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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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wollte Alice wissen. »Und warum habt ihr es uns nie erzählt?«
    Ebenezer strich sich gedankenvoll die Barthaare glatt. »Tja, ich nehme an, dass für die meisten Leute hier das, was mit Gerander passiert ist, einfach zur Geschichte gehört, und zwar zu der von Souris, und nichts mit Schetlock zu tun hat. Sie finden vielleicht, dass Alistair etwas merkwürdig aussieht, aber sie bringen es nicht mit Gerander in Verbindung. Aus den Augen, aus dem Sinn, sozusagen.«
    »Wenn es um Gerander geht, dann gibt es nicht viel, auf das die Schetlocker stolz sein können«, bestätigte seine Frau. »Wir Schetlocker sind zwar nicht selbst in Gerander eingefallen, aber wir haben auch nichts getan, um Souris daran zu hindern. Nach der ersten Fluchtwelle von Gerander nach Schetlock hat unsere Regierung die Grenzen auf Betreiben von Souris dicht gemacht.«
    »Um dem Bösen zum Triumph zu verhelfen, reicht es schon, dass gute Mäuse untätig zusehen«, sagte Ebenezer ernst. »Und warum ich Gerander nie erwähnt habe ...« Sein Ton wurde härter. »Unsere Familie hat im Namen unseres Heimatlandes genug Opfer gebracht. Ich habe damit abgeschlossen.«
    »Aber was ist mit Alistair?«, sagte Alice. »Wenn sein Verschwinden etwas mit Gerander zu tun hat, wer hilft uns dann, ihn zu finden? Sollten wir uns an die FUG wenden?«
    »Die Leute von der FUG könnt ihr vergessen«, sagte ihr Onkel. »Ich bin mit ihnen fertig.« Alice war überrascht von der Heftigkeit in Ebenezers Stimme. »Nachdem Rebus und Emmeline umgekommen waren, habe ich die Verbindung zu ihnen abgebrochen. Ich habe seit vier Jahren keinen Kontakt mehr zu ihnen; alle ihre Briefe landen ungeöffnet im Papierkorb.«
    »Aber natürlich müssen wir alles Nötige unternehmen, um Alistair zu finden«, ermahnte ihn seine Frau sanft.
    »Alistair ...«, sagte Onkel Ebenezer mit einem Seufzer, seine Barthaare hingen traurig herunter. »Die Frage ist: Wer hat ihn geholt – und wohin?«
    Beezer zuckte mit den Schultern. »Ich vermute mal, sourisanische Agenten«, sagte sie. »Feind Nummer eins der FUG ist Königin Eugenia. Um die Kontrolle über Gerander zu bewahren, muss sie jeden Widerstand ersticken. Wenn ich mir auch nicht vorstellen kann, wozu sie sich die Mühe machen, eine so junge Maus zu entführen. Was für eine Gefahr soll er denn darstellen? Was für Informationen könnte er schon haben?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass eure Mutter für die FUG-Leute von großer Bedeutung war – genauso wie für die Sourisaner. Sie war im Besitz von wichtigem Wissen über Gerander, das über die Familie weitergegeben worden war. Aber auf was sich dieses Wissen bezog, war ein streng gehütetes Geheimnis, zu gefährlich sogar, um es mit uns zu teilen. Und auf jeden Fall zu gefährlich, um euch Kinder einzuweihen. Es sei denn ... Ist es möglich, dass sie das Geheimnis an Alistair weitergegeben hat?« Sie hob erschrocken die Hand vor den Mund. »Die Sourisaner haben in ihrem Streben, Gerander ganz unter ihre Kontrolle zu bringen, schon öfter Leute umgebracht.«
    Alice quiekte erschrocken auf. »Du meinst, sie könnten vorhaben, Alistair zu töten?« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Aber er weiß nichts von einem Geheimnis. Warum sollte er mehr darüber wissen als Alex oder ich?«
    »Sagen wir einfach mal, die Sourisaner haben einen ganz speziellen Hass auf rotbraune Mäuse«, bemerkte ihr Onkel knapp.
    Alex schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wir müssen Alistair retten!«, sagte er. »Wir müssen ... ich weiß auch nicht.« Er sank in sich zusammen. »Wir haben keine Ahnung, wohin sie ihn bringen könnten.«
    Beezer klopfte mit dem Finger auf die Tischplatte, während sie nachdachte. »Souris«, sagte sie schließlich. »Ich glaube, sie wollen keinen Wind um die Sache machen. Sonst hätten sie doch einfach hier reinplatzen und ihn abholen können. Nein, sie wollen so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen. Der Versuch, ihn über die Grenze zwischen Schetlock und Gerander zu schaffen, könnte brenzlig sein. Ich vermute mal, die Regierung von Schetlock wäre nicht allzu erfreut darüber, wenn Agenten aus Souris hier herumtrampeln und unsere Bürger entführen. Vielleicht bringen sie ihn nach Grantel, der Hauptstadt von Souris. Oder sie bringen ihn über ihre eigene Grenze nach Gerander.«
    »Das klingt plausibel«, sagte Ebenezer.
    »Wenn sie also nach Souris gehen«, sagte Alice bedächtig, »dann sind sie in Richtung Küste unterwegs. Was wir auch machen sollten.«

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