Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
Vom Netzwerk:
grinste dann und fasste ihn an der Schulter.
    »Wenn du mir fünf Stück bauen kannst?«
    Newman brummte kurz. Er hatte nichts gegen Aufträge.
    »Je kleiner, desto besser.« Er machte mit Daumen und Zeigefinger ein Maß in die Luft.
    Newman nickte: »Bis gestern?«
    Da wolle er nicht widersprechen, sagte Faraday.
    »Für jedes Mal, wo du nachfragen lässt, dauert es einen Tag länger.«
    »Hab ich verstanden.«
    »Und ganz umsonst kann ich es auch nicht machen«, sagte Newman nachdenklich, »obwohl ich nichts lieber tun würde.«
    Sie gaben sich die Hände, dann scheuchte Newman seinen Philosophen aus der Werkstatt.
    Faraday wartete. Es kamen einige Briefe. Richard Phillips bedankte sich für den Übersichtsartikel, der genau wie gewünscht sei. Er hoffte, seinen Freund nicht über Gebühr in Anspruch genommen zu haben, und werde seinen Namen geheim halten, solange Faraday das wünsche, und ihn öffentlich machen, sobald er es gestatte: »Je eher, je besser für den Bericht.«
    Faraday beließ es beim Kürzel M. , denn es stand ihm gewiss nicht zu, den Obergelehrten zu geben und dabei André-Marie Ampère zu kritisieren.
    An De la Rive schrieb er selbst, sich für einen Brief des Franzosen bedankend: »Es schmeichelt mir und es ermutigt mich sehr, dass Sie eine so gute Meinung über die kleinen Beiträge haben, die ich für die Wissenschaft leisten konnte.« Das bezog sich auf die Chloride des Kohlenstoffs. Dann ging Faraday auf den Tadel De
la Rives ein, die Engländer würden Ampères Experimente zum Elektromagnetismus nicht genügend würdigen, indem er seine Entdeckung schilderte, die Ampère widerlegte. Schließlich betonte er, den Versuch Ampères zum Erdmagnetfeld wiederholt und bestätigt zu haben, er sei in London von einigen großen Männern bis dahin bezweifelt worden.
    Davy bat aus Westmorland, wo Faraday nie gewesen war und wohin er auch nicht wollte, die Diener in der Grosvenor Street möchten die Teppiche in Schlaf- und Wohnzimmer herunternehmen und das Bett gut lüften. Er wollte in der ersten Oktoberwoche in London sein. Zudem benötigte er Zinn und Glasröhrchen mit Platin- und Eisendrähten, deren Form er aufgemalt und deren Masse er angegeben hatte. Er habe einige Experimente völlig neuer Art durchzuführen. Er hatte »völlig neuer Art« unterstrichen, und er verabschiedete sich als »Freund und Gönner« mit »der Erwartung, eine neue Substanz vorzufinden«, wenn er ins Labor zurückkehrte.
    Auch Brande schrieb. Er bat Faraday in freundlichen Worten, sich um die Versendung von Satzfahnen vor Kurzem geschriebener Artikel einiger verdienter Mitglieder der Institution zu kümmern. Außerdem möge er Fincher bitten, die Vorlesung für Dienstag, den 9. Oktober anzukündigen: »Je eher, desto besser.«
    Eine Woche später schickte Faraday die Glasröhrchen mit Magnet, Quecksilbersee und Rotationsdraht, die Newman ihm mit
viel Liebe gebaut hatte, nach Frankreich und einen auch nach Deutschland, wo beileibe nicht nur Friedrich Wilhelm Joseph Schelling mit besonderer Inbrunst an die Einheit der Natur glaubte. Die Anleitung war einfach: Das Ding aufrecht hinstellen, beide Kabel an eine Batterie anschließen, egal, wie herum. Er verkniff sich, »dann bitte staunen« dazuzuschreiben.
    Der Artikel erschien am 1. Oktober. Faraday erwartete Glückwünsche von Kollegen und saß in seinem Labor, unfähig, sich auf etwas zu konzentrieren. Aber niemand kam.
    »Ich denke«, sagte er beiläufig zu Sarah beim Abendessen, »morgen wird der eine oder andere kommen.«
    Aber es kam niemand am folgenden Tag und auch nicht am Tag darauf.
    Am dritten Tag sah Faraday Brande im Flur, der sichtlich nervös wurde und nur andeutungsweise grüßte, um schnell in seinem Büro zu verschwinden.
    Einmal war Davy im Haus, Faraday hörte ihn durch die offene Tür des Labors mit Brande reden, der Ton war ernst. Davy kam nicht hinunter zu ihm, erst nach Stunden traute Faraday sich hinauf, eine Mischung aus Neugier, Ängstlichkeit und unguter Ungeduld trieb ihn. Keiner der Kollegen war mehr im Haus. Vielleicht hatte man es noch nicht überall gelesen? Vielleicht überprüften andere das Experiment erst voller Unglauben. Oder konnte er einen Fehler gemacht haben?
    Herzrasen setzte ein. Welchen Fehler konnte er bloß gemacht haben? Gab es im Labor ein magnetisches Feld, von dem er nichts wusste? Aber bei Newman in der Werkstatt hatten die Glasröhrchen auch hübsch funktioniert. Zittrig wiederholte er alles noch einmal, suchte

Weitere Kostenlose Bücher