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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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Wohnung mit vier Schlafzimmern, jedoch tief unter der Erde mit Stahltüren wie bei einem U-Boot, und natürlich ohne Fenster. Dass Klein Enzo deswegen ganz aus dem Häuschen war, konnte sie noch verstehen, immerhin war er ein Junge und sah in so ziemlich allem ein Abenteuer. Aber für sie war das nichts, von Brutus ganz zu schweigen.
    Deswegen hatte sie sich nach dem Frühstück aufgemacht, Enzos Spross zu suchen, und ihm die kleine Leonie mit dem Hinweis anvertraut, dass sie sämtliche Playstation-Konsolen abbauen lassen würde, wenn dem Kätzchen während ihrer Abwesenheit irgendetwas zustoßen oder abhandenkommen würde. Wie zum Beispiel Schnurrhaare oder ein Stück vom Schwanz. Natürlich hatte er darüber gelacht, und insgeheim hatte sie auf diese Reaktion gehofft. Andernfalls hätte sie nicht tun können, was sie schon seit einer gefühlten Ewigkeit tun wollte. Geschickt hatte sie eines von Blanches Combart-Messern aus den Dockers gezogen, und es so geworfen, dass es zwischen seinen Fingern im Parkettboden stecken geblieben war. Den Trick hatte ihr Ernesto beigebracht, und oh Mann, er war verplüscht gut mit dem Messer.
    Als Ramirez vor einigen Wochen damit begann, die Waisen zu trainieren, hatte Enzo sie ebenfalls zu zwei Stunden Unterricht pro Tag verdonnert. Überraschenderweise machte ihr das Training Spaß, sodass die Übungseinheiten mittlerweile den halben Vormittag einnahmen. Sie fingen am Schießstand an, wo sie eimerweise Magazine leerte, indem sie auf bewegliche Ziele ballerte. Danach stand Nahkampf auf dem Programm, manchmal mit, manchmal ohne Messer. Dazu kamen Abrollübungen sowie effektive Schläge und Tritte, um sich aus diversen Griffen zu befreien. Brutus half auch. Er apportierte die Messer, die daneben gingen, wenn sie auf Zielscheiben oder Dummies warf. Zu seinem Unmut wurden es immer weniger, denn wer hätte gedacht, dass sie ein Talent für derlei Dinge besaß? Wenn man sich nicht dusselig anstellte, war es eigentlich nicht schwer. Sie musste sich nur vorstellen, auf Pierre, ihren ehemaligen Zuhälter, zu schießen, schon ging es wie geschmiert. Den gleichen Trick wandte sie im Nahkampf an. Wenn sie daran dachte, dass Zoey sich unter Ernestos Schutzkleidung verbarg, schlug sie gleich dreimal fester zu. Ernesto glaubte, dass sie ein Naturtalent war, und bei der aufrechten Anerkennung, die in seiner Stimme mitschwang, schien es ihm ernst zu sein.
    In jedem Fall reichte es, um Klein Enzo zu beeindrucken, der seit ihrer Messer-Vorstellung am Mittag aufrechter saß, wenn sie den Raum betrat.
    Ramirez für ihren Plan zu gewinnen, war eine deutlich härtere Nuss gewesen. Marcel hatte ihn für ihre Sicherheit verantwortlich gemacht, wobei sie den Verdacht hegte, dass Enzo ursprünglich ihm diese lästige Aufgabe übertragen hatte. Nichts gegen Ramirez, aber Enzo würde keinem von Marcels Handlangern ihr Leben anvertrauen. Sie vermutete, dass Marcel wie sie nicht der Typ war, der sich unter der Erde verkroch, bis sich der Staub gelegt hatte. Die gebrochene Nase war Beweis genug, dass er einem Kampf nicht aus dem Weg ging, und dass es sich nicht lohnte, sie richten zu lassen. Davon abgesehen war nicht zu übersehen, dass er in Blanche verliebt war. Wenn die Hölle losbrach, wollte er in ihrer Nähe sein, genau wie sie.
    Ramirez dagegen empfand keine derartigen Gefühle für Blanche. Allerdings hatte er eine Schwäche für Cam. Wenn Blanches zornige Freundin in der Nähe war, konnte er seine Augen nicht von ihr abwenden, nicht einmal beim Training.
    Also tat Nella das, was eine Frau tun musste, um zu bekommen, was sie wollte.
    Sie log.
    *
     
    Auf der Suche nach Andrej durchstreifte Blanche die Gänge und stellte fest, dass das Hauptquartier wie ausgestorben wirkte. Vereinzelt standen Wachleute auf ihren Posten, die meisten waren allerdings mit der Aufgabe betraut worden, die Bewohner des Klubs in Sicherheit zu bringen. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie die Leute allesamt ausgeflogen. Wozu in Paris bleiben? Poissy lag zwanzig Kilometer westlich, Versailles sogar nur fünfzehn.
    Doch als Pate von Paris kam für Enzo eine Flucht nicht infrage, selbst nicht für die famiglia . Das käme einer Kapitulation gleich und er würde die Stadt seinen Feinden offenbaren. Dass er dazu nicht in der Lage war, zeigte Blanche, wo seine Prioritäten lagen. Das Geschäft kam vor allem anderen, selbst vor seinem Sohn. Und Nella.
    Sie streckte die Fühler nach Andrej aus, und fand ihn drei Etagen über sich im

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