Die Entfuehrten
sagte HK. »Gibt mir jetzt den Definator.«
Jonas hob den Definator an, allerdings nur, um damit auf HK zu zielen.
»Nein«, sagte er.
Neunundzwanzig
»Angela!«, rief HK. »Den Taser!«
Jonas begriff seinen Fehler sofort. Gleich würde sich Angela umdrehen, ihn mit dem Taser ins Visier nehmen und die ganze Szene von vorhin würde sich wiederholen. Nur dass es diesmal Jonas war, der sich auf dem Boden krümmte und ohnmächtig wurde, während HK den fallen gelassenen Definator aufhob. Und dann . . . was würde dann passieren?
Jonas wusste es nicht, aber Mr Hodges Worte schwirrten ihm noch durch den Kopf:
Ich fasse es nicht, dass sie dich für ihren Verbündeten halten. Du hast ihnen garantiert nicht erzählt, was du vorhast
. Was hatte das zu bedeuten? Was sollte Jonas tun? Gab es überhaupt jemanden, dem er voll und ganz vertrauen konnte?
Wenigstens diese Frage konnte er beantworten.
»Katherine!«, rief er. »Fang auf!«
Er warf den Definator durch die Luft. Es war ein einfacher Wurf, leichter als ein Pass beim Basketball. Er wusste, ohne hinzusehen, dass Katherine das Ding fangen und nicht mehr loslassen und dass sie ihn nichthintergehen würde. Sie mochte sich über ihn lustig machen, die Augen verdrehen und ihn einen Idioten nennen, aber sie würde nicht loslassen. Das hatte sie bereits bewiesen.
Sobald der Definator in der Luft war, rannte Jonas los. HK versuchte erst gar nicht, ihn aufzuhalten, er wirbelte herum und verfolgte die Flugbahn des Definators. Jonas konnte ungehindert in den hinteren Teil der Höhle sprinten. Er brauchte die Geschwindigkeit, den Überraschungseffekt, wenn er eine Chance haben wollte, Angela den Taser abzunehmen, ehe sie ihn ins Visier nahm.
Zu spät.
Selbst im Höhlendunkel konnte er sehen, dass sie sich bereits umgedreht hatte. Mit einer geschmeidigen Bewegung zog sie eine Patrone aus der Tasche, lud den Taser nach und richtete ihn auf Jonas.
Taumelnd sprang er einen Schritt zur Seite, um den Laserstrahlen und Drähten und was immer ihm der Taser noch entgegenschleudern würde, zu entgehen. Er hoffte, es würde nicht allzu wehtun. Er hoffte, er würde nicht gar so laut schreien wie Gary und Mr Hodge. Er hoffte . . .
Angela hielt den Taser ganz ruhig und zielte an Jonas vorbei, zielte auf Gary und Mr Hodge.
»Schieß auf Jonas!«, feuerte HK sie an.
Herzlichen Dank, dachte Jonas. Er hatte nun keine Hoffnung mehr. Er war schon zu nah, um den Kursnoch zu ändern, zu nahe, als dass sie danebenschießen könnte. Sobald sie die Zielrichtung geändert und abgedrückt hatte, würde er zu Boden gehen.
Angela fuhr herum, aber sie drückte nicht ab. Sie kam einen Schritt vor und spähte in den helleren Teil der Höhle, obwohl das ziemlich sinnlos war, weil Jonas ihr die Sicht versperrte. Sie wandte den Taser ab und zielte auf niemanden mehr. Dann drückte sie Jonas die Waffe in die Hand.
Sie übergab ihm den Taser.
»Wie?«, stammelte Jonas verblüfft.
Angela legte kurz den Finger auf den Mund und begann dann zu schreien:
»Nein! Ich gebe ihn nicht her!«
Jonas dröhnten die Ohren von so viel Lungenkraft auf so kleinem Raum. Aber Angela verlangte bereits seine Aufmerksamkeit. Sie beugte sich dicht zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich bin auf eurer Seite. Ganz und gar. Ihr habt ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Also tu so, als hättest du mich überwältigt.«
Jonas stand einfach nur da. Er war so verblüfft, dass er fast den Taser fallen gelassen hätte.
»Vielleicht solltest du irgendwas von Seilen rufen?«, flüsterte Angela und bückte sich, um ein paar zusammengerollte Seile aufzuheben.
»Los, machen Sie schon! Nehmen Sie die Seile!«,brüllte Jonas. Seine Stimme überschlug sich, was sicher nicht sehr überzeugend klang.
Dennoch hörte er HK aus dem helleren Teil der Höhle herüberrufen: »Angela? Was ist passiert?«, ehe er verstummte, um Katherine zu warnen: »Du kannst nicht einfach auf die Knöpfe drücken, junge Dame! Du hast keine Ahnung, was sie auslösen!«
»Was geht hier vor?«, zischte Jonas Angela zu. »Sagen Sie’s mir!«
Sie zog eine Grimasse.
»Wir haben keine Zeit zum Reden. Außerdem solltet ihr das von den Experten hören, nicht von mir.« Sie gab ihm einen Schubs. »Geh schon.«
Jonas machte Anstalten, aus der Dunkelheit zu treten.
»Ähem«, sagte Angela. Sie schob sich an ihm vorbei, nahm seine Hand und drückte sich die Spitze des Tasers in die Rippen. »Wage es ja nicht, jetzt abzudrücken. Du bist viel zu nah«,
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