Die Entscheidung
eine Reflektionswelle jener Schockwelle, die die thailändische Küste verwüstet hat. Es hat zwar furchtbar ausgesehen, war aber nur ein Zehntel von dem, was Thailand erlebt hat. Und vielleicht nur ein
Tausendstel so stark wie die Welle, die vor ein paar Stunden an der Küste von Indonesien angekommen ist.«
Kyle hatte gerade die schlimmsten Stunden seines Lebens durchgemacht und konnte sich kaum vorstellen, wie es erst für die Menschen in Indonesien gewesen sein musste, wenn sie von einer Wasserwand mit der tausendfachen Kraft überrollt worden waren.
»Wie ist unsere Lage?«, fragte Speaks. »Wie steht es mit Vorräten und Ausrüstung?«
Large schüttelte missbilligend den Kopf. »Die Kandidaten hatten ihre Ausrüstung zur Inspektion ausgebreitet, daher haben wir sie verloren. Aber wenn es da drauÃen im Dschungel besser aussieht, können wir die Kids immerhin noch zu einem rudimentären Ãberlebenstraining schicken.«
Bei dieser Aussicht sackten die sechs Kinder sichtlich in sich zusammen.
Doch Miss Speaks schüttelte den Kopf. »Bei allem Respekt, Norman, ich halte das für unverantwortlich. Nach dieser Katastrophe werden die Noteinsatzkräfte alle Hände voll zu tun haben. Wir können es nicht riskieren, die Kinder in den Dschungel zu bringen. Was, wenn etwas schiefgeht? Wahrscheinlich gibt es keinen Hubschrauber und keine Rettungsboote, um sie bei einem Unfall aus der Gefahrenzone zu bergen, und selbst wenn wir es bis ins Krankenhaus schaffen sollten, hätten sie dort keine Betten für uns.«
Large dachte einen Augenblick darüber nach.
»Ich glaube, Sie haben recht«, seufzte er schlieÃlich. »Aber wir könnten ihnen Schaufeln geben und sie wenigstens zwei Tage lang Löcher in den Schlick graben lassen.«
»Aber was ist in diesem Schlick«, gab Speaks zu bedenken. »Ich will es den Kandidaten ebenso wenig leicht machen wie Sie, aber wir können nicht wissen, ob das, was jetzt am Strand liegt, sich vor drei Stunden nicht noch in einer Kläranlage in Thailand oder einer Fabrik befunden hat, die giftige Abwässer produziert.«
»Und auf jeden Fall ist er voller Glasscherben«, fügte Kyle hinzu. »Und wenn sich dabei jemand verletzt oder einen Hitzschlag bekommt, gibt es ebenso wenig Evakuierungsmöglichkeiten oder Krankenhausbetten wie bei einem Unfall im Dschungel.«
Die Kinder sahen einander hoffnungsvoll an, wagten aber kein Lächeln, um Large nicht wütend zu machen. Doch wie sich zeigte, brauchte es das gar nicht.
»Aber was soll ich denn jetzt tun?«, schrie Large, warf die Arme in die Luft und sah Kyle und Miss Speaks vorwurfsvoll an. »Mac lässt mich das Training nicht verlängern, und nach all diesen Argumenten können wir den sechs auch gleich ihr graues T-Shirt aushändigen!«
Die beiden groÃen Whiskeys begannen, ihre Wirkung zu zeigen. Miss Speaks hatte aufgehört zu zittern, und ihre massiven Schultern wirkten sichtlich entspannt, als sie die Achseln zuckte.
»Wir befinden uns mitten in einer Naturkatastrophe,
Norman. Es könnte Tausende von Toten gegeben haben. Da muss das CHERUB-Training einfach mal zurückstehen.«
Iona fing Dantes Blick auf und die Trainingspartner grinsten einander an. Dann schoss eine Faust in die Luft, und Reece, der Junge, der auf dem Tennisplatz beinahe zusammengebrochen wäre, schrie triumphierend: »Jaaa!«
Gleich darauf waren alle Kinder aufgesprungen und umarmten einander. Dante lieà sich auf den Boden fallen und strampelte mit den Beinen in der Luft.
»Ihr haltet euch wohl für besonders schlau, was?«, brüllte Large und funkelte seine Kandidaten an. »Ihr glaubt wohl, ihr hättet alles überstanden, was? Aber ihr seid sehr jung. Hier kann ich euch zwar nicht mehr trainieren, aber wenn ihr euch das nächste Mal zu einer Ãbung meldet, werde ich mir so manches für euch einfallen lassen!«
Doch sosehr ihnen Large auch drohte, ihren Status als Grauhemden konnte er ihnen nicht mehr nehmen. Kyle erinnerte sich daran, wie erleichtert er selbst damals gewesen war, als er die Grundausbildung geschafft hatte, und konnte nicht widerstehen, die jubelnden Kinder aufzuziehen.
»Aber ihr habt nicht die vollen hundert Tage geschafft«, grinste er. »Ihr seid also keine richtigen Grauhemden.«
»Du kannst mich mal«, erwiderte Dante und zeigte Kyle gleich zwei
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