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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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Hornisse durchs Fenster hereingeflogen und prallte gegen seinen Kopf.
    Instinktiv zuckte er zusammen und trat dabei heftig aufs Gaspedal. Der Geländewagen schoss so schnell zurück, dass die Zuschauer erschrocken aufschrien, als die ganze Hütte ächzte. An der Vorderseite verdrehte sich ein Teil des Baugerüsts und begann einzuknicken.
    Â»Kyle, du Irrer, was machst du denn da?«, schrie Speaks.
    Die Hornisse summte immer noch um Kyles Kopf herum, und nach mehreren erfolglosen Versuchen, sie abzuwehren, nahm er schließlich eine Hand vom Steuer, stieß die Fahrertür auf und hoffte, dass das irritierende Insekt hinausfliegen würde.
    Als das Metall- und Holzgewirr über seinem Kopf zu knarren begann und sich verschob, durchfuhr Dante
ein furchtbarer Schreck. Er wollte schon flüchten, aber er hatte es fast geschafft, die Babys zu befreien, als plötzlich die Pfähle an seinem Durchschlupf nachgaben: Der Rückweg war versperrt und das Dach senkte sich noch weiter auf ihn herab.
    Speaks versuchte verzweifelt, das Dach wieder anzuheben, doch da sah Dante eine andere Möglichkeit. Durch den Ruck hatte sich alles verschoben und direkt über der Wiege fiel jetzt ein himmlisches Licht durch ein Loch.
    Dante ließ abrupt die Säge fallen und zwängte sich in die Wiege. Vorsichtig, um nicht auf die Babys zu treten, richtete er sich in der neuen Öffnung auf. Als sein Kopf auftauchte, schrien die Leute, jedoch nicht vor Erleichterung, sondern vor Schreck, weil sich der gesamte Bau nach vorne neigte.
    Â»Jemand muss sie nehmen!«, schrie Dante, griff nach unten und packte das schreiende Baby-Paar an den Windeln.
    Speaks war zu schwer und fürchtete, dass das Dach unter ihrem Gewicht einbrechen würde, daher kletterte Iona hektisch über die Holzsplitter und ergriff die Babys.
    Die beiden kleinen Jungen protestierten lautstark gegen die grobe Behandlung, als sie in die wartenden Arme von Miss Speaks heruntergelassen wurden. Gerade als Iona wieder hinunterspringen wollte, merkte sie, dass Dante es nicht allein schaffte, sich durch das Loch aufs Dach zu hieven.

    Kleiner als Dante, aber durch die Grundausbildung gekräftigt, zog sie ihn in dem Moment aus dem Loch, als das Baugerüst, das bis jetzt die Vorderseite der Hütte gehalten hatte, endgültig nachgab. Die Umstehenden sprangen beiseite, als der Teil des Daches, auf dem Dante und Iona standen, seitlich nach unten rutschte.
    Dante wollte gerade abspringen, als er sah, dass Iona eine bessere Idee hatte: Sie glitt auf dem Metall wie auf einem Surfbrett nach unten bis in den Schlamm vor der Hütte, und Dante tat es ihr gleich.
    Inzwischen war Kyle die Hornisse endlich los, aber da er nicht um das Gebäude herumsehen konnte, hatte er keine Ahnung, was vor sich ging. Ihm wurde fast schlecht, als er beobachtete, wie die Hütte langsam zusammenfiel. Doch dann sah er, wie einer der anderen Auszubildenden den Daumen hochhielt.
    Â»Sie sind draußen! Fahr los!«
    Kyle legte erleichtert den Vorwärtsgang des Land Cruisers ein und der große Wagen schoss den Strand hinauf. Allerdings hatte er in der Aufregung vergessen, dass die Fahrertür noch offen stand. Sie prallte gegen einen Baumstamm und schlug mit einer großen Beule im Metall zu.
    Als er zwanzig Meter entfernt war, ächzte die gesamte Hütte, bis sie endgültig auf ihren Pfählen zusammenbrach.
    Einen Augenblick später gesellte sich Dante völlig außer Atem zu den beiden Mädchen, die jeweils ein
schreiendes Baby im Arm hielten, während ihnen eine ältere Dorfbewohnerin mit ein paar Wattebäuschen sorgsam den Staub aus den Gesichtchen wischte.
    Â»Das hast du gut gemacht«, strahlte Miss Speaks und schlug Dante kräftig auf den Rücken. »Schade, dass das keine Mission war, sonst hättest du dir gerade eben die schnellste Beförderung aller Zeiten zu einem dunkelblauen T-Shirt verdient.«

14
    Am Nachmittag brach ein Tropensturm los. Tischtennisballgroße Tropfen prasselten in den Matsch und knöcheltiefe Schlammströme flossen durch das Dorf. Doch die Welle selbst hatte glücklicherweise nur zwei Dorfbewohner ernster verletzt: die ältere Frau mit dem gebrochenen Arm und einen älteren Mann, den eine Gerüststange in den Rücken getroffen hatte. Ein kleines Mädchen war von der Welle mehrere Hundert Meter mitgerissen worden aber unverletzt geblieben, und beim Nachzählen stellte sich

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