Die Entfuehrten
und gab Mr Hodge das Schussfeld frei.
HK richtete sich auf und starrte ihn an. »Es war euch nicht erlaubt, das ins einundzwanzigste Jahrhundert mitzubringen«, sagte er. »Ihr wisst, dass es verboten ist.«
Seine Stimme war ruhig und fest, was Jonas irgendwieberuhigte. Wenn HK keine Angst hatte, dann sollte er seinen Adrenalinausstoß vielleicht ebenfalls drosseln.
Dann ging ihm auf, was HKs Worte bedeuteten.
Nicht erlaubt, das ins einundzwanzigste Jahrhundert mitzubringen . . . War das der Beweis, dass HK, Gary und Mr Hodge nicht aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert stammten?, fragte sich Jonas. Bedeutete es, dass Angelas Theorie richtig war?
Er wollte es immer noch nicht glauben.
»Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen«, erwiderte Mr Hodge gerade achselzuckend. »Das hast du doch bestimmt schon mal gehört.«
»Die Zeiten sind nur wegen euch ungewöhnlich«, erwiderte HK.
»Ich habe mir das Jahrhundert nicht ausgesucht«, sagte Mr Hodge, ging einen Schritt auf HK zu und senkte den Arm ein wenig, sodass die Pistole – oder was immer es sein mochte – direkt auf ihn gerichtet war. »Kinder, haltet euch von dem Eindringling fern. Das hier hat nichts mit euch zu tun.«
Ehe sich auch nur irgendjemand rühren konnte, schnappte sich HK das Mädchen, das vorhin gefragt hatte, ob der Kampf ein Rollenspiel sei. Ming Reynolds stand auf ihrem Namensschild. HK packte sie so heftig, dass sich das Etikett von ihrem T-Shirt löste und zu Boden flatterte, ihren Namen zeigte, dann die leereSeite, den Namen, die leere Seite . . . HK zerrte Ming hoch, sodass nun beide standen. Wie einen Schutzschild drückte er sie an seine Brust.
»Ihr wollt doch sicher niemanden von
ihnen
verletzen«, sagte er. »Das könnte euren Profit schmälern. Was bekommt ihr pro Kind? Eine Million? Zwei?«
»Sie ist nur eine zweitrangige chinesische Prinzessin aus dem vierten Jahrhundert«, sagte Mr Hodge, ohne die Waffe zu senken. »Vollkommen unerheblich. Wer sagt, dass ich sie nicht opfern würde, um die andern zu behalten?«
Wie bitte?
Eine zweitrangige chinesische Prinzessin aus dem vierten Jahrhundert? ,
dachte Jonas. Er fühlte sich wie versteinert, unfähig, etwas anderes zu tun, als zuzusehen, wie HK und Mr Hodge sich mit Blicken niederzuringen versuchten.
»Äh, hallo? Mir ist das ein bisschen zu echt. Ich möchte jetzt aufhören«, sagte Ming.
HK sah auf sie hinab, seufzte und schob sie vorsichtig zur Seite.
Unwillkürlich trat Jonas zwischen HK und Mr Hodge. »Sie dürfen ihm nichts tun!«, schrie er.
Mr Hodge fing an zu lachen.
»Unglaublich«, sagte er. »Und du bist . . .« Er sah auf Jonas’ Namensschild. »Jonas Skidmore? Dann bist du in Wirklichkeit . . .« Er sah auf das kleine silberne Ding in seiner Hand. Jonas fragte sich, ob es vielleicht doch keine Pistole war, sondern ein Blackberry oder ein hochentwickelter Minicomputer mit einem unglaublichen Audiosystem.
Oder sein Kopf versuchte wieder einmal, etwas Surreales und Unfassbares in etwas Normales und Bekanntes zu verwandeln, das sich leichter abtun ließ.
»Na, das ist interessant«, murmelte Mr Hodge.
»Was?«, fragte Jonas und hätte am liebsten hinzugefügt: »Wer bin ich?« Er wollte das alles verstehen. Doch die Worte blieben ihm im Hals stecken.
Mr Hodge hatte sich wieder HK zugewandt.
»Ich fasse es nicht, dass sie dich für ihren Verbündeten halten«, sagte er. »Du hast ihnen garantiert nicht erzählt, was du vorhast.«
»Und, habt ihr das etwa getan?«, höhnte HK.
Mr Hodge zuckte die Achseln.
»Ich tue schließlich nicht so, als hätte ich moralische Prinzipien«, sagte er.
» Und
ich bringe sie an einen schöneren Ort. In eine schönere Zeit.«
»Falls es die Zukunft noch gibt, wenn wir erst den Welleneffekt ausgelöst haben«, sagte HK.
Jonas fragte sich, ob er inzwischen nicht nur Klaustrophobie entwickelt, sondern obendrein angefangen hatte, zu hyperventilieren. Das Gespräch zwischen HK und Mr Hodge wurde immer unverständlicher.
»Stimmt, das hatte ich ganz vergessen.
Du
darfst natürlich mit der Zeit herumspielen. Auch wenn die anderen das nicht dürfen«, sagte Mr Hodge.
»Wir müssen sie beschützen«, sagte HK. »Ihr habt siedermaßen verletzt, dass wir uns nicht mehr an die alten Regeln halten können.«
In Jonas’ Kopf begann es zu pochen. Er wusste nicht, ob es davon kam, dass man ihn mehrmals gegen knallhartes Felsgestein geschleudert hatte. Vielleicht lag es auch an der Aufregung, eine Waffe auf sich
Weitere Kostenlose Bücher