Die Entscheidung
»Oh, ich mache keinen Spaß«, fuhr Hayes fort. »Haben Sie sich in letzter Zeit meine Popularitätswerte angesehen? Sie liegen bei über siebzig Prozent. Ich kann Ihren Rücktritt verlangen, und in einer Woche sind Sie die längste Zeit Außenminister gewesen.«
Midleton rümpfte verächtlich die Nase. Nein, so weit würde Hayes nicht gehen, dachte er. Das würde er niemals wagen.
»Sie glauben, ich meine es nicht ernst? Meinen Sie nicht auch, dass es Dutzende im Kongress gibt, die nur zu gern Ihren Platz einnehmen würden? Ich könnte mich sogar auf die Unterstützung der Republikaner verlassen – Sie sind schließlich nicht gerade ihr bester Freund.«
Midleton straffte die Schultern. »War es das, oder wollen Sie mir noch länger drohen?«
»Moment, ich habe noch gar nicht richtig begonnen. Ich gebe Ihnen genau eine Minute, damit Sie mir erklären, was Sie bei diesem Treffen gemacht haben – und es wäre nicht schlecht, wenn Sie ein wenig Reue zeigen würden.«
Midleton überlegte, wie er sich am besten rechtfertigen konnte. »Als Außenminister muss ich mich schließlich mit Fragen der nationalen Sicherheit befassen.«
Präsident Hayes stand abrupt auf. »Als Außenminister«, rief er erzürnt, »haben Sie sich nur mit den Fragen zu beschäftigen, die in Ihr Ressort fallen. Ich habe Ihnen vor ein paar Tagen klar und deutlich gesagt, dass Sie sich an meinen Sicherheitsberater wenden sollen, wenn Sie Fragen haben, die die CIA betreffen. Außerdem geht es Sie überhaupt nichts an, wen ich als Nachfolger für Thomas im Auge habe. Und Sie brauchen auch nicht zu glauben, dass die Partei sehr erfreut sein wird, wenn sie erfährt, dass Sie mit einem Republikaner gemeinsame Sache gemacht haben, um meine Pläne zu durchkreuzen.«
»So kann man das wirklich nicht ausdrücken«, erwiderte Midleton. »Es war doch nur ein harmloses Gespräch unter Kollegen. Außerdem wird die Partei auch nicht gerade erfreut sein, wenn sie erfährt, dass Sie einem Senator, einem Abgeordneten und Ihrem eigenen Außenminister nachspioniert haben.«
Midleton war einen Schritt zu weit gegangen. »Ich musste Ihnen gar nicht nachspionieren, Sie Idiot«, brüllte Hayes in seiner Wut. »Die Leute sind zu mir gekommen und haben es mir erzählt.« Der Präsident hatte nicht gewollt, dass es so weit kam. Er hatte gedacht, dass Midleton seinen Fehler einsehen würde – doch dazu war dieser Mann offenbar nicht fähig. Der Präsident ging zu seinem Schreibtisch hinüber und griff nach einer ledernen Mappe. Er ging damit zu Midleton und ließ sie in seinen Schoß fallen. »Schlagen Sie das auf und lesen Sie es. Das ist Ihre Rücktrittserklärung. Ich habe sie selbst aufgesetzt, Chuck. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt, aber nachdem Sie mir wieder einmal deutlich gezeigt haben, dass ich Ihnen nicht trauen kann, sehe ich keine andere Möglichkeit.«
Midleton wollte etwas erwidern, doch Hayes ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Ich habe Ihnen lange genug zugehört. Sie hatten Ihre Chance, Ihren Fehler einzugestehen, und Sie haben sie nicht genutzt. Sie können sich noch glücklich schätzen, dass ich Sie nicht einfach feuere. Wenn Sie die Rücktrittserklärung unterschreiben, wählen Sie die elegantere Art. Sie können es sich aussuchen. Wenn Sie nicht unterschreiben, dann gehe ich jetzt gleich in den Presseraum und feuere Sie vor laufender Kamera.«
Midleton war schockiert. Sein Gesicht war aschfahl, als er den wütenden Präsidenten ansah. Er hätte nicht im Traum gedacht, dass es einmal so weit kommen könnte.
Schließlich war er Charles Midleton, einer der beliebtesten Politiker in Washington. Midleton stellte sich vor, wie Hayes in den Presseraum gehen und der Welt verkünden würde, dass er seinen Außenminister schasste. Diese Peinlichkeit war nicht zu ertragen. Midleton würde keine Plattform haben, von wo aus er sofort zum Gegenangriff übergehen konnte. Hayes war im Moment zu populär, als dass man es mit ihm aufnehmen konnte. Er hatte Robert Hayes einmal mehr falsch eingeschätzt. Es gab keinen Ausweg mehr. Mit großem Widerwillen unterschrieb Charles Midleton die Rücktrittserklärung. In diesem Augenblick wusste er, dass er nie über diese Schmach hinwegkommen würde. Sein ganzes Leben, alles, wofür er in der Politik gearbeitet hatte, war mit einem Schlag vorbei.
Abgeordneter Rudin war gar nicht erfreut über die Tricks, mit denen man ihn zur Teilnahme an der Sitzung im Weißen Haus gebracht hatte. Der Sprecher des
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