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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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erbauten Häuser uralt und verfallen. Das wäre tatsächlich beängstigend, aber Jonas war gewappnet.
    Die Tür bewegte sich, langsam diesmal, als wäre sie ein uralter Felsen und von tausendjährigem Moos bedeckt. Sobald sich zwischen Tür und Wand ein Spalt auftat, lief Jonas nach vorn, um hindurchzuschauen. Er spähte hinaus und sah . . .
    nichts.

Dreißig
    Hinter ihm brachen andere Kinder in entsetztes Geschrei aus, aber Jonas konnte einfach nur hinsehen. Es war nicht dunkel hinter der Höhlentür – Dunkelheit wäre irgendetwas gewesen; Dunkelheit hätte bedeutet, dass man mit ein wenig mehr Licht eine Menge hätte sehen können. Dunkelheit wäre sogar tröstlich gewesen. Das hier war viel schlimmer. Aus der Höhle drang gerade genug Licht, um erkennen zu können, dass es keine Bäume mehr gab und auch keine Häuser, keinen Pfad, keine Felsen, keine Wolken, keinen Himmel. Nichts. Es war, als befänden sie sich tief im Weltraum, so weit entfernt von allem anderen, dass Jonas nicht einmal Sterne sehen konnte.
    »Wir sind in einem schwarzen Loch!«, schrie jemand hinter ihm.
    Instinktiv und ohne darüber nachzudenken, drückte Jonas noch einmal auf das Tastenfeld: 21 ST. Vielleicht funktionierte es wie ihr Garagentor zu Hause, das man mit dem gleichen Code öffnen und schließen konnte. Gnädig glitt die Tür wieder zu.
    »Das ist kein schwarzes Loch«, erklärte ein anderer in nüchternem Ton. »In einem schwarzen Loch würde uns die Schwerkraft zerquetschen.«
    »Mich erinnert es eher an die Schöpfungsgeschichte in der Bibel«, sagte ein Mädchen nachdenklich. »›Die Erde war wüst und leer . . .‹«
    Jonas packte den »Kein schwarzes Loch«-Jungen und das Mädchen, das an die Bibel gedacht hatte, und zog sie mit sich durch die Menge. Er brauchte Leute an seiner Seite, die denken konnten, wenn alle anderen schrien. Er ging nach hinten zu den Erwachsenen, die nun alle mit dem Rücken zur Wand auf dem Boden saßen und von Chip und Katherine mit dem Taser und dem Definator in Schach gehalten wurden. Gary und Mr Hodge sahen amüsiert aus. HK und Angela wirkten bekümmert.
    »Erklärt es uns«, verlangte Jonas. »Wo sind wir?«
    »Die passendere Frage«, sagte Mr Hodge spöttisch, »wäre:
Wann
sind wir?«
    HK trat nach ihm, mit beiden Beinen gleichzeitig, weil Jonas sie zusammengebunden hatte.
    »Sei nicht so gemein«, sagte er. »Das muss für alle ein ungeheuerer Schock sein.« Er sah zu der hysterisch schreienden Schar hinüber, die sich um die Tür drängte, und dann wieder zu Jonas. »Wir nennen das einen Zeittunnel. Hodge und Gary haben die ganze Höhle aus der Zeit gerissen, als sie die Tür schlossen.«
    »Wie? So, als würden wir im Moment nicht existieren?«,fragte der »Kein schwarzes Loch«-Junge. Jonas sah ihn ein wenig genauer an. Er hatte blondes, lockiges Haar, ähnlich wie Chip. Und auf seinem Namensschild stand Alex .
    »Nein«, sagte HK.
» Wir
existieren. Aber nicht der
Moment

    »Warum nicht?«, fragte das Mädchen. Auf ihrem Namensschild stand Emily .
    HK sah noch einmal zu der hysterischen Schar hinüber.
    »Bringt sie zum Schweigen«, sagte er. »Und sagt ihnen, dass sie sich wieder auf die Bänke setzen sollen. Hodge, Gary und ich werden alles erklären.«
    »So, werden wir das?«, knurrte Gary.
    »Ich werde es tun«, sagte HK. »Und ich habe nichts dagegen, wenn sie nur meine Version hören.«
    »Wir werden es auch erklären«, murmelte Hodge.
    Es dauerte Ewigkeiten, alle dazu zu bringen, sich wieder hinzusetzen und den Mund zu halten. Gerade als Jonas, Emily und Alex dachten, sie hätten es geschafft, sah ein Junge auf sein Handy.
    »Es ist immer noch zehn Uhr achtzehn«, kreischte er. »Es zeigt zehn Uhr achtzehn an, seit wir hier angekommen sind!«
    »Sch, sch«, beruhigte ihn Emily. »Handys gehen manchmal kaputt.«
    Sie setzte sich neben ihn und nahm seine Hand, was ihn zu beruhigen schien.
    Katherine, Chip und einige andere hatten die Erwachsenen inzwischen in den vorderen Teil des Raums bugsiert. Sie standen da wie gefährliche Gefangene vor Gericht und Katherine und Chip bewachten sie von der Seite.
    »Zeig ihnen doch einfach die Präsentation«, schlug Hodge vor.
    »Eure Propaganda meinst du?«, schnaubte HK. »Auf keinen Fall.«
    »Du kannst ja hinterher die Gegenposition beziehen«, sagte Gary. »Versprochen.«
    »Warum nicht?«, sagte Angela. »Mir hast du sie auch gezeigt.«
    HK zuckte seufzend die Achseln.
    »Also gut«, sagte er.
    »Schalte auf dem Definator den

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