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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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erhielt er die Nachricht, dass Wollaston ebenfalls gelähmt sei, erlitt eine zweite Attacke und schrieb:
    Der Seele dunkle Hütte, zerfallend und bald eingekracht,
    Lässt neues Licht herein, durch Ritzen, die die Zeit gemacht.
    Sein Bruder kam aus Griechenland, Lady Davy aus England, Wollaston starb. Die Davys fuhren zusammen nach Genf, wo sie die Nachricht erhielten, dass auch Thomas Young gestorben war. Davy erlitt eine dritte Attacke und wurde in Genf großartig beerdigt.
    Faraday ließ kein schlechtes Wort auf ihn kommen und kein Ziel aus dem Auge, schon gar nicht, als sein eigenes Ringen mit der Gesundheit für jeden sichtbar wurde.
    »Ich sollte«, schrieb er an Charles William Pasley, der ihn nach Woolwich holen wollte, um dort an der Royal Military Academy Vorlesungen zu halten, »das Angebot annehmen, schon weil ich dann öfters an der frischen Luft wäre.« Woolwich lag vor den Toren der Stadt, und er fragte nach der Bezahlung, nach den Pflichten und dem Umfang der Vorlesungen, die er wohl halten würde, wenn er denn wüsste, wie sie bezahlt würden und er nur den Umfang kennte.
    Schon im Sommer davor, 1828, hatte er mehr als zwei Monate außerhalb Londons verbracht und Phillips geschrieben, es gehe ihm dort viel besser, die nervösen Kopfschmerzen und das Schwächegefühl seien beinahe verschwunden, wenn auch das Gedächtnis nicht besser, nein, vielmehr, dass müsse er gestehen, schlechter werde.
    In Gesellschaften ging er nicht mehr, »wegen der Unpässlichkeit einerseits und dem daraus entstandenen Zeitmangel andererseits«.
    Auch von Pasley verabschiedete er sich auf einen Monat oder auch fünf Wochen, die er auf dem Land verbringen wollte. Die Professur in Woolwich nahm er jedoch nach dem Sommer an, es sollte die einzige bleiben, die er je akzeptierte. Schon im ersten Winter meldete er sich mehrfach krank, im März klagte er über Kraftlosigkeit und schwache Nerven. Er wolle Ruhe, die aber könne ihm kein Arzt geben. Auch Woolwich habe ihm nicht guttun können, alle möglichen Erkrankungen hätten Besitz von ihm genommen: »Ich habe«, schrieb er, »keinen Mut zu irgendwas.«
    Sein Laborbuch widersprach ihm, es kondensierte die Geschichte von Arbeit und Konzentration, die er in besseren Tagen immer wieder erkämpfen konnte. Stetig nahm auch seine Korrespondenz an Umfang zu, die Korrespondenten wurden prominenter. Mit George Barnard, der Maler geworden war und noch regelmäßig in die Albemarle Street kam, bastelte er Rosskastanien an Fäden, um Conkers zu spielen. Immer schlug Faraday alle, dann fuhren sie mit dem Fahrrad um den Block und winkten den staunenden Nachbarn zu, die automatisch annahmen, er habe das Gefährt vor ein paar Minuten selbst erfunden. Sonntags morgens
radelte er gerne nach Hampstead hinauf, zumindest im Sommer,
und schnell sprach sich das in London herum. Manchmal ruderten sie alle flussaufwärts und nahmen ein Dinner mit, das sie unterwegs zubereiteten. Den Vesuv brauchte er nicht. Seine Nichte Margery Reid verbrachte manchen Nachmittag im Labor, still in der Ecke sitzend, und wurde, wenn sie es nicht mehr aushielt, mit einem Stück Kalium unterhalten, das Faraday mit glücklichen Augen in eine gläserne Schale mit Wasser warf, wo es sich entzündete und eine lila Wolke hinterließ, die in Schlieren hinabsank. Einmal machten sie in der Nähe von Ramsgate Urlaub.
    Sarah hatte von der Cholera gelesen, die in Indien immer mehr Tote forderte, Faraday hatte auf die Erzählung kaum reagiert.
    Aus Paris berichtete Jean Nicolas Pierre Hachette von der Julirevolution: Studenten, die am Stadtrand lebten und sich an der École Polytechnique dem Studium der Mathematik widmeten, der Physik und Chemie, die von Faradays Entdeckungen so bereichert worden seien, hätten sich den bewaffneten Gruppen angeschlossen, einer sei jeweils als Anführer gewählt worden. So seien sie in die Stadt marschiert: »Wenn nur Vernunft über all die Vorurteile triumphieren könnte, die der Perfektionierung der Gesellschaft im Weg stehen!« Philosophen, Künstler und Arbeiter stünden in Frankreich zusammen, und er empfinde auch für Faraday und seine Landsleute, die sich der Wissenschaft widmeten, die größte Wertschätzung und Dankbarkeit. Ampère schloss sich an. Charles der Zehnte dankte ab und zog wieder nach Edinburgh.
    Auch im Südosten Russlands brach die Cholera aus, verbreitete sich rasant, stagnierte dann, sogar in Moskau fielen die Todesraten. Erst 1831 gab es »dreißigtausend Infektionen in der

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