Die Entfuehrung
Ihre Entscheidung.«
»Tut mir leid, aber ich habe schon Vorjahren damit aufgehört, nackt vor der Kamera zu posieren.«
Harley musste lächeln, dann setzte er wieder seine dienstliche Miene auf. »Ich würde Ihnen zumindest die Telefonüberwachung empfehlen.«
»Ich brauche einen privaten Anschluss. Nicht, dass ich Ihnen nicht traue, aber, na ja, ich traue halt niemandem.«
»Wir können es so einrichten, dass Sie es von Hand einschalten können. Sie können ganz normal telefonieren. Wenn Sie dann wollen, dass wir irgend etwas mithören, drücken Sie den Stern und die Acht. Einer unserer Leute wird immer dran sein, um mitzuschneiden und den Anruf zurück zu verfolgen.« »Damit bin ich einverstanden.«
Harley warf einen Blick zum Telefon, das auf der Anrichte zwischen Küche und Wohnzimmer stand. Einer der Techniker schraubte gerade das Gehäuse auseinander und baute geschäftig neue Kabel ein. »Es wäre doch zu schön gewesen, wenn der Sender schon heute Nachmittag drin gewesen wäre, bevor der Anruf kam. Aber mal abgesehen davon, woher hatte er überhaupt Ihre Nummer?«
»Irgendwie sickert sie immer wieder durch. Ich ändere sie alle paar Wochen. Die Leute verfolgen einen Justizminister ständig mit Fragen zu allen möglichen Themen - Abtreibung, Waffenkontrolle, Todesstrafe. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Organisationen meine Adresse und Telefonnummer an ihre Mitglieder weitergeben.«
Harley nickte. Das überraschte ihn nicht.
»Gibt es schon irgendwelche Informationen, woher der Anruf kam?« fragte Allison.
»Der Anrufer hat ein Handy benutzt. Und bei den heutigen Reisemöglichkeiten könnte er auch aus Honolulu angerufen haben. Die Telefonkarte ist eine Kopie - und zwar von einer Nummer, die er von einem Immobilienmakler aus New York gestohlen hat. Die Telefongesellschaft hat das sofort herausgefunden. Deren Computer sind in der Lage, einen Anruf mit einer kopierten Karte zu erkennen und die Verbindung auf der Stelle zu trennen, damit ihre rechtmäßigen Kunden gegen Nummerndiebstahl geschützt sind. Unsere Entführer waren offensichtlich in der Lage, das System zu überlisten. Ich vermute, dass die nächsten Anrufe alle mit verschiedenen kopierten Karten durchgeführt werden, jeder auf seiner eigenen Frequenz und von einem anderen Ort.«
»Das heißt, wir haben es nicht mit totalen Dummköpfen zu tun.«
»Zumindest nicht mit technischen Dummköpfen. Wir sind dabei, eine Software zu installieren, mit der sich alle zukünftigen Anrufe zurückverfolgen lassen, die von Handys aus geführt werden. Aber natürlich ist es ein bisschen schwieriger, den genauen Aufenthaltsort zu bestimmen, weil die Stärke des Signals und sich überschneidende Funkfrequenzen gemessen werden müssen. Deshalb benutzen sie ja Handys.«
Allison wandte sich gedankenversunken ab.
»Was ist los?« fragte Harley.
»Was Sie eben über sich überschneidende Frequenzen gesagt haben, hat mich daran erinnert, wie Emily entführt worden ist. Babyphone, so wie ich eins hatte, funktionieren über Funkfrequenzen. Irgend jemand muss damals das Babyphon von außen abgehört haben, um Emilys Geräusche aufnehmen zu können. Damit haben sie dann das Band produziert, das in ihrem Bettchen gelegen hat.«
»Allison, nur weil jemand in der Lage ist, eine Telefonkarte zu kopieren mit einem ESN-Detektor, den man in jedem beliebigen Spezialladen für Elektronikzubehör kaufen kann, bedeutet das noch lange nicht, dass er derjenige ist, der draußen vor Ihrem Haus gewartet und Ihr Babyphon abgehört hat. Als ich gesagt habe, dass wir es hier nicht mit technisch unbedarften Dummköpfen zu tun haben, sollte das nicht heißen, dass es nur fünf oder sechs Leute auf der Erde gibt, die wissen, wie man damit telefoniert. Wahrscheinlich sitzen im Moment gerade fünf oder sechs Leute mitten in Washington am DuPont Circle und machen nichts anderes.«
»Ich weiß«, erwiderte Allison und schüttelte den Gedanken ab. »Was müssen wir sonst noch bedenken?«
»Ich habe Ihre Notizen nach Quantico gefaxt, damit unsere Profiler sie analysieren. Fällt Ihnen noch irgend etwas zu dem Telefonanruf ein? Irgend etwas, das Sie vielleicht kurz vergessen hatten?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe genau das gemacht, was Sie mir gesagt haben. Nachdem ich Sie angerufen habe, habe ich sofort alles, woran ich mich erinnern konnte, aufgeschrieben, Wort für Wort.
»Wir behandeln diesen Anruf als die heiße Spur. Aber ich habe in Ihren Aufzeichnungen
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