Die Entfuehrung
»Tut mir leid, dass ich rausgerannt bin, bevor du es mir erklären konntest.«
»Ist schon in Ordnung. Aber vielleicht verstehst du jetzt, warum ich dir nicht erzählt habe, dass Mitch mich angesprochen hat, obwohl es nichts zu bedeuten hatte.«
»Ich weiß«, sagte er mit einem verlegenen Lächeln. »Das ist der Fluch, mit einer schönen Frau verheiratet zu sein. Es macht einen verrückt vor Eifersucht.«
Sie küsste ihn, aber sie wusste, dass er ihr nicht nur ein Kompliment gemacht hatte. Peter war nicht gerade ein gutaussehender Mann, und eine so schöne Frau zu haben verstärkte seine Unsicherheit manchmal
Zwei FBI-Agenten eilten an ihnen vorbei auf dem Weg in die Küche. Peter verzog das Gesicht, als fühlte er sich überrollt vom plötzlichen Eindringen der Polizei. Er schaute Allison offensichtlich verärgert an. »Was für ein Leben. Überall FBI und Secret Service.« Er sah aus dem Fenster und mokierte sich über die Sicherheitstechniker, die die Überwachungskameras um das Haus herum verdrahteten. »Ich werde mich wohl daran gewöhnen müssen, was?«
»Peter, sei nicht unfair. Noch bevor ich zurück in die Politik gegangen bin, hast du deinen firmeneigenen Sicherheitsdienst gehabt. Einige von diesen Typen waren genauso aufdringlich. «
»Ich weiß, aber denen habe ich vertraut.« »Ich kann meine Situation nicht ändern, Peter. Und es ist ja nicht für immer.«
Er nickte, als würde er ihr zustimmen. Dann war er wieder bei der Sache. »Was hast du den Entführern über das Lösegeld gesagt?«
»Ich habe ihnen überhaupt nichts gesagt.« »Wie viel verlangen sie?« »Eine Million Dollar. Bis Montag.« Er hob die Augenbrauen. »Das ist ein Haufen Geld.« »Ich weiß. Aber wenn wir nicht zahlen, werden sie Kristen töten.«
»Und du verlierst die Wahl.«
»Das ist wirklich zweitrangig.«
»Tatsächlich?« fragte er zweifelnd.
»Ja«, sagte sie bestimmt. »Tatsächlich.«
Er musterte sie abschätzend. »Willst du das Geld bezahlen?«
»Ich finde, das sollten wir gemeinsam entscheiden.« »Ich frage aber dich. Willst du das Geld bezahlen?« Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe. »Wenn es um Emilys Leben ginge, könnten wir das Geld bis Montag auftreiben?«
»Selbstverständlich.«
Sie wandte den Blick ab. Schließlich sah sie ihn an. »Dann ist meine Antwort ja. Wenn das notwendig ist, um Kristen wohlbehalten freizubekommen, sollten wir es bezahlen.«
»Wenn du es so willst.«
»Ich will es so«, sagte sie mit Überzeugung.
»Ich werde mich darum kümmern. Mach dir über das Geld keine Gedanken. Tu alles, was du für richtig hältst.«
Sie umarmte ihn herzlich und sah ihn liebevoll an.
»Danke, Peter.«
Er drückte sie an sich und fragte: »Was hast du jetzt vor?«
Sie löste sich aus der Umarmung und schaute ihm in die Augen. »Ich glaube, es wird Zeit, dass ich mich mit Tanya Howe unterhalte.«
28
Als Allison ihren Sicherheitsgurt löste und sich in den Ledersessel zurücklehnte, summten die Flugzeugmotoren in zehntausend Metern Höhe. Seit sie vor einem Jahr ihre Kandidatur angekündigt hatte, war sie nicht mehr mit einem Sabre Liner Jet des Justizministeriums geflogen, aus Furcht, man könnte sie beschuldigen, staatliches Eigentum für ihre persönlichen politischen Zwecke zu missbrauchen. Heute Morgen machte sie eine Ausnahme und flog zusammen mit Harley Abrams.
Allison nippte an ihrem Pappbecher mit Kaffee und überlegte sich, was sie zu Tanya Howe sagen sollte. Sie betrachtete die Wolken, die draußen weit unter dem Flugzeug vorbeiglitten. Sie sahen weiß und flauschig aus, darüber ein perfekt blauer Himmel. Die Decke in Emilys Kinderzimmer hatte genauso ausgesehen. Allison hatte sie eigenhändig vor Emilys Geburt bemalt, damit ihr Baby immer bei strahlend blauem Himmel an einem perfekten und glücklichen Tag aufwachen konnte. Zumindest hatte sie es so geplant.
»Darf ich Sie etwas Persönliches fragen«, wollte Harley wissen. Er saß auf dem Sitz neben ihr. Ein Durcheinander von Papieren lag auf dem Ablagetisch über seinem Schoß.
Allison schreckte aus ihren Gedanken auf. »Nur wenn ich auch das Recht habe, nicht zu antworten.«
»Abgemacht.« Er setzte sich so hin, dass er sie dabei ansehen konnte. »Im Grunde ist meine Frage für die Ermittlungen nebensächlich. Gestern Abend habe ich über Ihren Fall nachgedacht - über Emilys Entführung. Ich habe das Bild einer karrierebewussten, unverheirateten Staatsanwältin im Alter von neununddreißig Jahren
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