Die Entfuehrung
ist die Leiche?«
»Das Wasser ist ziemlich kalt, deshalb ist die Verwesung noch nicht weit fortgeschritten. Aber sie sieht übel zugerichtet aus.«
»Die Strömung kann so was verursachen.« »Stimmt«, sagte er sarkastisch. »Schläger auch. Ich bin gespannt, was unser Pathologe dazu sagt.«
In der Ferne sah Allison eine schwarze Limousine, die die Parallelstraße zum Fluss entlang raste. Mit einer Vollbremsung kam sie auf dem Parkplatz oberhalb von ihnen zum Stehen, zwanzig Meter weit weg. Die Tür flog auf. Heraus kam Lincoln Howe. Seine Bewegungen wirkten unkoordiniert, beinahe spastisch. Ein FBI-Agent ging zu ihm. Allison sah, wie sie sich unterhielten. Der General lehnte sich an den Wagen und war offensichtlich erleichtert. Wahrscheinlich hatte man ihm gerade mitgeteilt, dass es nicht Kristens Leiche war.
»Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, sagte sie zu Abrams. Sie ging die Böschung hinauf zur Limousine. Der Aufstieg war steil, und sie kam keuchend oben an.
Der General unterhielt sich noch mit dem FBI-Agenten, unterbrach jedoch das Gespräch, als er Allison wahrnahm.
»Lincoln«, sagte sie in einem mitfühlenden Tonfall, »kann ich Sie einen Moment sprechen, bitte?«
Er schien überrascht, sie zu sehen. »Natürlich.« Er dankte dem FBI-Agenten, öffnete die Tür seines Wagens und machte eine einladende Kopfbewegung. »Da drin ist es wärmer.« Er hielt ihr die Tür auf, und sie nahm auf dem Rücksitz Platz. Auf einen Wink hin stiegen der Fahrer und der Agent des Secret Service aus, damit die beiden sich unter vier Augen unterhalten konnten.
Allison hatte einen Kloß im Hals. Es fiel ihr nicht leicht, die richtigen Worte zu finden. »Ich möchte Ihnen einfach sagen, wie leid mir diese schreckliche Geschichte tut.«
»Danke.«
»Wie geht es Ihrer Tochter?«
»Das können Sie sich wahrscheinlich gut vorstellen.«
Allison kannte dieses Gefühl nur zu gut. »Wahrscheinlich werden Sie von Hunderten wohlmeinender Freunde gefragt, ob sie etwas für Sie tun können. Ich gehöre wohl zu den wenigen Leuten, die wirklich in der Lage sind zu helfen. Ich werde Sie nicht im Stich lassen. Ich habe das Justizministerium angewiesen, alle Kräfte zu mobilisieren, und wir werden die größte Verbrecherjagd der amerikanischen Geschichte durchführen. Wir werden Kristen finden. Wir werden ihre Entführer vor Gericht bringen.«
»Das hört sich an wie die Pressemitteilung von morgen.«
Sie war überrascht von seinem Tonfall. »Mir ist klar, dass wir Differenzen haben. Aber das kommt von Herzen.«
»Ich danke Ihnen für Ihr Mitgefühl. Aber ich will ganz offen mit Ihnen reden. Mir ist Ihr kleiner Wahlkampf-Fototermin, den Sie hier heute veranstaltet haben, zu Ohren gekommen.«
Sie zuckte zusammen. Wie schnell sich das herumsprach! Harley Abrams musste seinen Vorgesetzten etwas gesagt haben. »Das war ein großes Missverständnis.«
»Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich werde es mir von niemandem gefallen lassen, dass er die Entführung meiner Enkelin für politische Zwecke missbraucht.«
»Und ich würde niemals eine solche Angelegenheit politisieren. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort.
»Das reicht nicht.«
»Ich wüsste nicht, was ich mehr tun könnte.« Er kniff die Augen zusammen. »Ich werde es Ihnen genau erklären. Ich möchte, dass Sie sich aus den Ermittlungen heraushalten. Überlassen Sie das einfach dem FBI. Director O'Doud ist mehr als kompetent. Er hat es nicht nötig, dass Sie ihm für Ihre eigenen politischen Zwecke über die Schulter sehen.«
Ganz langsam setzte sie zum Sprechen an. »Das geht uns alle an, Lincoln. Wenn es nicht Ihre Enkelin gewesen wäre, wäre es vielleicht mein Mann gewesen. Oder irgendein Fanatiker könnte sich überlegen, Sie oder mich mit einem Scharfschützengewehr aus dem Verkehr zu ziehen. Nur weil ich Kandidatin bin, bedeutet das noch lange nicht, dass dieses Land ohne Justizministerin ist. Ich werde mich nicht heraushalten. «
»Na gut«, sagte er scharf. »Dann machen Sie sich darauf gefasst, dass man Sie hinausschiebt.«
Sie starrten sich feindselig an. Allison brach das Gespräch ab und öffnete die Tür. »Gute Nacht, Lincoln.«
Sie stieg aus, dann wandte sie sich noch einmal um. »Und wundern Sie sich nicht, wenn ich zurückschiebe.«
Demonstrativ schlug sie die Tür zu.
Es war ein Uhr Dienstag Nacht, und Buck LaBelle telefonierte immer noch in seiner Suite des Opry Land-Hotels. Seit er zum leitenden Wahlkampfmanager aufgestiegen war, kam er auf gerade
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