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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bereicherten Spanien wirklich mit seinen Ketten ankommen.
    Der Admiral that ganz recht daran; denn wenn man ihn in diesem Zustande der Erniedrigung, gefesselt wie ein Verbrecher, behandelt wie ein Strafgefangener sah, mußte sich wohl das Gefühl des Volkes empören. Die Anerkennung der Größe des verleumdeten Mannes brach sich, trotz aller gegen ihn in’s Werk gesetzten Ungerechtigkeiten, wieder Bahn. Gegen Bovadilla allein loderte der allgemeine Unwille auf. Von dem einmüthigen Ausdrucke des Volkswillens überwältigt, mißbilligten der König und die Königin öffentlich das Verfahren des Befehlshabers und richteten gleichzeitig einen freundlichen Brief an Columbus, den sie einluden, an ihren Hof zu kommen.
    Das war noch einmal ein schöner Tag für Columbus. Vor Ferdinand und Isabella erschien er nicht als Angeklagter, sondern als Ankläger; die Erinnerung an die erlittene unwürdige Behandlung brach ihm fast das Herz – der arme, große Mann weinte und alle Anderen rings um ihn weinten mit. Seine Lebensweise schilderte er mit allem Freimuthe. Er, den man des maßlosen Ehrgeizes und der Sucht beschuldigte, sich in den Kolonien nur zu bereichern, er stand fast gänzlich ohne Mittel da! Ja, der Entdecker einer Welt besaß selbst nicht eine Stelle, wo er sein Haupt hinlegen konnte!
    Die gute und theilnahmvolle Isabella weinte mit dem bejahrten Seemann und war eine Zeit lang außer Stande, ein Wort zu sprechen. Endlich drangen einige huldreiche Worte über ihre Lippen; sie versicherte Columbus ihres Schutzes und Beistandes und versprach, ihn bei seinen Feinden zu rächen, sie entschuldigte sich wegen der unglücklichen Wahl, die man mit Bovadilla’s Sendung nach den Inseln getroffen habe, und beschwor sie werde es an einer exemplarischen Bestrafung nicht fehlen lassen. Jedenfalls aber bat sie den Admiral, einige Zeit verstreichen zu lassen, bevor er in dem Gouvernement seine Stellung wieder einnähme, um den erhitzten Gemüthern Zeit zu gönnen, dem Gefühle der Ehre und Gerechtigkeit wieder Raum zu geben.
    Christoph Columbus beruhigte sich bei den huldvollen Worten der Königin; er verhehlte nicht seine Befriedigung über den ihm gewordenen Empfang und willigte auch gern in den von Isabella gewünschten Aufschub. Er hatte vor Allem ja nur das eine Ziel im Auge, er wollte seinem Adoptiv-Vaterlande und dessen Beherrscher noch weiter dienen und stellte noch so manche Erweiterung der bisherigen Entdeckungen in gewisse Aussicht. Trotz ihrer kurzen Dauer war ja auch seine dritte Reise keine unfruchtbare zu nennen, denn die Länderkarten hatten bei derselben die neuen Namen Trinidad, Golf von Paria, Cumanaküste, Tabago, Grenada, Margarita und Cubaga gewonnen.
V.
    Vierte Reise: Eine Flottille von vier Fahrzeugen. – Gran-Canaria. – Martinique. – Dominica. – Sainte-Croix. – Porto-Rico. – Die Insel Espagnola. – Jamaica. – Die Caimans-Inseln. – Die Pinien-Insel. – Insel Guanaja. – Cap Honduras. – Die amerikanische Küste von Truxillo am Golf von Darien. – Die Limonaren-Inseln. – Insel Huerta. – Küste von Veragua. – Goldführendes Land. – Aufstand der Eingebornen. – Columbus’ Traum. – Porto-Bello. – Die Mulatas. – Aufenthalt auf Jamaica. – Elend. – Empörung der Spanier gegen Columbus. – Mondfinsterniß. – Columbus’ Ankunft in Espagnola. – Columbus’ Rückkehr nach Spanien. – Sein Tod am 20. März 1506.
     
    Christoph Columbus hatte am Hofe Ferdinand’s und Isabella’s das ganze, ihm gebührende Ansehen wieder erlangt. Vielleicht benahm sich der König noch einigermaßen kühl gegen ihn, während ihn die Königin warm und offenkundig beschützte. Der officielle Titel eines Vicekönigs wurde ihm indeß nicht wiedergegeben und der Admiral war ein viel zu großer Mann, um seinen Anspruch auf denselben geltend zu machen. Er hatte jedoch die Genugthuung, Bovadilla sowohl wegen Mißbrauchs seiner Gewalt gegen ihn, als auch wegen seines herzlosen Auftretens gegen die Indianer schimpflich abgesetzt zu sehen. Die Unmenschlichkeit dieses Spaniers ging so weit, daß sich die eingeborne Bevölkerung unter seiner Verwaltung wirklich zusehends verminderte.
    Inzwischen begann die Insel Espagnola Columbus’ Voraussetzungen zu bestätigen, indem schon ein Zeitraum von drei Jahren hinreichte, die Einkünfte der Krone um sechzig Millionen zu vergrößern. In den jetzt besser ausgenutzten Minen fand man Gold in Ueberfluß. Am Ufer des Hayna-Flusses hatte ein Sklave einen Klumpen

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