des Grünen Vorgebirges. Am 4. Juli stach sie wieder in See, segelte hundertfünfundzwanzig Meilen weit nach Südosten, litt dann von andauernder Windstille und brennender Hitze und wendete sich, etwa Sierra Leone gegenüber angelangt, geraden Wegs nach Westen.
    Am 31. Juli gegen Mittag meldete ein Matrose die Nähe des Landes; es war das eine am äußersten Nordosten Südamerikas und sehr nahe der Küste des Festlandes gelegene Insel.
    Der Admiral gab ihr den Namen Trinidad und die ganze Mannschaft stimmte dankerfüllt das
Salve Regina
an. Am nächsten Tage, am 1. August, ankerte das Schiff und die beiden Caravellen etwa fünf Meilen von dem zuerst gesehenen Punkt, nahe der Landspitze von Alcatraz. Der Admiral ließ hier einige Matrosen an’s Land gehen, um seine Vorräthe an Wasser und Holz zu erneuern. Das Gestade schien unbewohnt zu sein, doch sah man viel Spuren von Thieren, wahrscheinlich von Ziegen, auf dem Strande.
    Am 2. August ruderte ein langes, von 24 Eingebornen besetztes Canot auf die Fahrzeuge zu. Die wohlgewachsenen und an Hautfarbe weißeren Indianer als die Eingebornen von Espagnola trugen auf dem Kopfe eine Art Turban aus einer baumwollenen Schärpe mit grellen Farben und um den Körper einen kleinen Rock aus demselben Stoffe. Man suchte sie durch Vorzeigung von Spiegeln und anderen Glaswaaren an Bord zu locken; die Matrosen begannen sogar, um jene zutraulicher zu machen, lustige Tänze; die Eingebornen aber antworteten, erschreckt durch den Lärm des Tambourins, der ihnen nichts Gutes zu versprechen schien, mit einer Wolke von Pfeilen und wandten sich nach einer der Caravellen hin; ein Steuermann machte noch einmal den Versuch, sie milder zu stimmen, und wagte sich dicht an sie heran, bald aber entfernte sich das Canot und wurde auch nicht wieder gesehen.
    Christoph Columbus ging wieder in See und entdeckte eine neue Insel, die er Gracia nannte. Was er jedoch für eine Insel hielt, war in der That die Küste Amerikas, und zwar das Gestade von Venezuela, welches das von sehr vielen Flußarmen durchschnittene Delta des Orinoco bildet.
    An diesem Tage entdeckte Columbus also wirklich, freilich ohne davon Kenntniß zu haben, den amerikanischen Continent an dem Theile Venezuelas, der jetzt Cumana heißt. Zwischen der Küste und der Insel Trinidad bildet das Meer einen gefährlichen Golf, den Golf von Paria, in dem ein Fahrzeug nur schwierig gegen die Strömung aufkommen kann, die es mit außerordentlicher Schnelligkeit nach Westen zu treibt. Der Admiral glaubte auf offenem Meere zu sein und setzte sich in diesem Golfe mehr Gefahren aus, als er wohl ahnte, weil die durch ein zufälliges Hochwasser angeschwollenen Flüsse des Festlandes eine ungeheure Wassermasse gegen das Schiff wälzten. Christoph Columbus berichtet hiervon in einem Schreiben an den König und die Königin mit folgenden Worten:
    »Als ich mich in später Nachtstunde auf dem Deck befand, hörte ich plötzlich ein entsetzliches Rauschen. Ich suchte die Dunkelheit mit den Augen zu durchdringen und bemerkte da, wie sich das Meer in Gestalt eines Hügels, von derselben Höhe wie unser Schiff, von Süden her langsam auf uns zuwälzte. Auf diesem Wasserberge brodelte noch eine gewaltige Strömung mit erschreckendem Geräusche. Ich glaubte nichts Anderes, als daß wir im nächsten Augenblicke verschlungen werden würden, und noch heute kann

Weitere Kostenlose Bücher