Die Entscheidung
stattgefunden hatte. Bei vielen Menschen war das die Regel, da die Wenigsten ein bewusstes Leben führten und sie die Entwicklungen – ihre eigene Wandlung – verpassten, weil sie mit so wichtigen Dingen beschäftigt waren, wie sich über die Nachbarn zu beklagen oder die Kinder anzubrüllen.
Dies war jedoch einer der seltenen Augenblicke, in denen er spürte, dass etwas anders war. Etwas hatte sich verändert, er, um genau zu sein. Unwiderruflich und für alle Zeit.
Er kostete den Moment aus, versuchte, ihn auszudehnen, denn er wusste, dass er etwas Besonderes war. Ein Juwel, eingeschweißt in Zeit und Raum, konserviert für die Ewigkeit. Als er seinen Geist das letzte Mal so angespitzt erlebt hatte, stand ein Dämon in seinem Büro, und bedrohte ihn und die Seinen.
Ja, dachte er und zog Nella enger an sich, um sie zu wärmen. Das war auch so eine Situation gewesen, in der sich etwas in ihm verschoben hatte, doch das hier war anders. Plötzlich wusste er, was er zu tun hatte, und dieser Gedanke gab ihm Hoffnung und neue Kraft.
*
Nella war wie gelähmt vor Angst. Als sie Brutus am Fuß der Treppe fand, war er voller Blut gewesen und hatte bei jedem Schritt aufgejault. Er musste schreckliche Schmerzen leiden, doch der Tiefpunkt der Nacht war noch lange nicht erreicht. Obwohl ihr treuer Freund die drei Angreifer wie durch ein Wunder verjagt hatte, war das nur die Spitze des Eisbergs. Weitere Gruppen trafen ein und riegelten die Zugänge zur Ile hermetisch ab.
Da sie es nicht zum vereinbarten Treffpunkt schaffen würde, ohne gesehen zu werden, schlug sie sich zur Kathedrale durch, um in ihrem Inneren Schutz zu suchen. Etwas Besseres fiel ihr auf die Schnelle nicht ein, zumal sie in dem Chaos ihr Handy verloren hatte. Jetzt konnte sie Ernesto nicht einmal warnen, er würde geradewegs in die Falle tappen. Ihren verletzten Hund im Arm, ließ sie sich auf den Boden der Basilika nieder und weinte bittere Tränen.
Sie hatte alles verdorben, ihretwegen würde Blut vergossen werden – war bereits Blut geflossen, dachte sie und schluchzte in Brutus nasses Fell. Diese Schweine würden Ernesto wer weiß was antun, sie würden Enzo fertigmachen, und alles nur, weil sie sich aus dem Club geschlichen hatte. Weil sie eine Stunde Freiheit genießen wollte, die Zeit vergessen, und nun dieses Riesendurcheinander angerichtet hatte. Was Enzo dazu sagen würde, mochte sie sich nicht ausmalen, er würde komplett ausflippen. Falls sie ihn überhaupt noch einmal sehen würde, was sie in ihrer aktuellen Lage bezweifelte.
Die erste Überraschung kam in Form von Blanche und einem gut aussehenden jungen Mann, die wie ein Überfallkommando die Kathedrale stürmten. Beide bis an die Zähne bewaffnet, beide blutdurchtränkt. Da sie sich normal bewegten, nahm sie an, dass nicht ihr Blut an ihnen klebte – eine Sorge weniger. Die zweite Überraschung war, dass sich Blanche von einer Seite zeigte, die Nella noch nie an ihr gesehen hatte, sanft und fürsorglich. Ohne ein Wort nahm Blanche sie in den Arm und drückte sie vorsichtig an sich, bevor sie sie nach offensichtlichen und versteckten Verletzungen absuchte. Denn wenn man unter Schock stand, bemerkte man weder das eine noch das andere und konnte verbluten, ohne zu wissen, warum.
Als Enzo eintraf, hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, wenngleich ihre Hirn-Mund-Kombination noch nicht optimal funktionierte. Obwohl sie sich über die Maßen freute, ihn unverletzt zu sehen, hatte sie gleichzeitig panische Angst vor seiner Reaktion. Also zwang sie ihre Gedanken in die einzige Richtung, die sie zulassen konnte, ohne in Hysterie auszubrechen, und das war Brutus. Selbst wenn Enzo sie auf die Straße setzen würde, musste jemand ihren Hund retten. Er war der Held des Abends, hatte es allein mit drei ausgewachsenen Männern aufgenommen, um sie zu beschützen. Ohne ihn wäre sie Hackfleisch – er durfte nicht sterben.
Als sie das Hauptquartier erreichten, weigerte sie sich, Brutus zu verlassen. Enzos Leibarzt wartete im vorbereiteten OP der Katakomben und war einen Moment lang sprachlos, als sie ihm das blutige Bündel auf den Tisch legte.
„Ein Hund?“, fragte er mit offensichtlichem Entsetzen. „Deswegen haben Sie mich aus der Universitätsklinik einfliegen lassen?“
Mit zwei Schritten war Ernesto bei ihm und schloss eine Pranke um seine … ähm, Eier. Autsch.
Enzo folgte ihm und sagte so leise, dass Nella es beinah nicht
Weitere Kostenlose Bücher