Die Entfuehrung
ihn vor einigen Monaten getroffen. Einige Male, um genau zu sein.« Peter schluckte beklommen. »Was erzählst du mir da?« Das Telefon klingelte. Allison zögerte, als wartete sie auf Peters Erlaubnis, den Hörer abzunehmen. Er verzog keine Miene.
»Tut mir leid«, sagte sie. »Das könnte Abrams sein. Ich gehe besser ran.« Sie nahm den Hörer ab.
»Hallo.«
»Howe will nicht zahlen.«
Allison spannte sich an. Es war eine unkenntliche, technisch verzerrte Stimme. »Wer ist da?«
»Kristens Schutzengel.«
Ihr Puls begann zu rasen. »Was wollen Sie?«
»Ich will mein Geld. Aber ich habe ja schon gesagt, Lincoln Howe will nicht zahlen.
»Das ist seine Entscheidung.«
»Kann sein. Aber was ist mit Ihnen?«
»Was soll mit mir sein?«
»Sie haben doch die Rede des Generals gestern Abend gesehen. Howe behauptet, dass Sie reich sind, Sie und Ihr Mann. Wollen Sie das Mädchen sterben lassen und ihre Hoffnung, Präsidentin zu werden, gleich mit begraben? Oder wollen Sie die Gunst der Stunde nutzen, Sie große Nummer?«
Ihr blieben die Worte im Halse stecken. »Sie übernehmen sich damit. Das ist ein ziemlich gefährliches Spiel.«
»Das ist simple Ökonomie. Angebot und Nachfrage. Ich liefere das Mädchen. Meine Forderung: eine Million Dollar, « in bar. Bis Montag. Zahlen Sie, oder das Mädchen stirbt. Morgen früh um acht am Telefon. Wir reden dann.«
Die Verbindung brach ab.
Allison ließ den Hörer sinken, sie war wie gelähmt. Mit dieser Entwicklung hatte sie überhaupt nicht gerechnet. Sie wandte sich zu Peter um, aber sein Stuhl war leer.
»Peter«, rief sie laut.
Die Eingangstür schlug zu. Sie rannte in die Diele und sah zum Fenster hinaus. Er war schon in seinem Jaguar. Sie war ganz verwirrt, bis ihr klarwurde, dass er die Geschichte mit Mitch O'Brien falsch verstanden haben musste. Als sie ihm gesagt hatte, sie hätte Mitch einige Male getroffen, hatte Peter offenbar verstanden, dass sie sich mit ihm verabredet hatte. Sie riss die Tür auf und lief hinaus.
»Peter!« schrie sie, aber es war zu spät. Mit quietschenden Reifen fuhr der Wagen los. Peter war weg.
Im ersten Moment wollte sie hinterherlaufen, aber es gab etwas, das jetzt wichtiger war. Sie raste ins Haus zurück und wählte hektisch die Nummer von Abrams.
»Harley«, sagte sie völlig außer Atem. »Sie haben eben angerufen. Jetzt ist es eine ganz neue Geschichte.
Teil 3
27
Selbst Allison war von der schnellen Reaktion überrascht. Nur neunzig Sekunden nach ihrem Notruf stand das erste FBI-Team vor ihrer Haustür. Die Leute vom Secret Service folgten auf dem Fuß. Innerhalb einiger Minuten war der gesamte Häuserblock um ihr Haus herum abgesichert, und an jeder Straße, die nach Georgetown hineinführte, waren Wachposten aufgestellt. Agenten suchten die Umgebung auf verdächtige Aktivitäten ab und inspizierten verlassene Fahrzeuge. Polizisten notierten sich alle Kennzeichen, um sie beim National Crime Information Center überprüfen zu lassen. Abgerichtete Hunde schnüffelten an Büschen und Mülleimern auf den Gehwegen und in den Straßen nach möglichen Sprengsätzen.
Das Innere von Allisons Haus verwandelte sich in eine Festung. Agenten standen an allen Außentüren Wache. Die Spurensicherung untersuchte alles auf Einbruchsversuche. Harley Abrams brachte ein Spitzenteam von Technikern mit, die sich eifrig daranmachten, das Haus mit HighTech auszustatten. Er stand in der Küche gegen den Kühlschrank gelehnt, mit einem Bleistift hinterm Ohr und einem Klemmbrett in der Hand, und ging eine Checkliste durch.
»Die Sicherheitsmaßnahmen müssen noch verstärkt werden«, sagte er
»Aber in meinem Wohnzimmer möchte ich Ihre Leute nicht haben«, erwiderte Allison höflich, aber bestimmt.
»Auf der anderen Straßenseite ist ein Haus zu vermieten. Das mieten wir an und richten dort eine Funkzentrale ein, die rund um die Uhr mit einem Team besetzt ist. Unsere Leute gehen Streife und sehen sich in der Umgebung um. Auch der Obdachlose an der Bushaltestelle ist ein Agent. Wenn hier irgend etwas passiert, können wir praktisch sofort reagieren.«
»Das hört sich gut an.«
»Außerdem installieren wir zusätzliche Sicherheitskameras mit Verbindung zur Funkzentrale. Damit wir jeden Winkel ums Haus herum beobachten können, bringen unsere Techniker mindestens noch acht Kameras an, im Laternenpfahl, in Büschen, in geparkten Autos und so weiter. Keiner wird irgend etwas bemerken. Ob Sie im Haus auch noch Überwachung haben wollen, ist
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