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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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wirklich brauchen.
    Sie nickte. »Okay. Auf geht's.«
    Harley begleitete sie zum Hinterausgang und hielt sie an der offenen Tür noch einmal auf. »Spielen Sie nicht die Heldin, verstanden?«
    Sie hob eine Augenbraue. »Spielen Sie nicht die Nervensäge, verstanden?«
    Er lächelte gequält. Sie sah ihn an, als wollte sie sagen, keine Sorge, dann ging sie den Durchgang entlang zur Straße.
    Es hatte aufgehört zu regnen, doch die Straßen und die Gehwege waren noch nass, und es war immer noch neblig. Zwar war es nicht so kalt, dass man ihren Atem gesehen hätte, fühlte sich wegen der Feuchtigkeit aber so an. Sie ging mit gleichmäßigen Schritten, ohne das Geräusch der vorbeifahrenden Autos wahrzunehmen oder die Obdachlosen zu beachten, die sich in den Hauseingängen für die Nacht einrichteten. Erleichtert stellte sie fest, dass auf der H-Street starker Verkehr herrschte. Mit einer Million Dollar unter dem Arm fühlte sie sich inmitten von Fußgängern irgendwie sicherer als auf einer völlig leeren Straße.
    Der Kopfhörer summte. »Test«, sagte Harley, »Nervensäge ruft Heldin.«
    Sie sprach ganz normal, wie er es ihr gesagt hatte. Das Mikrofon war unter ihrem Jackenkragen angesteckt. »Schießen Sie los, Nervensäge.«
    »Es scheint alles in Ordnung zu sein. Ich kann Sie gut hören. Sagen Sie mir, wenn Sie da sind.«
    An der Ampel Tenth Street blieb sie stehen. Das Grand Hyatt - ihr Treffpunkt - lag direkt vor ihr. Sie überquerte die Straße und ging unter dem Carport durch. Hotelangestellte drängelten sich um sie herum. Pagen halfen ankommenden Gästen mit ihrem Gepäck. Allison ging direkt hinter ihnen her in die Lobby
    Als sie drinnen war, musste sie zweimal hinsehen. Von außen war es ein modernes Hotel, aber wenn man die Lobby betrat, kam man sich vor wie auf der Bühne eines Kinomusicals der dreißiger Jahre. Die Zimmer waren wie ein hügeliges, mediterranes Dorf um einen Innenhof angeordnet. Ein Aussichtsturm, eine geschwungene Lounge und Essecken gruppierten sich um eine blaue Lagune, in die Wasserfälle plätscherten. Mittendrin lag eine kleine Insel, auf der ein Pianist im schwarzen Smoking an einem weißen Flügel Melodien von Cole Porter spielte.
    Sie warf einen Blick über die Menge und richtete dann ihr Augenmerk auf die Rezeption. Eine ganze Reihe von Angestellten waren damit beschäftigt, die Daten von Gästen aufzunehmen. Allison ging schnurstracks auf einen jungen Mann zu, der ziemlich unsicher wirkte. Er sah aus, als wäre er neu und unbedarft - er würde ihr wahrscheinlich am wenigsten Schwierigkeiten bereiten.
    »Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich habe mich aus meinem Zimmer ausgeschlossen. Könnten Sie mir bitte einen zweiten Schlüssel geben? Ich heiße Emily Smith.«
    Er klemmte das Telefon unters Kinn und war anscheinend völlig überwältigt. »Können Sie sich bitte ausweisen?« Sie reichte ihm den gefälschten Führerschein. Er betrachtete ihn prüfend und gab die Daten in den Computer ein. Der Name Emily Smith erschien auf dem Bildschirm. Er händigte ihr den Schlüssel aus. »Bitte sehr, Ma'am.«
    Sie wandte sich sofort ab, erleichtert, dass ihre Verkleidung funktionierte - zumindest bei Dummköpfen unter zwanzig. Auf der Codekarte war keine Nummer verzeichnet, aber dafür auf dem kleinen Etui, in dem sie steckte - Zimmer 511. Sie stieg in den Aufzug und fuhr in den fünften Stock. Das Hinweisschild an der Wand wies ihr den Weg nach rechts. Sie folgte den Pfeilen im Flur und blieb vor ihrem Zimmer stehen.
    »Ich bin da«, sagte sie leise in ihr Mikrofon. Harley antwortete. »Wenn Sie die Karte reinschieben, bleiben Sie seitlich von der Tür stehen und öffnen sie. Falls das Schloss manipuliert wurde, möchte ich nicht, dass Sie in der Schusslinie stehen. Und wenn Sie drinnen sind, sagen Sie kein Wort mehr, selbst wenn ich mit Ihnen spreche. Er hat vielleicht Wanzen angebracht. Ich will nicht, dass er Ihre Stimme hört und rausbekommt, dass Sie verkabelt sind. Viel Glück. Und seien Sie vorsichtig.«
    Sie überprüfte mit einem Blick den Flur. Die Luft war rein, nur ein Zimmerkellner stand vor einer der Türen. Es war beruhigend, zu wissen, dass er ein FBI-Agent war. Sie hielt sich seitlich von der Tür und schob die Karte in den Schlitz. Das Lämpchen auf dem elektronischen Schloss wechselte von rot nach grün. Sie wartete noch einen Moment und nahm ihren ganzen Mut zusammen. Mit einem leichten Stoß schob sie die Tür auf. Sie zuckte zurück und wartete.
    Nichts. Keine

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