Die Entdeckung der Erde
im Gewichte von 3600 Gold-Thalern ausgegraben. Jetzt ließ sich schon voraussehen, daß die neuen Kolonien jedenfalls unermeßliche Schätze bargen.
Der Admiral, der nicht lange müßig bleiben konnte, drang inständig darauf, eine vierte Reise zu unternehmen, obwohl er schon sechsundsechzig Jahre zählte. Die von ihm zu Gunsten dieser Expedition angeführten Gründe erschienen auch wirklich ganz annehmbar. Ein Jahr vor Columbus’ Rückkehr nämlich war der Portugiese Vasco da Gama nach Umschiffung des Caps der Guten Hoffnung von Indien heimgekehrt. Columbus gedachte nun dadurch, daß er sich auf dem weit kürzeren und sichereren westlichen Wege dahin begab, dem portugiesischen Handel eine ernsthafte Concurrenz zu bereiten. Er glaubte immer, in der Voraussetzung, die Küsten Asiens erreicht zu haben, daß die von ihm entdeckten Inseln von den Molukken nur durch eine schmale Wasserstraße getrennt sein könnten. Ohne Espagnola und die anderen schon begründeten Kolonien zu berühren, wollte er diesmal geraden Weges nach dem eigentlichen Indien gehen. Man sieht, daß sich der ehemalige Vicekönig wieder vollständig zum kühnen Seefahrer seiner früheren Jahre verwandelt hatte.
Der König genehmigte das Gesuch des Admirals und übergab ihm den Oberbefehl über eine aus vier Schiffen, der »Santiago«, »Gallego«, »Vizcaino« und der Admirals-Caravelle bestehenden Flottille. Das größte dieser Fahrzeuge maß nur siebzig, das kleinste gar nur fünfzig Tonnen. Im Grunde gehörten also alle vier nur in die Klasse der Küstenschiffe.
Christoph Columbus verließ Cadix am 2. Mai 1502 mit einem Gefolge von 500 Mann und nahm, außer seinem Bruder Barthelemy, auch seinen zweiten, kaum dreizehnjährigen Sohn aus zweiter Ehe, Ferdinando, mit sich.
Am 20. Mai ankerten die Schiffe vor Gran-Canaria und erreichten am 15. Juni Martinique, eine der Inseln des Windes. Später liefen sie Dominica, Sainte-Croix und Porto-Rico an und trafen endlich, nach einer im Ganzen glücklichen Ueberfahrt, vor Espagnola ein.
Gewiß lag es in Columbus’ Absicht, treu dem Rathe seiner Königin, den Fuß nicht auf diese Insel zu setzen, von der er so schimpflich weggeführt worden war; seine schlecht gebaute Caravelle hielt aber nicht mehr die See und bedurfte am Rumpfe nothwendiger Weise mancher Ausbesserungen. Der Admiral ersuchte den Gouverneur also um Erlaubniß, in den Hafen einlaufen zu können.
Der neue Gouverneur und Nachfolger Bovadilla’s, ein Ordensritter von Alcantara, mit Namen Nicolas Ovando, war ein gemäßigter und gerechter Mann. Aus übertriebener Klugheit nur verweigerte er Columbus, durch dessen Anwesenheit er ungesetzliche Auftritte fürchtete, das Einlaufen in den Hafen. Columbus verbarg die Erbitterung, in die ihn ein solches Benehmen versetzte, schweigend im Herzen und antwortete auf diese erniedrigende Behandlung sogar noch mit einem wohlgemeinten Rathschlage.
Die Flotte, welche Bovadilla nach Spanien zurückbringen und außer dem erwähnten gewaltigen Goldklumpen auch ungeheure Schätze dahin mitnehmen sollte, war eben zum Auslaufen bereit; das Wetter aber hatte sich drohender gestaltet, und Columbus, dem sein seemännischer Scharfblick die Annäherung eines Sturmes verrieth, ließ dem Gouverneur anrathen, seine Schiffe und Mannschaften nicht unnöthig einer Gefahr auszusetzen. Ovando schlug den Rath des Admirals achtlos in den Wind. Die Schiffe stachen in See; sie hatten jedoch kaum das östliche Ende der Insel erreicht, als ein entsetzlicher Orkan einundzwanzig derselben mit Mann und Maus versenkte. Bovadilla und der größte Theil von Columbus’ Feinden lagen auf dem Grunde des Meeres, während das Schiff, welches die Reste des Vermögens Columbus’ trug, wie durch ein Wunder der Vorsehung dem Verderben entging. Zehn Millionen an Gold und Edelsteinen hatte der Ocean verschlungen.
Währenddem flüchteten Columbus’ vier, vor dem Hafen abgewiesene Caravellen vor dem Sturme. Sie wurden arg mitgenommen und zerstreut, doch gelang es ihnen, sich wieder zu vereinigen. Der rasende Wind trieb sie am 14. Juli in Sicht von Jamaica. Dort führten sie mächtige Strömungen nach dem »Garten der Königin« und in der Richtung nach Ost ein Viertel Südost weiter. Sechzig volle Tage kämpfte die kleine Flottille, ohne dabei mehr als siebzig Meilen zurückzulegen, und ward endlich an die Küste von Cuba geworfen, was zur Entdeckung der Cumanen und der Pinien-Insel führte.
Christoph Columbus schlug nun einen südöstlichen
Weitere Kostenlose Bücher