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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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Kinder.
    Â»Jetzt könnt ihr alles anwenden, was ihr in eurer Erste-Hilfe-Ausbildung gelernt habt«, wies sie sie an. »Säubert die Schnittwunden. Verbindet die stark blutenden mit Kompressionspflastern und schient und verbindet den gebrochenen Arm. Wenn ihr meint, dass es nötig ist, gebt ihr ein Schmerzmittel.«
    Die Kinder nahmen die Erste-Hilfe-Kästen aus dem Auto und machten sich an die Arbeit, während Kyle und Speaks von zwei Teenagern zu einer der zerstörten Hütten geführt wurden. Sie sprachen kaum Englisch, und Kyle und Speaks konnten kein Malaiisch, aber sie brauchten nicht lange, um herauszufinden, dass die Mädchen glaubten, unter dem eingestürzten Dach wäre jemand eingeklemmt.
    Das Baugerüst hatte die Hütte mit voller Wucht getroffen, die Veranda abgerissen und das gesamte Gebäude auf seinen Pfählen nach hinten knicken lassen. Die hölzerne Außenwand hatte nachgegeben und die Reste des Metalldachs lagen auf einem Brettergewirr. Die Vorderseite ruhte unsicher auf dem verbogenen Gerüst  – der einzige Grund dafür, warum die Hütte nicht einfach in sich zusammengefallen war.

    Kyle stieß sachte gegen die Wand, um zu sehen, wie stabil sie war. Es knarrte gewaltig und eines der Mädchen schrie entsetzt auf.
    Â»Ich prüfe ja nur«, erklärte Kyle, trat zurück und hob die Hände, um die Mädchen zu beruhigen.
    Miss Speaks hielt die Finger hoch, wie um zu zählen. »Wie viele Leute?«
    Das Größere der beiden Mädchen zeigte zwei Finger, doch dann verschränkte es die Arme und wiegte sie hin und her  – mindestens eines der Opfer war also ein Baby.
    Kyle sah Speaks an. »Es ist zu instabil, um unter das Dach zu klettern. Wir müssen die Hütte entweder abstützen oder abreißen.«
    Er hoffte, dass Speaks einen besseren Plan hatte, doch sie schwieg.
    Â»Es wäre einfacher, das Ganze abzureißen, aber dann könnten die Menschen darin unter den Trümmern begraben werden«, fügte Kyle hinzu.
    Speaks beugte sich unter die Konstruktion und inspizierte sorgfältig die stark schräg stehenden hinteren Pfähle. »Das Gerüst steht in einem schrägen Winkel. Wenn es nachgibt, fällt alles nach hinten zusammen. Wie wäre es, wenn wir den Land Cruiser holen und so gegen die Hütte stellen, dass sie nicht nach hinten umkippt?«
    Â»Wird das reichen?«, zweifelte Kyle.
    Speaks nickte. »Es ist ein schwerer Wagen. Der hält eine Weile, wenn du vorsichtig Gas gibst und dagegen drückst.«

    Â»Ich?« , schluckte Kyle.
    Speaks ließ ihre kräftigen Muskeln an Brust und Armen spielen. »Wenn du nicht da raufgehen und das Dach anheben willst, ja. Aber ich schätze, darin bin ich besser, oder?«
    Speaks war nicht nur muskulös, sie war auch Meisterin im Gewichtheben gewesen und unter diesen Umständen geradezu eine Idealbesetzung.
    Kyle erklärte Aizat schnell ihren Plan, als er zum Land Cruiser zurücklief.
    Â»Es sind Zwillinge«, erzählte Aizat. »Zwei Jungen, elf Monate alt.«
    Â»Es beunruhigt mich, dass wir sie nicht schreien hören«, sagte Kyle. »Wir werden es versuchen, aber ich bin nicht gerade optimistisch.«
    Es war schwierig, den Land Cruiser durch den Schutt zurückzusetzen und den Strand entlang sowie durch die schmale Gasse zwischen den beiden am schwersten beschädigten Hütten zu fahren. Glücklicherweise hatten diese beiden Hütten leer gestanden, als sie von der Welle getroffen worden waren, da die Bewohner auf dem Festland arbeiteten.
    Als Kyle mit dem Heck des Wagens hinter der schwankenden Hütte parkte, hatte sich bereits eine kleine Menge an Einheimischen versammelt, um ihnen zuzusehen, und zwei Maler waren von der Baustelle herübergekommen, um zu helfen.
    Kyle lehnte sich aus dem Fenster. »Fertig?«
    Miss Speaks sah zu Dante hinüber, der sich einen
gelben Schutzhelm mit einer starken Lampe aufgesetzt hatte.
    Â»Alles klar«, lächelte Dante nervös.
    Â»Dann setz zurück!«, befahl Speaks.
    Kyle schaltete das Getriebe des Land Cruisers ein, das für die Drehzahl sorgte, mit welcher der Wagen schlammige Wege erklimmen oder  – hoffentlich  – eine wackelige Holzhütte halten konnte. Er ließ die Handbremse los und berührte ganz sachte das Gaspedal.
    Er blickte über die Schulter hinweg und hörte, wie das Haus knarrte und knackte.

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