Die Entdeckung des Lichts
der Admiralität erhielt die Royal Society den Auftrag, nach besserem Kupfer zu suchen, mit dem man die Schiffe beplanken konnte. Das aktuell verwendete Material korrodierte zu schnell. Davy fand eine Lösung. Aufmontierte Eisenbarren oder Zink konnten die Korrosion stoppen: galvanisch. Es korrodiere dann das Eisen oder das Zink. Die Admiralität setzte den Vorschlag sofort um, aber die Schiffe kamen schon nach kurzen Ausflügen vollkommen unbrauchbar zurück. Seegras, Muscheln, Kletten und Ranken wuchsen schneller, als man fahren konnte. Seepocken und Krebse ließen sich auch nicht zweimal bitten. Das Kupfer korrodierte tatsächlich nicht mehr, aber die Schiffe waren zu schwer und zu langsam. Nur ein paar Tage nachdem die Royal Society den Bericht über die erfolgreiche Technik der Davy’schen Protektoren herausgegeben hatte, erließ die Admiralität den Befehl, die Aufsätze umgehend von den Schiffsrümpfen zu entfernen.
»Die gelehrten Experimente des Professors«, schrieb die Times , müssten als Misserfolg gewertet werden, »so wertvoll sie für die Wissenschaft auch sein mögen und so angenehm sie für den Professor waren, der auf Kosten des Staates einen hübschen Sommerausflug an die Nordsee und ans Baltische Meer unternahm.«
Keine Rede von Faradays Beteiligung oder gar der Sicherheitslampe, die in Vergessenheit geraten war. Wie viele Leben hatte sie denn gerettet? Keiner wusste es. Vielleicht lag das an der immer größeren Zahl Arbeiter, die in immer tiefere Minen geschickt wurden. Vielleicht starben sogar mehr als weniger, genaue Zahlen gab es nicht, möglicherweise scherte sich kaum jemand um die richtige Anwendung der Lampe, weshalb auch immer. Jedenfalls hatte das Sterben nicht aufgehört.
Davy antwortete, und er tat es maximal ungeschickt: »Es ist falsch«, gellte er in seinem Schreiben, von dem er annahm, dass die Times es nicht anderswo lesen wollte, sondern nur bei sich selbst: »dass die Admiralität einen Auftrag gab, den Grund für das Korrodieren der Kupferplanken zu finden.« Es sei falsch, dass die Schiffe mit Würmern befallen zurückgekommen seien. »Es ist falsch«, fuhr er fort, »dass in meinen Experimenten Fehler gemacht worden sind.« Und es war noch weit mehr falsch: Vor allem und zuletzt sei falsch, dass er auf Kosten der Allgemeinheit einen Ausflug gemacht habe, vielmehr habe er auf eigene Kosten einen Ausflug gemacht. Dabei sei sogar falsch, dass er einen schönen Ausflug gemacht habe, denn der Ausflug nach Schweden, Däne mark und Holstein sei fürchterlich gewesen. Er wünschte dem Autor der Ungenauigkeiten und des bösen Willens nicht weniger als eine solche Schiffsfahrt, wenn er denn anfällig für Seekrankheit sei.
Keine Erwähnung seines Anlandens in Kiel, das er seiner Frau als hübsch beschrieb und hügeliger und waldiger als andere dänische Städte. Keine Erwähnung der Weiterreise nach Hamburgh, das er »eine ordentliche, geschäftige und kommerzielle Stadt von der Größe Bristols« nannte, die leider nur von nordischen Menschen bewohnt sei.
Keine Rede auch vom Treffen mit Schumacher, dem Astronomen der dänischen Krone in Altona, und dass er dort hörte, Gauß vermesse in Bremen gerade das letzte Dreieck des Königreichs Hanover. Davy hatte seinen Dampfer dorthingeschickt und selbst die Kutsche Schumachers genommen, um zwei Tage in Bremen zu bleiben, in denen Gauß ihm erklärte, dass eine Kugeloberfläche schon ein gekrümmter Raum sei: »Ein zweidimensionaler, allerdings sehr simpler gekrümmter Raum, denn man kann immer noch den kürzesten Abstand zwischen zwei Punkten angeben.« Das sei auf der Erdoberfläche leider gar nicht so: »Leider, leider.«
»Diese drei Männer«, hatte Davy an Lady Jane geschrieben und Schumacher, Gauß und dessen Freund Olbers gemeint, »waren liebenswert, von sehr hohem moralischem Stand und erfüllten mich mit dem Stolz, an einem intellektuellen Streben in diesem Land teilzuhaben, das weniger Rang und Unterscheidung kennt, als man es in Frankreich oder England gewohnt ist.« Sie – die drei – seien, hatte Davy geschrieben: »voller Freizügigkeit«.
Nichts von all dem wusste die Times und druckte den wütenden Brief »mit Bedauern für den Autor«, der, wenn seine Passion ihn nicht vollkommen und restlos blende, einsehen müsse, dass die Sprache, welche er verwende, weder seiner Position angemessen, noch geeignet sei, seine Adressaten zu überzeugen. Nach dem
ermüdenden Zerlegen und Aussortieren der Argumente gab die
Weitere Kostenlose Bücher