Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
Vom Netzwerk:
stand immer ganz oben auf meiner Prioritätenliste“, murmelte sie.
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das ist bloß eine Beschäftigungstherapie.“
    Eigentlich wollte sie genervt die Augen verdrehen, aber etwas an seinem Ton ließ sie aufhorchen, als wüsste er etwas, das ihr entgangen war.
    Er schien ihr stummes Einverständnis zu spüren, denn er fuhr leiser fort: „Das alles ist ein Test, verstehst du?“
    „Nein, ehrlich gesagt stehe ich gerade auf dem Schlauch. Kannst du dir deine philosophische Anwandlung vielleicht für nach den Kampf aufsparen? Wir müssen nämlich los.“
    „Und was, wenn es kein Nachher gibt? Wenn wir nur das Jetzt haben, und in einer Stunde alle sterben werden?“ Nachdem sie ihn sprachlos anstarrte, fuhr er leiser fort: „Willst du nicht wissen, wofür du vielleicht gleich dein Leben lässt? Oder für wen?“
    „Verflucht noch mal, Andrej! Wir beide wissen, dass wir gegen Saetan in den Krieg ziehen, also was soll das?“
    Er schüttelte den Kopf. „Auch die Engel befinden sich im Krieg.“ Letzteres hatte er so leise gesagt, dass sie für einen Moment glaubte, sich verhört zu haben.
    „Die Engel?“
    Darauf nickte er. „Miceal führt sie an. Er muss es lange geplant habe n .“
    „Geplant haben?“ Na toll, Blanche, der Papagei. „Was? Den Krieg?“
    „Zarkyels Sturz.“
    Da klingelte etwas bei ihr. Zarkyel, der Goldene, war das Arschloch gewesen, das ihren Eltern unter der Bedingung ein Kind ermöglicht hatte, dass Blanche ihm nach der Geburt übergeben und die Beziehung beiden beendet würde. Im Gegenzug wollte er Blanche und Ithuriel vor Saetan beschützen.
    Wie das ausgegangen war, ist bekannt. Zarkyel, dieser Loser, hatte auf ganzer Linie versagt. Zwar konnte der bis dahin sterile Tchort ein Kind zeugen, aber zum Schutz für Mutter und Kind hatte es nicht gereicht. Vielleicht sollte es das auch nicht.
    Sie vermutete, dass der Goldene Ithuriel nach ihrem Ausflug ins Land der Dämonen loswerden wollte, und sie Saetan überlassen hatte. Wenn sie genauer darüber nachdachte, konnte es sich sogar um eine Art Abmachung gehandelt haben. Saetan bekam die Frau, Zarkyel das Kind, und Tchort wurde für seinen Ungehorsam bestraft.
    Das waren lediglich Vermutungen, doch während Beliars Abwesenheit hatte sie oft darüber nachgedacht, war jedoch nie zu einem befriedigenden Ergebnis gekommen. Am Ende fehlte immer irgendwas und machte ihre Theorien so löchrig wie einen Schweizer Käse.
    Ausgerechnet jetzt kam Andrej damit zu ihr und half ihr unbewusst, die vermissten Puzzleteile in das Mosaik einzusetzen, das sie ihr Leben nannte. Woher bezog er sein Wissen?
    Er schien ihre Frage zu spüren, die unausgesprochen im Raum hing. „Als ich bei Tchort war, und er mich auf Himmelsrichtungen getestet hat …“
    „Sagtest du nicht, dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst?“, unterbrach sie ihn.
    „Zuerst nicht, aber nach und nach kommt alles zurück.“ Er fuhr über die lange Narbe seines Unterarms und betrachtete sie im Dämmerlicht. „Er ist in meinen Geist eingedrungen, und dabei muss eine Art Echo seiner Gedanken auf mich übergegangen sein.“ Er sah auf und wirkte gequält. „Obwohl es nur ein Bruchteil von dem ist, was er empfunden haben muss, ist es stark, Blanca.“
    Der Schmerz in seiner Stimme ließ sie seine Hand ergreifen und sanft drücken. Er beugte sich vor und lehnte den Kopf gegen ihr Schlüsselbein.
    „Es fühlt sich an, als wäre ich dabei gewesen. Zarkyel hat ihn betrogen, und Tchort ist ausgerastet. Deswegen hat Miceal von der Sache Wind bekommen. Ich glaube …“ Er schluckte und schüttelte den Kopf.
    Blanche schlang die Arme um ihren Freund und gab ihm Halt. Er atmete ihren Duft ein und erwiderte ihre Umarmung.
    „Was glaubst du?“
    „Ich glaube, Miceal hat deine Mutter ebenfalls geliebt.“
    Das hier wurde besser und besser.
    „Blanche!“
    Oh-oh. Ihr Dämon war gelandet, und er war nicht glücklich, dass sie hier herumhingen und Erinnerungen austauschten.
    „Wir sind gleich bei dir.“
    „Du bist spät dran.“
    Wem sagte er das?
    „Wir sind unterwegs.“
    Sie drückte Andrej ein letztes Mal, dann löste sie sich vorsichtig. „Gibt es noch etwas, dass du aus Tchorts Geist aufgeschnappt hast?“
    „Es war eine ziemliche Menge, aber das Meiste davon habe ich wieder vergessen.“
    Kein Wunder. Das Gedächtnis eines Schwarzen Gottes musste den Geist eines Menschen überfordern, selbst wenn er zur Hälfte ein Dämon war. Jedem

Weitere Kostenlose Bücher