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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Reihe?«
    Mit einem schnellen Blick, von dem er wahrscheinlich hoffte, dass niemand ihn bemerken würde, sah Mr Hodge zu Gary hinüber, der das Ganze vom hinterenEnde der Schlange aus beobachtete. Gary nickte kaum merklich und Mr Hodge ließ Katherine passieren.
    Jonas trat vor die Felswand. Ihm zitterten die Knie und sämtliches Adrenalin schien aus seinem Körper gewichen zu sein.
    Hatte er seine Schwester gerade gerettet – oder sie ins Verderben gestürzt?

Siebenundzwanzig
    Jetzt waren sie alle in der Höhle, saßen in einer überraschend großen und weiten steinernen Kammer auf vier hintereinanderstehenden Bankreihen. Über ihnen brannte eine trübe Glühbirne und warf gespenstische Schatten auf ihre Gesichter. Gleich nachdem Chip in die Höhle gekommen war, hatte Mr Hodge es Gary überlassen, die anderen aufzufordern, den Felsen zu berühren, sodass sie ihnen nichts mehr hatten zuflüstern können. Jonas saß auf glühenden Kohlen. Er hatte den Platz direkt am Ausgang gewählt und er hatte einen Plan: Sobald er irgendetwas bemerkte – einen merkwürdigen Geruch aus dem hinteren Teil der Höhle, den er nicht einsehen konnte, Flugzeuglärm oder falls jemand mit einer Strahlenpistole oder einer futuristischen Sonnenbrille auftauchen sollte –, würde er Katherine und Chip packen und flüchten, um Hilfe zu holen.
    Solange er in der Nähe des Ausgangs saß, konnte nichts passieren. Dessen war er sich sicher.
    Von seinem strategisch günstigen Sitzplatz aus sah er Gary draußen vor der seltsamen Stelle an der Felswandstehen. Gary berührte den Stein mit dem Finger und starrte ihn dann mit zusammengekniffenen Augen und konzentrierter Miene an. Dann berührte er den Felsen mit einer kurzen wischenden Bewegung des Zeigefingers noch einmal. Er drehte sich um und betrat die Höhle.
    »Sind das alle?«, fragte Mr Hodge.
    »Alle korrekt«, sagte Gary, was eine merkwürdige Antwort war.
    »Sehr schön«, sagte Mr Hodge lächelnd.
    Gary nickte.
    Jonas hörte das Geräusch als Erster: eine Art Knirschen, direkt hinter der Steinwand oder vielleicht auch in ihrem
Innern
. Er sah zum Eingang und musste blinzeln im Sonnenlicht, das durch die Bäume hereinfiel. Doch dann schienen sich die Strahlen zu verengen oder schwächer zu werden.
    Der Eingang schloss sich.
    »Nein!«, schrie Jonas auf.
    Er stürzte zur Öffnung hin, zu den letzten Strahlen des Sonnenlichts.
    Der Eingang war nur fünf oder sechs Schritte entfernt und Jonas machte Riesensätze; er sprintete, wie er noch nie im Leben gesprintet war. Nur noch eine Sekunde und sein rechter Fuß wäre in der Sonne, er würde durchschlüpfen . . .
    Etwas rammte ihn von der Seite und warf ihn zu Boden. Es war wie ein Tackling beim Football – genaudeshalb hatte er den Sport noch nie leiden können –, ohne Schutzpolster und Helm. Und es war, als spiele er auf einem steinernen Spielfeld. Noch dazu hatte sein Angreifer Muskeln aus Stahl, so wie Gary.
    Das Sonnenlicht verschwand.
    »Bist du wahnsinnig?«, herrschte Gary ihn an, der über ihm thronte. »Die Tür hätte dich zerquetschen können. Und umbringen.«
    »Höhlen haben keine Türen«, murmelte Jonas zur Antwort, obwohl sich sein Kiefer anfühlte, als hätte er ihn sich beim Aufprall auf den Steinboden gebrochen.
    »Diese hier schon. Sie wurde umgebaut«, sagte Gary. »Weil man sie für Versammlungen nutzen will.«
    Es war überaus seltsam, dass sie dieses Gespräch führten, während hinter ihnen die anderen Kinder vor Schreck die Luft anhielten oder kreischten. Vor allem Katherine konnte Jonas schreien hören: »Jonas, Jonas, bist du verletzt?«
    Sie schrie es ihm direkt ins Ohr, denn sie kniete neben ihm auf dem Boden.
    Gary richtete sich auf.
    »Es geht ihm gut«, rief er. »Er hat es einfach mit der Angst zu tun bekommen. Wahrscheinlich hätten wir euch vorwarnen sollen, dass wir die Tür zumachen wollen, um ein bisschen ungestört zu sein.«
    »Sie müssen sie wieder aufmachen«, sagte Jonas und hob den Kopf. »Ich – ich leide unter Klaustrophobie.«
    Er musste über seine Geistesgegenwart grinsen. Vielleichtsollte er sich ein bisschen schräg aufführen, damit die anderen glaubten, die Vorstellung, eingeschlossen und von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, hätte ihn durchdrehen lassen. Er stand auf. Die anderen starrten ihn mit großen Augen an. Nun ja, sie hielten ihn auch so schon für einen schrägen Vogel.
    »Das ist mein Ernst«, verlangte Jonas. Es tat gut, die Panik herauslassen und so ängstlich klingen

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