Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
Vom Netzwerk:
damit du mit den Überlebenden in Carols Gruppe reden kannst, sonst, sonst . . .«
    Er war so wütend, dass ihm keine passende Drohung einfiel.
    Katherine drehte sich mit sorgenvollem Blick zu ihm um.
    »Hast du denn nicht zugehört?«, wisperte sie. »Keiner von der Liste ist in der anderen Gruppe.«
    Jonas blinzelte. Sein Zorn verwandelte sich in ungläubiges Staunen.
    »Was?«
    »Mr Hodge hat alle neunzehn Namen aufgerufen, die wir kennen, selbst Dalton Sullivan, der der Dalton von unserer Liste sein muss«, flüsterte sie. »Sie haben uns aussortiert, Jonas.«
    Die Art und Weise, wie sie
aussortiert
sagte, jagte Jonas eine Gänsehaut über den Rücken. Er zwang sich, ruhig zu bleiben und nachzudenken. Sein Hirn verarbeitete nun die Informationen, die er vorher vor lauter Wut nicht hatte begreifen können. Mr Hodge hatte Sarah Puchinis Namen aufgerufen. Das blonde Mädchen stand drüben bei Anthony Solbers, einem rundlichen Jungen mit Pickeln. Auch Haley Rivers stand hinter dem Tisch, Josh Hart, Denton Price und . . .
    »Aber es gibt doch noch andere in dieser Gruppe«,raunte er Katherine nachdrücklich zu. »Es sind nicht nur Kinder von der Liste.«
    Irgendwie schien dieses Detail sehr wichtig zu sein, etwas, an dem man sich festhalten konnte. Jonas hatte nicht das Gefühl, dass sein Hirn im Moment sonderlich gut funktionierte, aber er wusste, dass er noch andere Kinder um sich haben wollte, Nicht-Überlebende. Ganz normale Kinder, die nichts zu tun hatten mit einem seltsamen Flugzeug, Geistergeschichten und mysteriösen Briefen. Es war, als glaubte er, dass sie ihn beschützen könnten.
    »Wir haben die komplette Liste nie gesehen, Jonas«, erinnerte ihn Katherine. »Angela hat gesagt, es wären sechsunddreißig Babys im Flugzeug gewesen. Und ich glaube, Mr Hodge hat sechsunddreißig Namen vorgelesen.«
    Jonas starrte seine Schwester entgeistert an. Plötzlich wollte er gar nicht mehr, dass sein Hirn funktionierte. Er wollte nicht, dass es zu dem Schluss kam, auf den es unaufhörlich hinarbeitete. Er wollte sich lieber unwissend und geborgen fühlen. Vor allen Dingen geborgen.
    Katherine sprach es für ihn aus und zerstörte seinen Wunsch nach Unwissenheit.
    »Ich weiß nicht genau, ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube . . .«, begann sie. Ihre Augen waren jetzt groß und rund vor Besorgnis. »Ich glaube, außer Daniella McCarthy haben sie alle Babys aus dem Flugzeug wieder beisammen. Hier und heute. Sie haben euch.«

Sechsundzwanzig
    »Warum?«, wisperte Jonas. Aber er kannte die Antwort. Er musste gar nicht erst darüber nachdenken.
    Vorsicht! Sie kommen zurück, um Dich zu holen.
    Die Worte des Briefes wirbelten durch seinen Kopf und ließen für nichts anderes Platz als Panik.
    »Chip!«, flüsterte er seinem Freund ins Ohr. »Wenn sie sagen: ›Tolle Neuigkeiten! Wir können heute Vormittag Tickets für kostenlose Rundflüge verteilen‹ – steig nicht ins Flugzeug! Hörst du? Steig bloß nicht in ein Flugzeug!«
    »Okay«, sagte Chip verwirrt. Offensichtlich hatte er keine Schlüsse gezogen, wie Katherine und Jonas es getan hatten. Und er hatte ihr Gespräch nicht mit anhören können.
    Jonas blieb keine Zeit, um ihn aufzuklären. Er wandte sich wieder Katherine zu.
    »Du musst ihnen sagen, dass du nicht Daniella bist, Katherine. Vielleicht hält sie das auf. Vielleicht wenn sie begreifen, dass Daniella immer noch in Michigan ist oder sonst wo . . .«
    »Sie würden mich nur in die andere Gruppe stecken«, sagte Katherine. »Ich lasse dich und Chip nicht allein.«
    Starrköpfig verschränkte sie die Arme und schob die Unterlippe vor, wie sie es immer tat, wenn sie sich mit Jonas stritt. Aber heute liebte Jonas sie dafür. Er liebte sie dafür, obwohl er sich gleichzeitig fragte: Was ist, wenn uns
beiden
etwas zustößt? Das würde Mom und Dad umbringen . . .
    »Außerdem braucht ihr mich, um den Dingen auf den Grund zu gehen«, behauptete sie herausfordernd.
    »Du bist nicht die Einzige, die Grips im Kopf hat«, erwiderte Jonas.
    »Aber ich bin die Einzige, die noch klar denken kann«, sagte Katherine und sah Chip an, der gerade eins und eins zusammenzuzählen schien. Er war ganz blass geworden und murmelte tonlos: »Flugzeug? Flugzeug? Glaubt ihr wirklich?«
    Vorn vor der Gruppe, immer noch mehrere Treppenstufen erhöht, klatschte Mr Hodge in die Hände.
    »Also schön, alle miteinander. Fangen wir an. Wir haben Glück. Wir dürfen nämlich zuerst nach draußen, während Carols Gruppe im

Weitere Kostenlose Bücher