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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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sein Onkel geben würde.
    Er befand sich an einer Kreuzung im Flur des ersten Stocks in der Nähe der Aufzüge und der Treppe. Die Reinigungsmaschine stand neben ihm. Er behielt die Tür zum Treppenhaus und gleichzeitig den Flur im Auge. Plötzlich pulsierte der Pieper in seiner Hand - das Signal. Er entzündete ein Streichholz und ließ es fallen. Blaue und gelbe Flammen schossen über den alkoholgetränkten Teppichboden wie der Wind über ein Weizenfeld und fraßen sich ihren Weg zu den Zimmern, die als Brandherde vorgesehen waren. Zuerst traf es Zimmer 205, dann 217, dann 235 - sie gingen nacheinander leise in Flammen auf wie bei einem feurigen Dominospiel. Delgado sah mit der Neugier des Brandstifters zu und war beeindruckt von seinem Werk. Innerhalb von Sekunden wurde die Hitze unerträglich. Es war viel mehr Feuer, als er sich vorgestellt hatte, und es breitete sich schneller aus, als er erwartet hatte. Zuviel Alkohol.
    Die Flure waren in einem geschlossenen Viereck angelegt, so dass alle miteinander verbunden waren. Die Zimmer lagen alle zur Straße hin, und in der Mitte des Hotels befand sich ein offener Hof. Die Flammen jagten den Flur hinunter, bogen links um die Ecke, weiter den Flur entlang, wieder links herum, dann in den dritten Schenkel und von dort wieder links um die Ecke.
    Delgado spürte plötzlich die Hitze in seinem Rücken. Er drehte sich um. Die Feuerwand kam von beiden Seiten. So sorglos war er nicht gewesen. Im Bruchteil einer Sekunde wurde ihm klar: Sein eigener Onkel wollte ihn rösten.
    »O Scheiße.«
    Mit weit aufgerissenen Augen musste er ansehen, wie die Flammen ihn erfassten. Seine Maschine explodierte und schleuderte ihn wie einen Feuerball den Flur entlang.
    Allison sprang von ihrem Sitz auf. Die Explosion erschütterte das ganze Gebäude. Die Lichter flackerten und erloschen. Die Notbeleuchtung schaltete sich ein, und die Feuersirene ertönte. Gäste schrien in Panik und rannten in alle Richtungen. Dicke Rauchwolken strömten aus den Fluren des ersten Stockwerks und breiteten sich in der Lobby aus.
    Allison zerrte an dem Aktenkoffer. Das Spiralschloss war sicher verschlossen, der Koffer hing fest. Sie versuchte, ihn zu öffnen, aber das Spiralkabel war zu fest um ihn herumgewickelt. Ihr wurde klar, dass das kein Zufall war; schließlich hatte der Entführer den Koffer ausgesucht und das Schloss bereitgestellt. Der beißende Rauch wurde dichter. Sie bekam kaum noch Luft, und ihre Augen brannten. Sie musste den Koffer lassen, wo er war. Sie griff sich eine Stoffserviette vom Tisch und hielt sie vor Nase und Mund. In ihrer Ledertasche war nur noch die Pistole. Sie stopfte sie in ihre Jacke und ließ die Tasche liegen. Sie hörte Harleys Stimme. »Allison, was ist da los?« »Feuer!« sagte sie. »Sie haben Feuer gelegt.
    »Sehen Sie zu, dass Sie rauskommen.« »Nicht ohne die Mädchen.« »Allison, machen Sie, dass Sie rauskommen!« Sie hörte gar nicht hin. Sie beugte sich über das Geländer, um die Lobby zu überblicken. Die Notbeleuchtung gab nur ein schwaches Licht, das durch den Qualm noch spärlicher wirkte. Ein Sprinkler versprühte Wasser in einer Ecke der Lobby, aber die meisten anderen funktionierten nicht. Die erste Etage war völlig trocken.
    »Sie müssen die Sprinkler zerstört haben«, sagte sie zu Harley, »kaum einer funktioniert.«
    Unten war Panik ausgebrochen. Bei dem verzweifelten Versuch, sich durch die Drehtüren zu drängeln, rutschten die Leute auf dem nassen Marmorfußboden aus. Andere stolperten die Treppe hinunter und versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Zwei Männer sprangen über das Geländer des Hochparterres hinunter, um dem Gedränge auf der Treppe zu entkommen. Mitten in dem Chaos sah Allison eine Person, die sich die Treppe hinauf bewegte und gegen den Strom ankämpfte. Es war ein junges Mädchen. Selbst im Dämmerlicht konnte sie das Gesicht erkennen. »Kristen!« schrie sie.
    Das Mädchen schaute auf, blieb jedoch nicht stehen. »Kristen, komm hierher.«
    Der Lärm der Menge und der Feuersirene war ohrenbetäubend. Allison befürchtete, dass Kristen sie nicht hören konnte. Selbst Harleys Stimme direkt an ihrem Ohr war kaum noch zu vernehmen.
    »Sehen Sie Kristen?« fragte er - zumindest vermutete sie, dass er das sagte. »Ja. Auf der Treppe. Sie haben sie freigelassen.« Allison rannte zur Treppe, aber es war nicht durchzukommen. Die Flammen schossen aus den Fluren hinter ihr. Hotelbedienstete trugen Gäste hinaus, die vom Rauch

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