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Die Entführung in der Mondscheingasse

Die Entführung in der Mondscheingasse

Titel: Die Entführung in der Mondscheingasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bergwärts und spähte
hinauf. Alles war sehenswert, aber die Gemsen schliefen noch.
    Tarzan machte Rumpfbeugen und ließ die
Arme kreisen. Am liebsten hätte er hier oben ein Judo-Turnier abgezogen. Doch
woher einen Gegner nehmen?
    Als er wieder hinunter sah, bewegte
sich jemand unter den Föhren.
    Kein Läufer war’s, aber ein
Spaziergänger, der da mit zügigem Schritt nahte. Jetzt tauchte er in einer
Lücke auf, die die Föhren ließen. Und Tarzan erkannte ihn. Nicht nur am Gang — auch
an der lehmfarbenen Windjacke. Es war Kommissar Glockner.
    Sucht er mich? Nein. Er macht einen
Morgenspaziergang. Ist Frühaufsteher wie ich. Spitze! Das gibt einen Spaß, wenn
er mich hier oben entdeckt.
    Tarzan grinste und zog sich etwas von
der Kante zurück.
    Im selben Moment sah er den anderen.
    Eine zweite Person näherte sich der
Schroffen-Wand, war aber noch mindestens 100 Schritt hinter Gabys Vater und
bewegte sich seltsam voran. Mal mit langen Sprüngen, als müsse er Glockner
einholen. Dann wieder verharrte der Mann — ja, es war ein Mann — und wich zur
Seite nach links oder rechts.
    Noch verdeckten ihn die Bäume. Tarzan
sah zwar die Gestalt, konnte aber Einzelheiten nicht erkennen.
    Jetzt hatte der Kommissar den Rand des
Föhrenwaldes erreicht. Er blieb stehen. Augenblicklich wich die Gestalt — wie
gehabt — zur Seite. Und Tarzan begriff.
    Blitzartig wurde ihm klar, daß der
zweite ein Verfolger war. Der wich zur Seite, verbarg sich hinter den Bäumen.
Denn die standen an den Seiten — und nicht mitten auf dem Weg.
    Ein Verfolger?
    Was, zum Teufel, wollte der?

7. Beschuß mit jungen Felsen
     
    Uckmann hatte sich in Heyse verwandelt,
jedenfalls oberhalb des Kragens. Was er unter seinem Trenchcoat trug, paßte
beiden.
    Er lauerte in seinem Zimmer, in Nr.
201, bis er hörte, wie Glockner seine Tür abschloß.
    Während der Kommissar mit dem Lift
hinabfuhr, benutzte der Verbrecher die Treppe. Hinter der Biegung hörte er, wie
Glockner mit Sofie scherzte und dann das Haus verließ.
    Uckmann folgte ihm.
    An der Rezeption nickte er Sofie kurz
zu — mit mürrischer Miene.
    Sofie lächelte noch über Glockners
Bemerkung.
    „Guten Morgen, Herr Heyse“, sagte sie
fröhlich.
    Aber da war er schon draußen.
    Die Verfolgung begann. Der Kommissar
schien trotz der frühen Stunde einen wachen Instinkt zu haben. Denn auf dem Weg
durch den Föhrenwald sah er sich mehrmals um.
    Aber Uckmann war auf der Hut. Ein
schneller Schritt zur Seite brachte ihn hinter den Stamm dicker Bäume.
    Jetzt nach scheinbar endlosem Marsch,
erreichte Glockner die Schroffen-Wand, wo der Wasserfall toste.
    Uckmann blickte umher. Niemand war in
der Nähe. Soweit der Weg zurück reichte, konnte er ihn überblicken. Keine
Menschenseele war um diese Zeit unterwegs. Wie er erwartet hatte.
    Er zog die schwere Pistole aus der
Manteltasche, lud durch und entsicherte.
    Sonnenlicht fiel durch die Zweige. Für
einen Moment blitzte es auf dem Metall der Waffe. Uckmann spähte hinter dem
Stamm hervor. Glockner stand nicht mehr unter den Bäumen. Er hatte sich zur
Felswand gedreht und richtete den Blick in die Höhe. Das Schauspiel des
herabstürzenden Gletscherwassers schien ihn gefangen zu nehmen.
    Ich muß näher ran, dachte Uckmann. Nur
ein paar Schritte dürfen uns trennen. Und dann...
    Glockner ging weiter, auf den
Wasserfall zu. Auch Uckmann setzte sich in Bewegung. Vor ihm badete der Weg im
Sonnenlicht. An dieser Stelle standen die Bäume weit auseinander. Über die
Lücke wölbte sich der Himmel. Uckmann konnte zu den Bergriesen aufblicken. Aber
nur einen Herzschlag lang. Dann achtete er wieder auf Glockner.
    Den rechten Arm hielt der Verbrecher
angewinkelt. Die Mündung der Pistole ragte nach oben. Und wieder gleißte
Sonnenlicht auf dem brünierten Metall.
     
    *
     
    Tarzan spannte sich wie ein
Turnierbogen, von dem gleich der Pfeil abschwirrt. Mit wachsender Besorgnis
beobachtete er, wie sich der Typ dort unten benahm. Noch immer schirmten die
Bäume ihn ab. Was er von ihm sah, reichte gerade, um erkennen zu können, daß es
ein Mann war. Er trug einen olivfarbenen Mantel, Trenchcoat vermutlich. Und er
schlich wie ein Schwarzfuß-Indianer, dem die Hornhäute schmerzen.
    Jetzt trat er unter den Bäumen hervor
in die vom Sonnenlicht angestrahlte Lücke.

    Heyse! Das war dieser Heyse. Der miese
Charakter, der wie Uckmann... Heh!
    Tarzan traute seinen Augen nicht.
    Der Typ hielt seine Pistole in der
Hand. Jetzt leuchtete sie auf wie eine Fackel.
    Ich

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