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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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Explosion, keine Stolperdrähte. Sie ging bis zur Türschwelle. Harleys Stimme war wieder in ihrem Ohr.
    »Schalten Sie nicht mehr Lampen an als unbedingt nötig«, sagte er. »Sie könnten in die Luft fliegen.«
    Beinahe hätte sie etwas gesagt, bremste sich aber rechtzeitig, und erinnerte sich an seine Warnung, dass das Zimmer abgehört werden könnte. Sie langte um den Türrahmen und betätigte den Lichtschalter. Es wurde hell im Zimmer - aber sonst passierte nichts. Erleichtert atmete sie auf und ging hinein.
    »Lassen Sie die Tür offen, wenn's geht«, sagte Harley. Die Tür fing gerade an, sich automatisch zu schließen. Allison schnappte sich ein Handtuch aus dem Bad, schob es in den Türrahmen, um sie einen Spaltbreit offenzulassen, und betrat das Zimmer. Es war ein übliches Hotelzimmer. Dunkle Holzmöbel. Zwei französische Betten. Ein Fuchsjagd-Motiv über der Kommode.
    Allison sah auf die Uhr. Genau einundzwanzig Uhr. Das Telefon auf dem Nachttisch klingelte.
    Harley konnte über das Mikrofon mithören. »Nehmen Sie ab«, sagte er.
    Sie hob den Hörer ab. »Hallo.«
    Die Stimme am anderen Ende kam ihr bekannt vor, auch wenn sie verstellt war. »Nehmen Sie ein Taxi zum Hotel St. George. Gehen Sie in die Independence Bar in der Lobby des ersten Stocks. Setzen Sie sich an einen der kleinen runden Tische in der Nähe des Messinggeländers, und warten Sie.«
    Die Leitung war unterbrochen. Allison legte den Hörer zurück und verließ eilig das Zimmer. Sie sprach mit Harley, während sie zum Aufzug ging. »Haben Sie gehört?«
    »Ja. Das gefällt mir nicht, Allison. Wir haben das Hyatt und die ganze Umgebung abgesucht. Aber das St. George ist fast zwanzig Blocks entfernt. Es liegt nicht in dem Gebiet, das wir vorher überprüft haben. Wir haben keine Ahnung, was Sie da erwartet.«
    »Wollen Sie damit sagen, ich soll nicht hingehen?«
    »Ich will damit sagen, dass es gefährlich ist. Gefährlicher, als ich befürchtet habe.«
    »Darauf sage ich nur zwei Worte, Harley.«
    »Welche?«
    »Ich gehe«, sagte sie und betrat den Aufzug
58
    Der Lastenaufzug hielt auf der zweiten Etage des Hotels St. George. Tony Delgado schob die Karre und die Teppichreinigungsmaschine hinaus. Fünf Eimer - hundert Liter -hatte er auf die Karre gestapelt. Zum dritten Mal machte er diesen Weg jetzt, und sein »Reinigungs«-Job war fast beendet.
    Er schob die Karre in den Lagerraum am Ende des Flurs. Er schraubte den Tank der Teppichreinigungsmaschine auf und kippte den Inhalt eines Eimers hinein. Normalerweise waren in dem Tank zwanzig Liter nichtbrennbare Reinigungslösung. Heute Abend war Holzgeist drin.
    Delgado rollte die Reinigungsmaschine zurück in den Flur, stöpselte sie ein und schaltete sie an. Die Reinigungsbürsten drehten sich langsam und beförderten den Alkohol tief in den Teppichboden hinein. Delgado sah den Flur entlang und überprüfte die Nummer des nächstliegenden Zimmers. Er konnte sich nicht genau erinnern, bis wo er gekommen war, bevor er hinunter zum Lieferwagen gegangen war, um noch mehr Alkohol zu holen. Er zuckte die Schultern. Er sagte sich, dass es keine Rolle spielte, solange er nur eine brennbare Spur zwischen den Zimmern auf der Liste seines Onkels legte. Er schob die Maschine noch einen guten Meter nach vorne und hielt dann an. Jemand kam aus Zimmer 235. Ein grauhaariger Mann in einem teuren Nadelstreifenanzug. Sah aus wie ein vornehmer Kongressabgeordneter. Die Verkleidung täuschte ihn im ersten Moment, aber dann erkannte er seinen Onkel.
    »Guten Abend, Senator«, sagte er grinsend, als sie sich im Flur trafen.
    »Guten Abend«, antwortete Gambrelli
    Die Inneneinrichtung des historischen Hotels St. George war in übertriebener Eleganz gehalten. Kannelierte Säulen aus grünem brasilianischem Marmor ragten zu einer Höhe von drei Stockwerken in einer Lobby auf, die einem Broadway-Theater alle Ehre gemacht hätte. Ledersofas, orientalische Teppiche und reichlich Messing- und Mahagoni-Akzente verliehen den Sitzecken das Flair alter englischer Herrenclubs. Funkelnde Kronleuchter hingen wie Wolken an der verspiegelten Decke.
    Dennoch hatte das Hotel seine besten Zeiten schon hinter sich, man sah ihm den Niedergang an. Die Farbe blätterte von den Stuckleisten. Die Wandbespannung aus Seide war stellenweise vergilbt. Allison musste an Venedig denken, als sie die Lobby durchquerte - schön aus der Entfernung, aber man sollte sich die Kanäle nicht näher ansehen.
    Allison fühlte sich in ihrer

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