Die Entfuehrung
Kristen.«
»Was Sie nicht sagen.«
Verletzte Gäste taumelten an ihr vorbei. Die Signallichter der Notarztwagen tauchten alles in einen orangefarbenen Schimmer. Eine Ausziehleiter wurde geräuschvoll in Position gebracht. Feuerwehrleute trugen verirrte Hotelgäste aus den oberen Stockwerken hinunter.
Allison schrie in ihr Mikrofon. »Harley, ich habe schon mit Kristen gesprochen. Sie hat keine Ahnung von Emily.«
Sie presste den Kopfhörer in ihr Ohr und versuchte, etwas zu hören. Nach einer Weile hörte sie seine Antwort. »Es tut mir leid, aber Sie dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Unsere Agenten sind mit den Fotos, die die Entführer geschickt haben, unterwegs. Vielleicht kommt dabei etwas heraus.«
»Herauskommen?« rief sie. »In acht Jahren ist nichts dabei herausgekommen.«
Die Verbindung war wieder gestört. Sie konnte seine Stimme nicht mehr hören. Ihr kamen die Tränen beim Anblick des brennenden Gebäudes. Kristen war gerettet, aber das war nur die erste Hälfte der Abmachung. Eine Million Dollar für Kristen und Emily. Das war die Abmachung. Und jetzt verbrannte das Geld in dem blöden Gebäude. Oder etwa nicht? fragte sie sich.
Sie betrachtete das Chaos um sich herum, und ihre Traurigkeit verwandelte sich in Wut. Das Ganze war ein einziges Ablenkungsmanöver - sonst nichts. Bei allen Entführungen war die Übergabe des Geldes gegen das Kind der Punkt, an dem der Plan offenkundig wurde - dabei wurden die Entführer schon so oft gefasst. Dies hier war die perfekte Methode, den Austausch zu bewerkstelligen - Massenhysterie. Während alle Welt aus dem Gebäude flüchtete, konnte der Entführer in aller Ruhe mit einem Aktenkoffer voller Geld verschwinden, den er ausdrücklich verlangt hatte und der zweifelsohne feuersicher war.
Sie fasste nach ihrem Mikrofon. »Harley, ich gehe wieder rein.«
» Allison, tun Sie das nicht!«
Er sagte noch irgend etwas, aber sie konnte nichts verstehen. Sie nestelte an dem Mikrofon, um den Empfang zu verbessern - plötzlich packte jemand sie am Arm.
Es war ein Polizist. »Lady, Sie können hier nicht stehenbleiben.«
»Bitte, ich bin die Justizministerin.« »Klar, und ich bin der Kaiser von China.
»Lassen Sie mich los«, sagte sie und schüttelte seine Hand ab. In ihrem Ohr war wieder nur Krachen. Sie presste noch einmal den Kopfhörer. »Verdammt, Harley, ich will nicht ohne Funkkontakt hineingehen, aber ich kann Sie nicht hören.«
Wieder packte der Polizist sie. »Sie sind doch von der Presse?«
Sie beachtete ihn nicht. »Harley, sind Sie noch dran?«
»Verdammtes Reporterpack«, maulte der Polizist. »Bewegen Sie Ihren Arsch hinter die Absperrung.« Er riss ihr das Mikrofon vom Kopf. Der Kontakt war jetzt völlig tot.
»Idiot«, schrie sie.
Er packte sie mit einer Hand. In der anderen hielt er ein Funkgerät. Als es krächzte, kam Allison eine Idee. Sie kämpfte sich frei und schnappte sich das Funkgerät.
»Hey!« brüllteer.
Allison rannte los.
»Lady, halt!«
Sie ging weiter und verschwand in der Menge. Sie schob sich gegen den Strom in die Lobby hinein. Unten hatte der Rauch etwas nachgelassen, aber er quoll immer noch aus dem ersten Stock. Sie schaltete das Funkgerät ein.
»Ich weiß nicht, mit wem ich spreche, aber hier spricht Justizministerin Allison Leahy. Ich muss sofort mit Special Agent Harley Abrams vom FBI sprechen.« Sie ließ das Gerät angeschaltet und hoffte auf eine Antwort.
Anstelle der hysterischen Gäste befanden sich jetzt Feuerwehrmänner in voller Ausrüstung in der Lobby. Die Wände waren rußgeschwärzt, und auf dem Boden lag verkohltes Holz herum. Die Kronleuchter waren dunkel, nur die Notlampen verbreiteten ihr spärliches Licht. Der Rauch brannte Allison in den Augen, aber das Feuer war unter Kontrolle, und der Qualm ließ langsam nach. Die meisten Feuerwehrleute trugen Atemschutzmasken, obwohl es gar nicht mehr notwendig war. Allison konnte auch ohne Maske atmen.
Sie eilte zur Treppe und blieb am Absatz stehen. Die Beleuchtung war schwach, aber sie konnte dennoch bis zum Hochparterre und zur ausgebrannten Independance Bar sehen. Ein einzelner Feuerwehrmann kroch an dem Tisch herum, wo sie das Geld gelassen hatte. Er trug eine komplette Feuerschutzmontur mit einem Atemgerät, dazu ein Sauerstoffgerät auf dem Rücken. Bei der Ausrüstung hatte er kein Problem mit Rauch, wie stark er auch sein mochte. Ihr wurde klar, dass er damit außerdem das Gebäude verlassen konnte, ohne entdeckt zu werden.
Als er wieder
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