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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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nichts gefunden, was irgendwie darauf hindeutet, dass der Anruf authentisch war oder bloß von einem Verrückten, der sich einen üblen Scherz erlauben wollte. Sie sind die einzige Person, die seine Stimme gehört hat, deshalb möchte ich, dass Sie sich etwas anhören. Nur, um uns zu bestätigen, dass es sich um dieselbe Stimme handelt.«
    »Sie haben die Stimme des Entführers auf Band?«
    »Ja. Heute Nachmittag haben sie bei Tanya Howe angerufen, noch bevor sie sich bei Ihnen gemeldet haben.«
    »Das weiß ich. Aber ich wusste nicht, dass Sie das Gespräch aufgezeichnet haben. Ich dachte, sie hätte das FBI aus ihrem Haus geworfen.«
    »Sie hat es selbst aufgenommen. Ich nehme mal an, dass sie nicht gewusst hat, dass es sich um ein schweres Verbrechen handelt, ein Gespräch ohne gerichtliche Anordnung oder ohne das Einverständnis des anderen aufzuzeichnen. Die Hersteller dieser Telefone schreiben rechtliche Belehrungen in ihre Gebrauchsanweisungen, ab wer liest die schon? Ich gehe davon aus, dass man Tanya dafür nicht belangen wird.«
    »Es könnte sein, dass der Staatsanwalt in Nashville seine eigene Sichtweise dieser Sache hat. Wir hätten eindeutig ein Problem mit illegaler Aufzeichnung, wenn der Fall zur Verhandlung kommen sollte, aber darum werde ich mich später kümmern.«
    Harley nahm eine Audiokassette aus seiner Tasche. »Haben Sie ein Abspielgerät?«
    »Im Wohnzimmer.« Sie ging mit ihm aus der Küche zu ihrer Stereoanlage, die neben dem Großbildfernseher stand.
    Harley schaltete den Verstärker ein und legte die Kassette ein. Aus den Lautsprechern kamen nur zischende Geräusche. Er stellte die Anlage so ein, dass die Verzerrung minimiert wurde. Allison beugte sich vor und lauschte angestrengt. Zuerst war Tanyas Stimme zu hören, da die Aufnahme erst mitten im Gespräch anfing.
    »Bitte, tun Sie meiner Tochter nicht weh. Sie können haben, was Sie wollen. Aber lassen Sie sie frei.«
    Die Worte bohrten sich in Allisons Herz. Die Angst, diese Verzweiflung in Tanyas Worten. Sie schloss ihre Augen und bereitete sich innerlich auf die mechanisch klingende Stimme vor.
    »Sie wissen, was ich will. Eine Million Dollar. Bis morgen früh. Und keine Bullen.«
    Sie öffnete die Augen, aber der Raum drehte sich plötzlich. Das war der schlimmste Alptraum aller Eltern - aber vielleicht auch nicht? All die Nächte, in denen sie zum Telefon geeilt war in der Hoffnung, etwas über Emily zu erfahren. Aber nichts hatte sich ergeben, nur ein paar falsche Spuren und ein paar gefühllose Spinner. Sie hatte nie mit irgendwem gesprochen, der Emily tatsächlich gesehen hatte, der genau gewusst hätte, wo sie war, und der sie hätte wieder zurückbringen können. Jetzt hörte sie die Stimme einer anderen armen Mutter, die der Verlust ihres Kindes quälte, und ihr wurde übel, übel vor Neid, dachte sie doch die ganze Zeit, dass Tanya die Glücklichere sei. Sie, Allison, würde sich einen Arm abhacken für die bloße Möglichkeit, Emily für schnödes Geld zurückzubekommen. »Allison?« fragte Harley. »Ist das dieselbe Stimme?« Das Band war abgelaufen. Allison war aschfahl. »Es ist dieselbe Stimme«, sagte sie. »Dieselbe Verstellung, würde ich sagen.«
    Harley seufzte und sah sie an. »Dann hatten Sie recht. Wir haben jetzt wirklich eine ganz neue Geschichte.«
    Allison sah an ihm vorbei, während er sprach. Ihre Aufmerksamkeit galt der Eingangstür. Peter stand in der Diele, direkt neben einem FBI-Agenten. Er machte einen völlig verstörten Eindruck. Sie entschuldigte sich bei Harley und ging dann ins Wohnzimmer zu ihrem Mann, um abseits vom Tumult unter vier Augen mit ihm zu sprechen.
    »Was zum Teufel ist hier eigentlich los?« fragte er.
    Allison wusste nicht recht, wo sie anfangen sollte. »Dieser Anruf, kurz bevor du weggefahren bist. Es waren Kristen Howes Entführer. Sie wollen, dass wir - du und ich - das Lösegeld bezahlen.«
    Er öffnete den Mund, sagte jedoch nichts.
    Sie fuhr fort: »Es hat mich auch umgehauen. Aber bevor wir darüber weiterreden, möchte ich dir sagen, dass du ein falsches Bild von der Geschichte mit Mitch hast. Als ich sagte, dass ich Mitch getroffen habe, habe ich genau das gemeint. Zwischen ihm und mir ist nichts gewesen. Es ist mit keinem Mann irgend etwas gewesen. Nicht seit ich dich kennengelernt habe.«
    Er sah sie erstaunt an.
    »Das war falsch ausgedrückt. Ich wollte sagen, es ist mit keinem anderen Mann etwas gewesen, seit ich dich kenne.«
    Er senkte den Blick und seufzte.

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