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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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zu können, wie er sich tatsächlich fühlte. »Machen Sie die Tür auf. Unbedingt.« Seine Stimme überschlug sich. Vielleicht war er neben allem anderen tatsächlich klaustrophobisch. Die Wände schienen dichter beisammen zu stehen als vorher und die Luft knapp zu werden.
    »Schon gut«, sagte Gary und packte Jonas abermals an der Schulter. »Beruhige dich. Wenn dir das wirklich Probleme macht, kann ich dich auch durch den Hinterausgang nach draußen bringen, damit du den anderen nicht den Workshop ruinierst.«
    Jonas begegnete Katherines Blick. Sie hockte immer noch vor ihm auf dem Boden. Er hätte sie gern um Rat gefragt und sich etwas einfallen lassen. Wenn er mit Gary fortging, konnten Katherine mit Chip und ein paar anderen dann vielleicht Mr Hodge überwältigen? Würden sie das schaffen? Oder waren Katherine und Chip Mr Hodge bereits verdächtig, weil er sie mit Jonas zusammen gesehen hatte?
    Und entsprach das, was Gary von einem Hinterausgang gesagt hatte, überhaupt der Wahrheit? Jonas sahsich schon gefesselt und geknebelt in einem Versteck hinten in der Höhle liegen, während alle anderen fortgebracht wurden.
    Er holte tief Luft, um zu sagen: »Nein, es geht schon. Ich fühle mich besser. Ich bleibe lieber hier.« Da riss ihn Garys Hand abermals zurück und warf ihn zu Boden. Schlimmer als beim ersten Mal knallte er auf seine Schulter.
    »Was soll das?«, wollte er gerade fragen. Doch Gary hatte ihn bereits losgelassen und rollte sich fort. Jonas hob den Kopf. Jetzt konnte er sehen, was vor sich ging. Gary hatte ihn gar nicht absichtlich zu Boden gerissen. Jonas war nur ein Kollateralschaden und mit Gary zusammen hingestürzt, als dieser von einem anderen zu Fall gebracht wurde. Nun wälzten sich Gary und der andere Mann kämpfend am Boden, mal war der eine oben und dann der andere. Auch der andere trug Jeans, Sweatshirt und Wanderschuhe; es war . . .
    »HK!«, schrie Katherine auf. »Sie sind zurückgekommen!«
    Jonas spürte, wie ihn Erleichterung durchströmte. Er entspannte sich und ließ alle Ängste fahren. HK hatte sie schon einmal gerettet; er würde sie auch jetzt beschützen. Jonas würde sich keine Gedanken mehr machen müssen, was zu tun war und wie die anderen gerettet werden konnten. HK würde sie alle retten.
    Nur . . . wurde sein Kopf pausenlos auf den Steinboden geschlagen. Es war schon eine Weile her, seit erdas letzte Mal oben gewesen war und den Kampf dominiert hatte.
    Jonas sprang auf.
    »Katherine!«, schrie er. »HK verliert, wenn wir ihm nicht helfen!«
    Jonas stürzte sich auf die Kämpfenden. Er packte Garys Arm – der so dick war wie ein Baumstamm und aus dem die Muskeln wie Seile hervortraten –, stemmte die Füße gegen den Boden und schaffte es, ihn davon abzuhalten, wieder auf HK einzuschlagen.
    Nein, das stimmte nicht. Garys Arm fuhr wieder nach vorn. Jonas hatte ihn lediglich davon abhalten können, HK ebenso fest zu schlagen wie beim letzten Mal.
    »Chip!«, schrie Jonas. »Hilf mir!«
    Er hob den Kopf und sah, dass Chip, Katherine und einige andere Kinder losrannten. Mit dem Gespür eines Mädchens stürzte sich Katherine sofort auf die Haare. Sie vergrub ihre Finger darin und riss Garys Kopf zurück. Es schien zu funktionieren, das musste Jonas zugeben.
    Chip und zwei oder drei andere Jungen drückten gegen Garys Brust und versuchten ihn von HK wegzuschieben, während einige Mädchen HK von ihm fortzogen. Die anderen Kinder standen wie erstarrt da, die Gesichter verzerrt vor Entsetzen und Fassungslosigkeit.
    »Gehört das zu den Rollenspielen auf diesem Seminar?«,hörte er ein Mädchen unsicher fragen. »Sollen wir irgendwas tun?«
    »Das ist kein . . .«, schrie Jonas ihr zu, beschloss aber, dass er für Erklärungen keine Zeit hatte. »Hilf uns!«
    Das Mädchen bewegte sich vorwärts, doch es war zu spät.
    Sekunden später hörte Jonas den Schuss.

Achtundzwanzig
    »Das reicht«, sagte Mr Hodge.
    Er stand vorn in der Höhle, den rechten Arm in die Luft gestreckt, und hielt etwas Glänzendes in der Hand. Es sah nicht unbedingt aus wie eine Pistole. Aber Jonas taten die Ohren weh und seine flatternden Nerven sagten ihm, dass er eindeutig einen Schuss gehört hatte. Das Adrenalin war wieder da und flüsterte ihm ein:
Das war echt! Versteck dich! Schnell! Bevor er wieder schießt!
    Hatte Mr Hodge einen Schuss an die Höhlendecke abgegeben? Wo war die Kugel gelandet? Und wo würde die nächste landen? Wohin sollte sich Jonas in Sicherheit bringen?
    Gary ließ HK los

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