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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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dich vor ein paar Wochen angerufen. Hast du noch mehr komische Briefe bekommen?«
    Nein! Das dauerte zu lange. Was war, wenn ihnen nur noch ein paar Minuten Zeit blieb?
    Jonas ging schneller und schloss zu dem Mädchen auf, das vor ihnen lief. Er nahm sich nicht einmal die Zeit, auf ihr Namensschild zu sehen, um festzustellen, ob sie auf der Liste der Überlebenden gestanden hatte oder nicht.
    »Du darfst Gary und Mr Hodge nicht trauen«, murmelte er. »Sag es weiter.«
    Sie sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren, und behielt ihr Tempo demonstrativ bei.
    Seufzend schloss Jonas zum nächsten Jungen auf.
    »Du darfst Gary und Mr Hodge nicht trauen«, flüsterte er hastig. »Wir sind in Gefahr. Sei vorsichtig.«
    Jonas sprach mit drei weiteren Kindern, ehe sich, als sie gerade den Wald betreten wollten, eine Hand auf seine Schulter legte. Es war Gary, der vom hinteren Ende der Schlange nach vorn geeilt war.
    »Hast du die Anweisung nicht gehört?«, zischte er Jonas ins Ohr. »Das hier ist der stille Teil der Wanderung. Wenn du dich nicht an die Anordnungen halten kannst, musst du mit mir hinten am Schluss laufen.«
    Also blieben sie am Waldrand stehen, während die anderen an ihnen vorbeizogen. Katherine war ganz blass und warf Jonas im Vorbeigehen einen besorgten Blick zu, doch sie konnte nichts tun.
    Chip sah nicht einmal in seine Richtung.
    Gut, dachte Jonas. Tut, als würdet ihr mich nicht kennen. Dann achten sie nicht auf euch und ihr könnt die anderen warnen.
    Er spürte immer noch das Gewicht von Garys Hand auf der Schulter, die ihn fester als nötig an Ort und Stelle hielt. Schließlich waren alle anderen an ihnen vorbeigegangen und Gary ließ ihn los.
    »Okay, los jetzt«, sagte er leise. »Aber denk daran: Es wird nicht mehr geredet!«
    Wie sollte Jonas reden, wenn Gary direkt hinter ihm ging und ihn nicht aus den Augen ließ?
    Verzweifelt trottete er weiter. Er sah, wie sich die anderen vor ihm den Pfad entlangschlängelten, der immer tiefer und tiefer in den Wald führte. Jonas selbst hatte nur mit fünf Leuten reden können. Selbst wenn Chip mit allen anderen sprach, war fraglich, ob sie ihm glauben würden. Und was konnten sie schon tun?
    Nach etwa eineinhalb Kilometern merkte Jonas, dass Mr Hodge die anderen vorn zusammenrief.
    »Stellt euch im Kreis auf«, rief er.
    Er stand jetzt auf einem Felsen, damit ihn alle sehen konnten. Jonas schloss zu den anderen auf und versuchte, unauffällig von Gary abzurücken und in Katherinesund Chips Nähe zu kommen. Gary machte keine Anstalten, ihn zurückzuhalten, doch Jonas spürte seinen Blick.
    »Es wissen zwar nicht viele, aber gar nicht weit von hier gibt es eine ziemlich große Höhle«, sagte Mr Hodge gerade. »Es ist eines der am besten gehüteten Geheimnisse von Clarksville. Normalerweise ist sie für die Öffentlichkeit gesperrt, aber wir haben eine Sondererlaubnis erhalten und dürfen mit euch hinein. Wir werden in der Höhle über eure Identität reden.«
    Fand das außer ihm noch jemand beunruhigend? Jonas sah sich um, aber die meisten Kinder wirkten einfach nur gelangweilt und abwesend, als sei dies eine besonders öde Unterrichtsstunde.
    Mr Hodge bückte sich, um vom Felsen herunterzuklettern, richtete sich dann aber noch einmal auf.
    »Oh, fast hätte ich es vergessen«, sagte er. »Direkt am Eingang gibt es eine total interessante Felsformation. Die genaue wissenschaftliche Erklärung kenne ich nicht, aber die Zusammensetzung des Gesteins ist merkwürdig, und wenn man die Finger spreizt und die Hand genau auf die richtige Stelle legt, kann man spüren, dass sie gut und gern acht Grad kälter ist als der Rest. Es ist wirklich seltsam. Wenn wir reingehen, zeige ich euch, wo ihr hinfassen müsst.«
    Dann sprang er vom Felsen und führte sie über einen gewundenen Nebenpfad den Hang hinab, zu einem Spalt hinter dem Massiv.
    »Fass genau hier hin«, sagte er zu dem Jungen, der direkt hinter ihm ging, einem hoch aufgeschossenen Knaben, der ständig über seine eigenen Füße stolperte. Mr Hodge deutete auf einen Vorsprung, der sich an einer hohen Steinwand entlangzog. »Spreiz die Finger und – spürst du es?«
    »Uh, ja«, sagte der Junge und klang überrascht.
    »Und jetzt geh dort hindurch, dann kannst du dich hinten in der Höhle auf eine der Bänke setzen«, sagte Mr Hodge. »Wer kommt als Nächstes?«
    Jonas sah, wie ein Mädchen die gleiche Prozedur durchlief. Doch kaum hatte sie die Hand an die Wand gelegt, wich sie

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