Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
Vom Netzwerk:
Dass der gemeinsame Freund Babbage Faradays Wunsch nach diesem Stich an sie herangetragen hatte, habe ihr »sehr geschmeichelt«.
    Am nächsten Tag, in der nächsten freien Minute schrieb er zurück: »Der Wert des Portraits ist durch die Art, mit der ich es bekommen habe, um das Hundertfache gesteigert. Ich werde nicht wagen, mehr zu sagen als meinen Dank, nicht nur für das Portrait, nein, auch für Ihre Freundlichkeit.«
    Das war im Juni. Im September machte der Chemiker John Dalton ihn auf Blei aufmerksam, er selbst habe in seiner Zeit in der Royal Institution vor mehr als fünfunddreißig Jahren damit Probleme gehabt, die ihn mehr als ein Jahr kosteten: Blei im Trinkwasser und Blei im Wein. Im November wurde Faraday beurlaubt, sein Kopfschmerz dauerte nun seit vier Monaten an, er solle nach Brighton gehen, bis er vollkommen wiederhergestellt sei. Dalton entschuldigte sich für schleppende Korrespondenz, seine Schwäche und sein schlechtes Gedächtnis seien der Grund.
    »Dass Ihre Kraft und Ihr Dienst«, schrieb Faraday an Dominique François Jean Arago, »noch lange fortdauern möge, wünscht Ihnen einer, der seine eigene Kraft absterben sieht.«
    Im Dezember bedankte er sich beim Chemiker John Joseph Griffin für eine Arbeit, die er aber »wegen einer Attacke in meinem Kopf« nicht werde lesen können, und entschuldigte sich schriftlich bei Edward Magrath für das abrupte Ende eines Gesprächs: »Ich kann nicht lange mit jemandem sein oder bei einer Sache bleiben.«
    Man empfahl ihm, alle Städte, Freunde und jede wissenschaftliche Arbeit zu meiden. Er sei erschöpft, so die Diagnose, und dagegen hatte er nichts einzuwenden, dennoch glaubte er, »dass es nur immer schlechter wird«.
    Im Sommer 1841 nahmen Sarah und Michael Faraday ein Dampfschiff vom London Quai nach Ostende und fuhren von da nach Aix, wo sie einen Tag lang eine Prozession zu Ehren von St. Peter erlebten. Dann nahmen sie eine Kutsche nach Köln, sahen den Dom an, den man noch vor der Jahrhundertwende fertigstellen wollte, fuhren anschließend den Rhein hinauf. Auf dem Weg nach Koblenz nahmen sie sich Zeit für den Drachenfelsen, es waren ihm »Ehre und Glanz der Franzosen und Russen exzellente
Illustration, dass alles eitel und Unruhe des Geistes ist«.
    Den Sommer verbrachten sie auf Anraten von Freund Schönbein »fern der dicken, schweren Atmosphäre Londons« in der sauberen Luft der Schweiz. Sie hatten gute Laune und wanderten oft dreißig Meilen am Tag, einmal legte Faraday auch fünfundvierzig Meilen in zehneinhalb Stunden zurück. Bei Einbruch der Dunkelheit war er zurück, sodass »Kraft und Urteil so schlecht nicht sein können«. Gerne hätte er die Hälfte davon gegen Erinnerungsvermögen eingetauscht, denn er musste sich eingestehen, dass es immer schlechter wurde. Vor London und den Freunden fürchtete er sich. Die Natur: Berge, Licht, Wasser, Wind genoss er.
    Wieder in England, entschuldigt er sich bei Schönbein und Amadeo Avogadro, er wisse nicht mehr, ob die Arbeit des einen schon gelesen wurde in der Royal Society , beim anderen für den Mangel an Neuigkeiten, er könne nicht lesen oder arbeiten, nur Leere sei in seinem Kopf.
    Aus »Sans Souci« schrieb Humboldt, sein König habe nicht
gewünscht, sich selbst die Zufriedenstellung zu verwehren, den Namen in der Ehre des preußischen Ordens Pour le Mérite der Wissenschaften und Künste zu wissen, den Faraday durch seine Entdeckungen so illuster gemacht habe.
    Beim dritten Lesen verstand Faraday endlich, wer gemeint war.
    Der König hoffte, Faraday würde diesen Orden des Grand Frederic tragen, wenn er bei Gelegenheit den neutralen Teil des Kontinents besuche und im Potsdamer Schloss diniere.
    Im Oktober beklagte Faraday nach einer neuen Attacke, dass das schlechte Gedächtnis eine große Zaghaftigkeit ausgelöst habe. Die Urteilskraft habe stark nachgelassen, und Anstrengung führe zu Drehschwindel.
    Im November experimentierte er mit Blei: Es müsse Bleikarbonat oder hydriertes Bleioxid gewesen sein, das er auf Papier gestreut und angezündet habe, wobei es »zu meiner Freude in der Kerze zu Kügelchen metallischen Bleis oder dem dichten Rauch brennenden Bleis« verbrannte.
    Im Februar 1842: »Mein Erinnerungsvermögen ist weg, meine Zeit vorbei.«
    Ein Jahr später, im Mai, konnte er den Anfang eines gelesenen Satzes nicht mehr bis zu dessen Ende behalten. Die Hand folgte dem Willen nicht mehr, sodass er keinen Buchstaben sauber schreiben konnte. »Ich habe«, krakelte er

Weitere Kostenlose Bücher